Beschreibung
Lucio Magri, eine der überragenden intellektuellen Persönlichkeiten der italienischen Linken, untersucht in 'Der Schneider von Ulm' die Ursachen für den Niedergang einer der mächtigsten und lebendigsten kommunistischen Parteien des Westens. Der letzte Kongress der italienischen Kommunisten, auf dem die Partei zu Grabe getragen wurde, tagte im Jahr 1991. Es war durchaus ein bewusster Freitod, angetrieben durch den Wunsch nach einem Neuanfang. Doch der fand niemals statt, und damit verlor die Welt ein unschätzbares politisches, organisatorisches und theoretisches Erbe. Die PCI markiert fast ein Jahrhundert italienischer Geschichte, von der Gründung im Jahre 1921 über den Partisanenkampf und die Wende von Salerno 1944, die Entstalinisierung von 1956, die lange Phase von '68 bis zum 'historischen Kompromiss', schließlich die verpasste Gelegenheit zur demokratischen Transformation. Mit Strenge und Leidenschaft verbindet 'Der Schneider von Ulm' eine originelle und kundige Interpretation der Geschichte des italienischen Kommunismus mit der Lebenserfahrung eines militanten 'Ketzers'. Das Ergebnis ist eine fesselnde Lektüre, die neben einem fundierten historischen Überblick zur Geschichte des westeuropäischen Kommunismus auch hochinteressante Aufschlüsse über das moderne Italien liefert.
Autorenportrait
Lucio Magri (1932-2011), Journalist und Politiker, trat in den 1950er Jahren der Kommunistischen Partei Italiens bei. 1969 wurde er zusammen mit Rossana Rossanda, Valentino Parlato, Luciana Castellina u. a. ausgeschlossen, weil sie sich mit dem Prager Frühling solidarisierten. Daraufhin gründeten sie die berühmte Zeitschrift 'il manifesto'. Während der folgenden Dekaden war Magri vor allem in der unabhängigen Linken und der Friedensbewegung aktiv. Sein Buch 'Il Sarto di Ulm' erschien 2009 in Italien und 2011 in England (The Tailor of Ulm: Communism in the Twentieth Century). Lucio Magri galt als einer der bedeutendsten linken Intellektuellen Italiens.