Beschreibung
Woher kommt das Wort ,Ostern'? Was haben Lamm und Hase mit Ostern zu tun? Wie baut sich der Zyklus der Ostertage auf? Wie wird dieses Fest gefeiert, beispielsweise in Südamerika? Was hat die sogenannte ,Kleine Eiszeit' mit dem Osterspaziergang in Goethes "Faust I" zu tun? Und die Auferstehung? Nur noch ein theologisches Relikt und schwer nachvollziehbar? Dieser Band möchte seinen Leserinnen und Lesern all jene Fragen zum Thema Ostern beantworten - so weit es möglich ist.
Leseprobe
Textprobe: Von Rosenmontagsumzügen, Palmeseln, vom Ostergelächter und dem Isenheimer Altar [.] Ostern: Dass das Osterfest nach einer germanischen Göttin namens Ostara benannt worden sein soll, ist umstritten. Das Wort Ostern ist wohl eher von Osten abgeleitet. Die Göttin könnte eine Erfindung von Beda Venerabilis (Northumbria 7./8. Jahrhundert) sein. Ostern, der Begriff für die Morgenröte und das aufsteigende Licht, ist bei Karl dem Großen der Name des Monats April. Die Osterfeier ist und war mit vielerlei regional unterschiedlichen Riten verbunden. In drei biblischen Berichten geschieht die Auferstehung Christi am frühen Morgen, also beim aufgehenden Licht, so in Mk. 16, 9; im Johannes- Evangelium dagegen in der Nacht (Joh 20, 1). Insofern variieren auch die Zeiten der Osternacht- bzw. der Ostermorgenfeier. Am Karsamstagabend oder in der Nacht zum Ostersonntag werden vielerorts Osterfeuer angezündet. Manchmal verbrennen die Weihnachtsbäume des vergangenen Jahres darin. Osterfeuer am Flussufer oder bei Ortschaften sind Volksfeste geworden, in denen allerlei Restholz verbrannt wird. Dieses ist losgelöst von der Osterfeier. Liturgisch wird am Osterfeuer die Kerze oder Fackel entzündet, die das Feuer zur Osterkerze in die Kirche bringt. Sie wird in einer Prozession in die dunkle Kirche getragen mit dem dreimaligen Ruf "Christus, Licht der Welt" (lumen Christi). Die Osterkerze hat ein Kreuz sowie die Jahreszahl des Festes und in der Mitte und an den vier Eckpunkten des Kreuzes Wachsnägel als Zeichen für die fünf Wunden Christi. Die Kerze brennt an den Sonntagen nach Ostern. Ist im ersten Teil der Osternachtfeier die liturgische Farbe noch Violett, so ist sie von der Eucharistiefeier an Weiß, manchmal in den priesterlichen Gewändern mit Goldbrokat. Weiß gilt für die gesamte Osterzeit. Die Feier in der Nacht oder am frühen Morgen bei Sonnenaufgang ist der eigentliche Ostergottesdienst. Sie beginnt mit einer Nachtwache, begleitet von Lesungen und Gebeten, anschließend finden Taufen statt oder, wenn es keine Täuflinge gibt, ist ein Taufgedächtnis, und daran anschließend erklingt das Osterevangelium. Die Eucharistie wird gehalten, wenn auch nicht überall. Zum Gloria der Ostermesse werden die Glocken geläutet, die seit Gründonnerstag geschwiegen haben. Die Taufe am Osterfest war üblich, denn die Taufe wird nach dem Brief des Paulus an die Römer im 6. Kapitel als Übergang vom Tod zum Leben gedeutet; die Täuflinge sind "mit Christus begraben in den Tod und werden mit ihm auferstehen" (Röm. 6, 3 ff.), insofern wird sie am Übergang vom Karsamstag zum Osterfest oder von der Nacht zum Licht des neuen Morgens vollzogen. Um die Auferstehung zu versinnbildlichen, wurde in manchen Kirchen in früherer Zeit nach der Osternachtfeier eine Christus-Figur aus dem Holzsarg gezogen. Der Gottesdienst am Ostersonntag Vormittag ist traditionell die zweite Ostermesse. Das älteste deutschsprachige Lied "Christ ist erstanden" (EG 99), das heute noch Ostern gesungen wird, entstand 1160 in Salzburg; die zweite Strophe wurde im 15. Jahrhundert hinzugefügt. Möglicherweise ist die Zeile "Christ ist erstanden" (nach Lk. 24, 34), aus der Ostersequenz in das Volkslied eingegangen, "scimus Christum surrexisse a mortuis vere." Die Ostersequenz "Victimae paschalis laudes" (Lob des Passah-Opfers) stammt von Wipo von Burgund (gest. 1046). Sie besingt die Auferstehung Christi. Das Lied 99 wurde jedoch auch außerhalb des Gottesdienstes bei dramatischen Osterspielen sowie vermutlich bei Kreuzzügen und Wallfahrten gesungen.