Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783868286977
Sprache: Deutsch
Umfang: 96 S., 66 Illustr., 66 Duotone Abb.
Format (T/L/B): 1.4 x 27 x 21 cm
Auflage: 1. Auflage 2016
Einband: gebundenes Buch
Beschreibung
Ulrich Wu¨st ist ein ku¨hler Beobachter seiner Zeit, der sich an gesellschaftlichen und politischen Gegensa¨tzen reibt. Kleine Absurdita¨ten des Alltags stehen in deutlichem Widerspruch zur kollektiven Betonung des o¨ffentlichen Lebens als wichtigem Teil der sozialistischen Ideologie. Der Fotograf kompiliert in u¨ber la¨ngere Zeitra¨ume entwickelten Bildserien die Abwesenheit einer Bu¨rgergesellschaft in der DDR und erforscht so das kollektive Gefu¨hl der Privatheit - bis hin zur inhaltlichen Leere und Sinnlosigkeit. Nachdem die ku¨nstlerische Produktion der DDR - dabei vor allem die Fotografie-Szene - lange nur nach ihren eigenen Maßsta¨ben bewertet wurde, wird sie heute in gro¨ßere, auch internationale Zusammenha¨nge eingeordnet. So ist das umfangreiche Werk von Ulrich Wu¨st auch im Kontext mit renommierten amerikanischen Fotografen wie Lewis Baltz, Ed Ruscha oder Stephen Shore zu lesen. Seine Aufnahmen von ku¨nstlerischen und politischen Ereignissen, von Freunden und Familie sowie von Gegenständen des allta¨glichen Lebens formulieren ein perso¨nliches aber zugleich u¨bergreifendes Dokument von Zeitgeschichte. Ulrich Wu¨sts Fotografie folgt einem klaren Bildprinzip - visuell ausformuliert, in den Kompositionen bis ins Detail durchdacht und eindeutig architektonisch beeinflusst. Das Spezifische an seinen Bildern ist die Dialektik zwischen vermeintlicher Objektivita¨t und subjektiv-subversiver Detailgenauigkeit. Die Fotografien - intim in Inhalt und Gro¨ße - ordnet Ulrich Wu¨st in handgefertigten Leporellos fu¨r eine perso¨nliche Nutzung an. Diese ungewo¨hnliche Form der Pra¨sentation bezieht sich auf die topografischen Ansichtsalben des 19. Jahrhundert. Die vorliegende Publikation folgt in Bildabfolge, Format und Titel Wüsts handgefertigtem Leporello "Später Sommer / Letzter Herbst", transformiert dieses erstmalig in eine Buchform und fasst Serien und einige Einzelbilder aus dem Jahr 1989 zusammen. Monografisch, sich nur an einer einzelnen Serie orientierend und ohne den urspru¨nglichen Charakter zu vera¨ndern, illustriert dieses Buch keine Ausstellung, sondern ist ein autonomes Objekt - rau und direkt in der Bildqualita¨t. Ulrich Wu¨st (*1949) war in den 1970er-Jahren Stadtplaner und Bildredakteur in Ost-Berlin, seit 1984 ist er als freischaffender Fotograf ta¨tig. Wu¨st hat unter anderem im Fotomuseum Winterthur, in der Berlinischen Galerie, im Neuen Museum Weimar, im Leonhardi-Museum in Dresden und im Los Angeles County Museum of Art ausgestellt.