Die Räuberbande

Roman, REVISITED 20, Moderne Klassiker

Auch erhältlich als:
23,00 €
(inkl. MwSt.)
In den Warenkorb

Lieferbar innerhalb 1 - 2 Wochen

Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783902950727
Sprache: Deutsch
Umfang: 291 S.
Format (T/L/B): 2.5 x 21.5 x 13.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Leonhard wurde am 4. September 1882 als viertes Kind des Schreinergesellen Johann Frank und dessen Ehefrau Marie in Würzburg geboren. Nach einer Fahrradmechanikerlehre schlug er sich zunächst als Fabrikarbeiter, Klinikdiener und Chauffeur durch, bis er 1904 in München anfing, Kunst zu studieren. Von 1910 bis 1914 lebte er in Berlin. 1912 erschienen erste Erzählungen in der Schaubühne und dem damals von Alfred Kerr betriebenen PAN. 1914 erschien sein Debütroman "Die Räuberbande", für den er noch im selben Jahr mit dem Fontane-Preis ausgezeichnet wurde. 1915 emigrierte er in die Schweiz und kehrte erst nach dem Ende des Ersten Weltkriegs nach Deutschland zurück. 1918 beteiligte Frank sich an der Münchner Räterepublik als Anhänger von Kurt Eisner und Gustav Landauer und war zeitweilig Mitglied im Vollzugsausschuss des Arbeiter- und Soldatenrates. Nach der Niederschlagung der Rätebewegung in München Anfang Mai 1919, bei der Frank verwundet wurde, kehrte er nach Berlin zurück, lebte zwischenzeitlich aber auch in München, Würzburg und Wien. Für den im Deutschen Reich aufgrund der pazifistischen Grundhaltung verbotenen Novellenzyklus "Der Mensch ist gut" erhielt Leonhard Frank 1920 den Kleist-Preis. 1934 wurde ihm, u. a. wegen der Unterzeichnung des Saaraufrufs deutscher Intellektueller, die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. 1936 reiste er gemeinsam mit Thomas Mann aus Anlass des 80. Geburtstags von Sigmund Freud nach Wien. Nachdem Franks Bücher den Bücherverbrennungen im Mai 1933 zum Opfer fielen, emigrierte er zunächst nach Zürich, dann über London nach Paris, wo er bei Kriegsbeginn interniert wurde. 1940 gelang es ihm, nach Marseille und von dort über Lissabon in die USA zu flüchten. Ab 1950 lebte Leonhard Frank wieder in München. Dort heiratete er 1952 zum dritten Mal, und zwar die ehemalige Schauspielerin Charlotte London, die in den USA seine Geliebte geworden war. Als Trauzeuge fungierte der mit Leonhard Frank befreundete Theaterregisseur Fritz Kortner. Leonhard Frank starb am 18. August 1961, zweieinhalb Wochen vor seinem 68. Geburtstag, in München. Er gilt als einer der bedeutendsten sozialkritischen Erzähler der ersten Hälfte des 20. Jhds.

Leseprobe

Die Räuber lagen auf dem Schloßbergrasen in der Sonne und warteten auf den bleichen Kapitän. Winnetou kaute nachdenklich Gras. Der bleiche Kapitän stieg langsam den Schloßberg herauf; er hatte ein schmutziges Karl-May-Buch ohne Einbanddeckel in der Hand. Eine Weile blickte er schweigend und gespannt auf die Räuber hinunter. "Was glaubt ihr, daß passiert ist?. Das hätt ich niemals gedacht. Winnetou ist erschossen worden." "Oh, halt doch's Maul." "Da hockt er ja", sagte der Schreiber lachend und deutete auf Winnetou. "Ich mein doch den wirklichen Winnetou in den Karl-May-Büchern", rief der bleiche Kapitän wütend. "Winnetou ist tot?" fragte Winnetou leise. "Das ist nicht möglich. Wie soll denn das passiert sein?" "No, ein paar hundert. ich glaub, gegen fünfhundert Siouxindianer gegen Winnetou allein! Er ist halt in einer Höhle überrascht worden, die nur einen Ausgang hatte. Von sechzig bis siebzig Pfeilen ist er tödlich getroffen worden, weil die Feiglinge nur immerzu in die Höhle geschossen ham. Hinein hat sich ja keiner getraut." "Ja, aber wo war denn Oldshatterhand derweil? Wie kennt er denn in so einem Augenblick nit da sein?" fragte Winnetou erregt. Oldshatterhands Blicke und die aller andern Räuber waren auf den bleichen Kapitän geheftet. "Das ist's ja! Der war grad gefangen. Er hat aber schon so was geahnt und hat sich befreit vom Marterpfahl. Und dann hat er eine ganz unglaubliche Leistung vollbracht, sag ich euch. Tag und Nacht ist er in einem fort geritten. Er ist überhaupt schon nimmer geritten, sondern geflogen auf seinem ,Rih'. Und ist halt doch grad um ein paar Augenblick zu spät gekommen. In Oldshatterhands eigenen Armen ist Winnetou ein paar Minuten danach gestorben. Die letzten Worte Winnetous müßt ihr lesen. Ich mag ja gar nix sagen. Es heißt: Hundertmal hast du mir das Leben gerettet, mein roter Bruder Winnetou, und jetzt muß ich zu spät kommen. Oldshatterhand hat sogar geweint." Die Räuber saßen stumm, mit glänzenden Augen, die den Wilden Westen sahen, die Höhle, in der Winnetou verschieden war. Oldshatterhand sah eine endlose Reihe wildbemalter Siouxindianer durch die sonnenfunkelnde Prärie galoppieren - aber am äußersten Ende, da, wo Prärie und Himmel sich berührten, stand die Räuberbande, ein kleiner, schwarzer Punkt - schußbereit. "Da kann man jetzt nix mehr machen", sagte der bleiche Kapitän und reckte sich auf. "Aber fürchterliche Rache hat Oldshatterhand geschworen." "Leih mir das Buch bis morgen", bat Winnetou.