Beschreibung
'Der 1922 geborene Verfasser dieses Buches, Ernst J. M. Helmreich, ist Professor emeritus an der Universität Würzburg. Der Untertitel nennt das Werk bescheiden Betrachtungen eines Biochemikers. Was das Buch gegenüber vielen Reflexionen und Reminiszenzen von Naturwissenschaftlern über ihr Fach auszeichnet, ist der historische Blick des Verfassers. Helmreich hat sein wissenschaftliches Leben der Arbeit an Enzymen und der Zellregulation gewidmet. Im vorliegenden Buch hat er seine Forschungen in den Kontext der Entwicklung der experimentellen Biologie im 20. Jahrhundert gestellt. Kein Hehl macht Helmreich aus seiner Überzeugung, dass die großen Durchbrüche in der Biologie des 20. Jahrhunderts weniger theorie- als vielmehr experimentgetrieben und damit wesentlich durch die Einführung neuer Forschungstechnologien bedingt waren. Dass Helmreich bei seiner tour d'horizon nicht nur mit dem biologischen Forschungsstand, sondern auch mit wissenschaftshistorischer Literatur vertraut ist, gibt diesen Überlegungen ihr besonderes Gepräge. Überzeugt von der epistemologischen Eigenständigkeit biologischer gegenüber rein physikalisch-chemischer Forschung, ist der Autor aber dennoch jeglichem biologischen Holismus abhold. Patentrezepte zur Integration von systemischer Biologie, biochemischer Feinanalyse und evolutionärer Perspektive bietet er keine, bleibt aber von deren Notwendigkeit überzeugt. Dieses Buch ist das ehrliche Dokument eines Forschers, der sich von den Erfolgen seiner Wissenschaft nie hat überwältigen lassen und der dem vorläufigen, in die Zukunft offenen Charakter wissenschaftlichen Wissens hier ein nüchternes, aber sichtbares und bleibendes Denkmal gesetzt hat. Möge es aufmerksam gelesen werden.'