Beschreibung
Das Militär ist aus zahlreichen Ortschaften hinausmarschiert. Es entfernte sich damit nicht nur aus althergebrachten Standorten, sondern auch aus der Mitte der Bürgergesellschaft. Durch die Umwandlung der Bundeswehr mit allgemeiner Wehrpflicht zum Berufsheer auf Freiwilligenbasis zog diese hinaus aus den Herzen der Familien, aus den Kommunen, ja sogar hinaus aus der Heimat in fremde Kampfgebiete. Zurück blieben verwaiste Kasernen, öde Flächen und die leeren Kassen mancher Geschäftsleute. Vielerorts holt sich nun die Natur zurück, was ihr vormals abgerungen wurde. Aber jedes Ende kann auch ein neuer Anfang sein: Kasernements werden transformiert in Wohngebiete und Militärübungsflächen in Biotope. So wird aus dem letzten Zapfenstreich kein trauriger Abschied, sondern ein zukunftsweisender Neubeginn. In seinen Aufnahmen verdichtet der Fotograf die vorgefundene, menschenleere Atmosphäre und spürt dem unwirklichen Augenblick des Stillstands zwischen Umbruch und Neubeginn nach.
Leseprobe
Nach dem Ende des Kalten Krieges, dem Fall des Eisernen Vorhangs und der deutschen Wiedervereinigung wurden seit den 1990er Jahren zahlreiche militärische Areale frei. Etliche haben neue Zwecke gefunden, andere indes liegen noch heute verlassen und ihrer einstigen Nutzung beraubt. Aus zahlreichen Ortschaften marschierte das Militär hinaus. Es entfernte sich damit aus althergebrachten Standorten, deren Geschichte oftmals von den lokalen Garnisonen geprägt war. Zurück blieben verwaiste Kasernen, Brachen, öde Flächen und die leeren Kassen mancher Geschäftsleute. Durch Reduzierung der Truppenstärke und Umwandlung der Streitkräfte mit allgemeiner Wehrpflicht zum Berufsheer auf Freiwilligenbasis zog die Bundeswehr weg aus der Mitte der Familien und Kommunen, ja sogar fort von der Heimat in fremde Kampfgebiete. Ihre baulichen Hinterlassenschaften fordern nun zu neuer ziviler Nutzung heraus. Im Zustand des Wartens faszinieren die geräumten Kasernements durch ihre besondere Atmosphäre. Vielerorts holt sich die Natur zurück, was ihr vormals abgerungen wurde. Gras wächst, Biotope entfalten sich. Stefan Winkelhöfers Fotografien verdichten diese menschenleere Atmosphäre und spüren dem unwirklichen Augenblick des Stillstands zwischen Umbruch und Neubeginn nach. Seine Momentaufnahmen erzählen eine Geschichte des Verlustes, des Zurücklassens und des Verlassenseins. Sie zeigen den Schwebezustand zwischen Warten und Hoffen, zwischen Gestern - Heute - und Morgen. Denn nichts bleibt, wie es ist, und jedes Ende kann ebenso ein spannender Anfang sein: Militärliegenschaften werden transformiert in Wohnungen, Schulen, Kulturzentren, Forschungsstätten, Parkanlagen, Vogelschutzgebiete. So wird aus dem letzten Zapfenstreich kein trauriger Abschied, sondern eine städtebauliche Chance für einen zukunftsweisenden Neubeginn.
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