Wut und Wellen

Hauptkommissar Stahnke 8

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783939689348
Sprache: Deutsch
Umfang: 320 S.
Format (T/L/B): 2.3 x 19 x 12 cm
Auflage: 1. Auflage 2010
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Eine Serie von Sprengstoff- und Giftanschlägen erschüttert die Nordseeinsel Langeoog. Wem gelten die scheinbar ziellosen Attentate im sommerlichen Urlaubsparadies? Stimmen die Gerüchte, dass die 'Viererbande' dahintersteckt - eine Gruppe alter Männer, die jeden Tag am Bahnhof hockt, auf die Touristen schimpft und jene Zeiten zurückwünscht, in denen die Insel noch den Insulanern gehörte? Die Inselpolizisten Lüppo Buss und Insa Ukena tappen im Dunkeln. Auf die Hilfe von Hauptkommissar Stahnke können sie nicht hoffen, denn der ist wegen einer Mordermittlung in Leer unabkömmlich

Autorenportrait

Peter Gerdes, geb. 1955, lebt in Leer (Ostfriesland). Studierte Germanistik und Anglistik, arbeitete als Journalist und Lehrer. Schreibt seit 1995 Krimis und betätigt sich als Herausgeber. Seit 1999 leitet er das Festival "Ostfriesische Krimitage". Seine Krimis wurden bereits für den niedersächsischen Literaturpreis "Das neue Buch" nominiert. Gerdes betreibt mit seiner Frau Heike das "Tatort Taraxacum" (Krimi-Buchhandlung, Veranstaltungen, Café und Weinstube) in Leer. Neuere Veröffentlichungen: "Ostfriesische Verhältnisse", "Langeooger Serientester", "Friesisches Inferno" und "Ostfriesen morden anders". www.petergerdes.com; www.tatort-taraxacum.de

Leseprobe

Peter Gerdes: Wut und Wellen1.So ein neues Boot war wie eine neue Freundin, dachteWaldemar Wallmann. Jünger. Glatter. Schlanker. Undmit mehr Pfeffer im Arsch. Ein heißes Teil eben. Etwas,woran man sich aufgeilen und womit man schön angebenkonnte. Ach ja, so ein neues Boot, das brauchte man nunmal von Zeit zu Zeit als richtiger Mann. Genauso wieeine neue Freundin eben.Schade eigentlich, dass er momentan gerade keinehatte. Sonst hätte er der jetzt das neue Schmuckstückzeigen können. Die scharfe Sechszylinder-Maschinemit Z-Drive, die aus dem trailerbaren Daycruiser einenechten Donnerbolzen machte. Den angesagten Navigationscomputer,der auf seinem coolen Flachbildschirmjederzeit anzeigte, wo auf der Ems man sich geradebefand. Das konnte man zwar auch mit bloßem Augesehen, aber davon verstanden Schnecken ja sowiesonichts. Schnecken pflegten von so etwas schwer beeindrucktzu sein, und dann konnte man ihnen die schmuckekleine Kajüte näherbringen, um sie auf dem blitzschnellaufklappbaren Dinettenbett gleich mal zu vernaschen.Und ihnen anschließend zu zeigen, wo die Kombüse war.Ach ja, so ein neues Boot war wirklich eine feine Sache.Wallmann parkte seinen BMW-Roadster vor demHaupttor der Marina, schaltete die Scheinwerfer abund stieg aus. Bequem war er ja nicht, dieser flachekleine Sportwagen; immerhin maß Wallmann stolzeeinsneunzig, und sein Gewicht bewegte sich eingangsder stattlichen Dreistelligkeit. Andererseits war solcheine Karre doch immer noch ein erstklassiger Büchsenöffner.Gerade jetzt, da alle Bemühungen, seine Ex zurRückkehr zu ihm zu bewegen, noch nicht zum Erfolggeführt hatten. Da brauchte man schon mal eine kleineZwischenmahlzeit zur Überbrückung. So als Mann.6 6Vielleicht stoße ich den Roadster doch demnächstab, überlegte Wallmann, während er über den nächtlichruhigen Campingplatz hinunter zu den Anlegernschlurfte. Kauf ' mir stattdessen einen fetten Geländewagen,so einen richtigen SUV-Boliden. Pfeif doch aufSpritverbrauch! Oder eventuell diesen Super-Bulli, wiePaul einen hat, voll aufgemotzt, mit allem Schnick undSchnack. Sogar Kühlschrank und überall Getränkehalter.Und hinten drin ein Doppelbett.Jetzt aber ging Wallmann erst einmal nach seinemBoot sehen. Etwas spät war es zwar dafür, aber früherhatte er beim besten Willen nicht gekonnt. Das Geschäftbrummte, und er kam mit seinen Terminen kaum nochnach. Irgendwoher musste das Geld für sein schönesSpielzeug schließlich kommen. Und wenn man ein neuesSpielzeug hatte, dann wollte man es auch immer mal wiederin die Hand nehmen, ganz egal, wie spät es war. Soein neues Boot war eben wirklich wie eine neue Freundin.Das Hafenbecken der Marina Bingum öffnete sichvor ihm wie ein tiefes, dunkles Loch, ringsherum vonDeichen eingefriedet, die nur eine schmale seitliche Zufahrtließen. Bei Niedrigwasser war das hier der reinsteSchlickpfuhl, und Wallmann hasste den Gedanken, dassseine kostspielige Neuerwerbung einen Großteil desTages in einem schmierigen Schlammbett lag, nutzloswie ein Kurschatten in der Fangopackung. Ein Boot, sofand er, musste jederzeit für ihn bereit und verfügbarsein. Genau wie eine Freundin eben. Aber einen besserenLiegeplatz gab es im näheren Umkreis von Leer nicht.Klar, auch im Stadthafen oder am Kanal in Oldersumlagen Yachten. Aber die waren hinter Schleusen gefangen,die nur zu bestimmten Zeiten und mit langwierigenManövern zu passieren waren. Auch nicht gerade derInbegriff von Freiheit. Also Bingum.Vorsichtig tastete er sich den schrägen Verbindungssteghinab zu den Schwimmstegen. Die düstere Wasserfläche7des windgeschützten Beckens lag da wie ein Spiegel ausschimmerndem Öl, nahezu unbewegt bis auf ein paarwinzige ringförmige Wellen, die gelegentlich die unwirklicheRuhe durchbrachen. Irgendwo bewegte sich jemandauf einem der Boote, vermutlich ein Eigner, der an Bordübernachtete. Was ja nicht unbedingt schlafen bedeutenmusste. Wallmann lachte leise vor sich hin.Auch der Schwimmsteg schickte kleine Wellenringeaus, als er unter Wallmanns Gewicht tiefer eintauchte.