Aus Waben

Quartheft 41, Edition Belletristik Q41

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783940249685
Sprache: Deutsch
Umfang: 96 S.
Format (T/L/B): 0.9 x 19 x 12.7 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Wenn mit einem Mal die Bergwerke unter uns wegbrechen, sehen wir von der Grasnarbe bis ins Gestein hinein und haben ein Bild von Sprache vor uns. Jeder bringt zu diesem rätselhaften Schaubild seine eigene Farbenblindheit mit, manchmal blinzeln wir in die Sonne und verfolgen den Formationsflug vulkanischer Bomben. Das Flirren um die Sollbruchstellen im Wortschatz ist die Biene, das Wappentier der Schreibenden. Mindestens sechs Ariadnefäden zieht sie hinter sich her, die unsere Nerven in den Stollen hinab verlängern. Gleich unter den Bäumen beginnt der Honig: Eine Handvoll herausgreifen: »[] und Francesco Petrarca (Familiares, I, 8) sagt, dass Seneca (ad Lucilium, LXXXIV) sagt, dass Vergil (Aeneis, I, 432) sagt, weil Platon (Ion, 534a) sagt, wie Angelo Poliziano (Oratio super Fabio Quintiliano et Statii Sylvis) sagt, dass Lukrez (De rerum natura, III, 11) sagt, wenn er Epikur lobt [],« und wir hören die Bienen von allen Dächern summen, in allen Stollen murmeln. Langsam wird in diesem Band gegen die schwindelnde Länge dieser Klammern vorgegangen und die Reihe weitergewoben. Tobias Roths Debüt »Aus Waben« widmet sich der Gegenwartstauglichkeit von Sprachtraditionen. Mit Leichtigkeit geht Tobias Roth vor, betrachtet und seziert Sprachbilder und -wahrnehmung.

Autorenportrait

Tobias Roth, 1985 in München geboren, studierte in Freiburg i.Br. und Berlin. Er lebt als freier Autor, Übersetzer, Kritiker und Li­te­ratur­wissenschaftler in Berlin. Seine Essays und Rezensionen erscheinen u. a. in der Süddeutschen Zeitung sowie in diversen Onlinefeuilletons. Seit 2011 ist er Herausgeber der Berliner Renaissancemitteilungen, seit 2012 im Vorstand der Internationalen Wilhelm-Müller-Gesellschaft. 2007, 2009 und 2011 war Roth Preisträger im internationalen Essay-Wettbewerb der Goethe-Gesellschaft in Weimar, 2010 Stipendiat des Mannheimer Mozartsommers und der Autorenwerkstatt Prosa des Literarischen Colloquiums Berlin, 2011 gewann er den Preis des Buchhandels beim poet bewegt in Chemnitz, 2010 und 2012 war er Nachwuchsautor der Literaturstiftung Bayern.

Leseprobe

Vom Kirschenschneiden blieben die Finger blau, / Vom Saft der Kirschen rötlich von gestern Nacht, / Und an den Fingerkuppen sitzt noch / Bläulich nach Wasser und einer Nacht aus / Dem Fleisch der Fruchte unscharfe Malerei. / Es gab den Abend blauen und roten Pur- / Pur, Färbungen, mag sein, und Kirschen.