Das Herz nach Istanbul tragen

Roman

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783942223294
Sprache: Deutsch
Umfang: 294 S.
Format (T/L/B): 2.7 x 21.6 x 15.4 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Orestis - verheiratet, eine Tochter - fliegt mit begründeter Angst geschäftlich nach Istanbul, denn zwischen Goldenem Horn und Bosporus wartet die unbewältigte Vergangenheit auf ihn: Kindheit in Athen, Studium in England und eine Studienreise in die Türkei, die ihm das Unerwartete brachte: Murad - die Liebe seines Lebens. Nichts ist jemals für ihn klar geworden, nicht einmal die sexuelle Orientierung. Dreißig Jahre danach trägt er ein vernachlässigtes Herz in die Stadt seiner Träume. Er hört es schlagen. Er hört es klagen. Er hört es fragen. Was ist aus Murad geworden? Maria Skiadaresi, eine der bekanntesten Schriftstellerinnen der griechischen Gegenwartsliteratur, beschreibt das faszinierende Psychogramm eines Mannes, der im Schatten seiner dominanten Frau lebt und erst im Herbst seines Lebens nach einem Ausgang aus dem Irrgarten der Gefühle sucht. Ihr Roman ist eine Liebeserklärung an Istanbul und eine Ode an die Liebe, die über Geschlecht und Nationalität steht, sich weder um sozialen Status noch um Ideologie schert und in jedem Körper ein Zuhause finden kann, weiblich oder männlich - die Liebe kennt keine Unterschiede.

Autorenportrait

Maria Skiadaresi, 1956 in Athen geboren, studierte Geschichte und Archäologie an der Philosophischen Fakultät der Universität Athens. Sie beschäftigte sich mit der Prähistorischen Archäologie sowie mit der Neueren Geschichte. Sie arbeitete jahrelang bei archäologischen Ausgrabungen in Kreta und lehrte gleichzeitig Geschichte an einem französischen Lyzeum. Maria Skiadaresi schreibt Märchen, Erzählungen, Essays und Romane für Kinder und Erwachsene, übersetzt französische und türkische Märchen und schreibt literarische Kritiken. Viele ihre Texte erscheinen regelmäßig in Zeitschriften, Zeitungen und Anthologien. Einige ihrer Werke wurden ins Katalanische übersetzt. Sie ist Mitglied der Gesellschaft Griechischer Schriftsteller. Die Autorin lebt in Athen, flüchtet jedoch regelmäßig auf den Helikon, den Berg der Musen, zu einer Gruppe, die sich mit Tieraufzucht und Obst- und Gemüseanbau beschäftigt.

Leseprobe

Das Flugzeug gewinnt an Höhe. Der Pilot heißt uns willkommen an Bord der Olympic Airways, und die Stewardess lässt uns wissen, dass wir unser Ziel in fünfzig Minuten erreichen werden. 'Möchten Sie Kaffee oder Tee zu Ihrem Frühstück?' 'Tee, danke', antworte ich ihr noch rechtzeitig, bevor sie in die Richtung der winzigen Bordküche abdreht. Ihre Pobacken ersticken unter dem engen Rock. Unter meinem Fenster: Euböa, zur Seite Attikas hingestreckt, und zu ihren Füßen die Kykladen, um sie herum verstreut wie Kleinkinder um ihre Mutter. Der Tee ist schal und dünn, von der handlichen Sorte im Beutel. Was mir zuwider ist. Aber er ist heiß und tut meinem Hals gut. Ich muss mich ein bisschen um meine Stimme kümmern, die Frühjahrserkältung, die mir schon seit zwei Tagen zu schaffen macht, hält sich hartnäckig. Morgen früh beginnt die Konferenz, und das ist nicht gerade der passende Zeitpunkt, wegen einer fehlenden Stimme kein Wort herausbringen zu können. Von oben gesehen liegt das Meer unbewegt, ein blaues Tischtuch, und die Insel Psará mitten im Nirgendwo, ein einzelner, vergessener Teller auf dem Meerestisch. Nach einer schroffen Kurve schwenkt die Maschine in Richtung Norden ein. Neben mir haut Stavros die Notizen der letzten Minute in seinen Laptop. Hinter mir sitzt Gregory, mein amerikanisches Pendant in der Hierarchie der Firma - nur dass er für einen Markt über zweihundert Millionen Menschen verantwortlich ist, und ich für zehn -, er macht dasselbe wie Stavros: Er fasst zusammen, was er morgen in seiner Berichterstattung ausführen wird. Gestern hatte er keine Zeit, es trieb ihn den ganzen Tag auf den archäologischen Stätten um - Akropolis, Agora, der antike Friedhof Kerameikos. Schließlich war er ja auch aus diesem Grund über Athen angereist, um die antiken Stätten der Stadt zu sehen. Und als ob ihm die Anstrengung des Herumlaufens noch nicht gereicht hätte, legte er sich am Nachmittag in der Plaka auch noch mit einigen gestandenen Ouzo an und ertränkte mittels gewaltiger Alkoholdosen die letzten Spuren von Nüchternheit, die erforderlich gewesen wäre, um einen geziemenden Text zu verfassen. Dieses jährliche Treffen, das jedes Mal an einem anderen Ort der Welt stattfindet, dauert vier bis fünf Tage und hat die Form einer Konferenz, mit Bekanntmachungen der Vorstandsmitglieder der jeweiligen Firmen über alle Bereiche von Belang: Produktion, Verkäufe, Werbung, Marktforschung. Gewöhnlich laden wir am letzten Tag des Treffens auch noch die Führungskräfte der großen Unternehmen und Banken vor Ort ein, um einen besseren Einblick in das Klima des Marktes in jedem Land zu bekommen. In dem Augenblick, da Lesbos in meinem Fensterrahmen auftaucht, beginnen die Flugbegleiter die Plastiktabletts des Frühstücks einzusam-meln. Der Himmel ist klar und wolkenlos, und die Sonne, nunmehr endgültig zum Firmament aufgestiegen, beißt tiefe Wunden in die Küsten Kleinasiens. Die Ägäis in ihrer schönsten Stunde. Ob hier wohl einst der 'Blaue Junge' von Gainsborough geschwommen ist? Das ist doch ein Beweis für die Kraft des Blau, das mittels diskreter Macht die übrigen Farben trägt und die Kunst mit Harmonie ausstattet, so wie auch die Natur. Morgendliche Philosophien! Ich bin noch gar nicht richtig wach, habe vorige Nacht kaum geschlafen, habe mich wie ein Verdammter hin und her gewälzt. Und allein schon der Gedanke, nach all den Jahren wieder dort zu sein, die Reise, der ich immer ausgewichen war - ich erschrak bei der Vorstellung und verwarf sie immer wieder. Es war nun an der Zeit, diese Reise zu machen, es verfing keine Ausrede mehr, irgendjemand würde in meinen ständigen Weigerungen mal einen Zusammenhang erkennen. In den zwanzig Jahren meiner Arbeit bei der Firma hatten dort sechsmal Treffen stattgefunden: bilaterale, mediterrane, europäische, internationale - und zu keinem von ihnen bin ich hingegangen. Immer fand ich einen Grund, um nicht zu gehen, und als die Benachrichtigung für das jetzige Treffen kam, war ich schon drauf und dran, wied

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