Leben im Käfig

Gay Romance

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783942539784
Sprache: Deutsch
Umfang: 404 S.
Format (T/L/B): 2.6 x 22 x 17 cm
Auflage: 1. Auflage 2011
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Von seinen neunzehn Lebensjahren hat Andreas von Winterfeld die Hälfte im Haus seiner Eltern verbracht. Die Fesseln, die ihn halten, sind psychischer Natur. Er leidet unter einer schweren Form von Agoraphobie, die in Ermangelung einer Behandlung zunehmend an Tiefe gewinnt. Die lange Isolation und die unglücklichen Familienumstände haben ihn zu einem Aussenseiter gemacht - und zu jemanden, der sich kaum mit Menschen auskennt. Dass er schwul ist, ist fast sein kleinstes Problem, auch wenn er sich seinen von der Arbeit zerfressenen Eltern nicht anvertraut hat. In diese Anti-Idylle aus Privatunterricht, Einsamkeit und Langeweile platzt Sascha, der gerade erst nach Hamburg gezogen ist. Grund dafür sind gewisse Auseinandersetzungen mit seinen Eltern - und die Tatsache, dass er sich mit einem Schulfreund in flagranti auf Papas Couch hat erwischen lassen.Zwei junge Männer, die das Leben noch nicht recht am Schopf gepackt haben, aber eines mit Sicherheit wissen: Sie sind schwul und sie sind allein - jeder auf seine eigene Weise.

Autorenportrait

Wer ist Raik Thorstad - oder auch Tasmanian Devil? Gute Frage. Ein Nordlicht, das zwischen seinen Leidenschaften Schreiben und Musik (gelernter Musikalienhändler und Mitarbeiter diverser Musikmagazine) hin- und herpendelt, und sich unlängst für die Feder entschieden hat. Allerdings nicht für ein festes Genre. Psychologie, Historie, Endzeit, Fantasy. Warum sich Grenzen setzen? Im September 2011 erscheint der erste Roman "Leben im Käfig" hier beim FWZ-Verlag. Der Autorenblog: http://www.raikthorstad.blogspot.com

Leseprobe

Es sollte ihm leicht fallen. Schließlich war er nicht auf dem Weg zu seiner Hinrichtung, auch wenn es sich so anfühlte. Alles, was Andreas wollte, war in den Garten gehen. Schwimmen. Es sollte ihm nicht solche Angst machen. Es war nicht logisch, nicht erklärbar und schon gar nicht sinnvoll, doch er konnte sich nicht gegen das nagende Gefühl in seinem Magen, die Schwäche in seinen Beinen zur Wehr setzen. Andreas konnte nicht mit Bestimmtheit sagen, wie alt er gewesen war, als er begann, sich in speziellen Situationen nicht wohl in seiner Haut zu fühlen. Anfangs war es nur ein unbestimmtes Gefühl von Nervosität gewesen, das von seinem Körper Besitz ergriff und ihn dazu brachte, gewisse Orte zu meiden. Er wollte nicht zu seinen Klassenkameraden nach Hause eingeladen werden, mochte den Schwimmunterricht im Hallenbad nicht und gruselte sich vor den engen Sitzreihen im Kino. Als er zehn Jahre alt war - es war sein letztes Jahr auf der Grundschule, daran erinnerte er sich genau -, waren sein unterdrücktes Zittern und seine blasse Nase zum ersten Mal seiner Lehrerin aufgefallen. Er hatte alles abgestritten, obwohl er nicht wusste, warum. Nach der Unterrichtsstunde hatte er sich im Schutz der Toiletten übergeben und war anschließend wie von Höllenhunden getrieben nach Hause gerannt. Sein Fahrrad, seine Jacke, sein Ranzen blieben in der Schule zurück. Nichts hätte ihn weniger interessieren können. Ein paar Wochen später besuchte er die Schule nur noch sporadisch, schwänzte oder klagte morgens am Frühstückstisch über allerlei Krankheitssymptome, um daheimbleiben zu dürfen. Und wenn alles nichts half, machte er sich zum Schein auf den Weg, nur um auf halber Strecke wieder umzudrehen und zurück in die Villa zu schlüpfen, sobald seine Eltern aus dem Haus waren. Wieder wusste er nicht, warum er so handelte. Er wusste nur, dass es richtig war und sich gut anfühlte - besser als der Aufenthalt in einem Klassenraum mit fünfundzwanzig anderen Kindern und dem Gefühl, die Kontrolle zu verlieren. Natürlich blieb sein Verhalten nicht unbemerkt. Eine Reihe unangenehmer Gespräche und Untersuchungen folgten. Lehrer nahmen ihn beiseite und fragten ihn, ob bei ihm zu Hause alles in Ordnung sei. Die Eltern der anderen Kinder redeten über ihn. Er konnte sie miteinander tuscheln sehen, wenn er einmal einen Tag in der Schule durchgestanden hatte und den Pausenhof verließ. Und egal, wer ihn fragte, nie ließ er etwas auf seine Familie kommen. Bei ihnen stand alles zum Besten, abgesehen von der Kleinigkeit, dass seine Eltern selten daheim waren und nicht viel Zeit für ihn hatten. Dass es ihm panische Angst machte, sich außerhalb der Villa und gerade in Menschenmengen aufzuhalten, erwähnte er nie. Er war zu jung, um seine Ängste artikulieren zu können, aber alt genug, um zu spüren, dass er merkwürdig war. Anders als der Rest. Über die Jahre hatte sich die Schlinge um seinen Hals enger gezogen. Natürlich hatte es Versuche gegeben, ihm zu helfen. Es war nicht so, dass seine Eltern sich keine Sorgen um ihn machten. Nur waren sie mit der Diagnose, die gestellt wurde, nicht einverstanden. Kurz nach seinem zwölften Geburtstag fiel zum ersten Mal das Wort exzentrisch. Sein Vater hatte es in den Mund genommen. Er hatte mit seinem Schwiegervater telefoniert und war dabei gegen Ende laut geworden. Andreas, der im Wohnzimmer vor dem Fernseher hockte, hörte Richard von Winterfeld brüllen: 'Mein Sohn ist nicht krank und braucht mit Sicherheit auch keinen verdammten Seelenklempner. Er ist halt etwas Besonderes und etwas exzentrisch. Das wächst sich aus!' Aber es hatte sich nicht ausgewachsen. Zumindest nicht bis zum jetzigen Zeitpunkt. Stattdessen war es schlimmer geworden. In den ersten ein oder zwei Jahren verschaffte der angeheuerte Privatlehrer Andreas etwas Erleichterung. Er wusste bis heute nicht, wie sein Vater es geschafft hatte, auf lange Sicht Hausunterricht für ihn durchzusetzen. In der heimischen Bibliothek unterrichtet zu werden, löste ...

Inhalt

Von seinen neunzehn Lebensjahren hat Andreas von Winterfeld die Hälfte im Haus seiner Eltern verbracht. Die Fesseln, die ihn halten, sind psychischer Natur. Er leidet unter einer schweren Form von Agoraphobie, die in Ermangelung einer Behandlung zunehmend an Tiefe gewinnt. Die lange Isolation und die unglücklichen Familienumstände haben ihn zu einem Aussenseiter gemacht - und zu jemanden, der sich kaum mit Menschen auskennt. Dass er schwul ist, ist fast sein kleinstes Problem, auch wenn er sich seinen von der Arbeit zerfressenen Eltern nicht anvertraut hat. In diese Anti-Idylle aus Privatunterricht, Einsamkeit und Langeweile platzt Sascha, der gerade erst nach Hamburg gezogen ist. Grund dafür sind gewisse Auseinandersetzungen mit seinen Eltern - und die Tatsache, dass er sich mit einem Schulfreund in flagranti auf Papas Couch hat erwischen lassen. Zwei junge Männer, die das Leben noch nicht recht am Schopf gepackt haben, aber eines mit Sicherheit wissen: Sie sind schwul und sie sind allein - jeder auf seine eigene Weise.