Beschreibung
Kaum ein Aspekt der menschenverachtenden Herrschaft des Nationalsozialismus zog und zieht größere Aufmerksamkeit auf sich als die Geschichte der SSOrganisation "Lebensborn". In einer Mischung aus seriösem Aufklärungswillen und Faszination ob der völkischen Utopien, für die der "Lebensborn" steht, beschäftigen sich seit nunmehr fünfzig Jahren historische Forschung, Populärwissenschaft und Erinnerungskultur mit dem Projekt Himmlers. Untergegangen mit dem Totalitarismus in Deutschland, endet die institutionelle Geschichte des SS-Vereins gleichwohl nicht im Frühjahr 1945. US-amerikanische Truppen fanden im letzten Stützpunkt des "Lebensborn" in Steinhöring mehr als 150 Kinder vor, die versorgt werden mussten. Vormundschaften, die die Organisation übernommen hatte, mussten weitergeführt werden. Schließlich waren für die minderjährigen Schützlinge Vermögenswerte angesammelt worden. Betraut, das Erbe des "Lebensborn" zu verwalten, wurden zwei Wohlfahrtsverbände, die sich weltanschaulich in absolutem Gegensatz zum Nationalsozialismus positioniert hatten: Der Caritasverband sowie die Katholische Jugendfürsorge der Erzdiözese München und Freising. Auf welche Weise beide Vereinigungen ihrer übernommenen Verantwortung gerecht wurden, steht im Zentrum der vorliegenden Studie, wobei in einem weitergefassten Kontext auch die Frage nach der Kontinuität katholischer Sozialarbeit in den Anfangsjahren der Bundesrepublik gestellt wird.
Autorenportrait
Rudolf Oswald, geb. 1967, studierte Neuere und Osteuropäische Geschichte sowie Englische Literaturwissenschaft. 2007 promovierte er zur Historie des Fußballsports in Deutschland. Seit mehr als zehn Jahren forscht er zudem zur Geschichte konfessioneller Wohlfahrt im süddeutschen Raum. Er lebt mit seiner Familie bei Ingolstadt.