Beschreibung
Als ein 'Dokument für zukünftige Zeiten' hat Johann Wolfgang von Goethe dieses Buch gepriesen. Wohl kaum ein anderer Bericht führt uns so lebendig und eindringlich die Nöte und Hoffnungen der Bevölkerung während der Befreiungskriege vor Augen wie Friedrich Rochlitz' 'Tage der Gefahr'.Es ist die bis dahin größte und blutigste Einzelschlacht der Geschichte. Sei es südlich, nördlich oder östlich von Leipzig: Weit über 500.000 Soldaten treffen hier aufeinander. Mehr als ein Fünftel davon wird die Tage vom 16. bis zum 19. Oktober 1813 nicht überleben. Inmitten der zahllosen Fremden, die sich nach dem Leben trachten: die Bewohner der Stadt und der umliegenden Dörfer. Darunter ein Bürger, der wachen Sinnes durchs Leben geht. Für ihn gibt es keinen Zweifel, dass sein Schicksal - wie das der anderen - den Mächtigen kaum eine Randnotiz wert ist. 'Unser Los wird sich wohl nebenbei von selbst finden', vertraut er seinem Tagebuch an, 'wie das des Frosches im Sumpf, wo Eber kämpfen.' Doch auch die unselige Lage eines 'Frosches' soll, bei aller Welthistorie, nicht unterschlagen werden! Und so entsteht, unmittelbar vor und während der Völkerschlacht von Leipzig, einer der faszinierendsten Augenzeugenberichte der Napoleonischen Kriege, Friedrich Rochlitz' Tage der Gefahr.
Autorenportrait
Am 1. Februar 1769 wird Johann Friedrich Rochlitz in Leipzig geboren. Rochlitz' gediegene musikalische Ausbildung bildet für sein weiteres Fortkommen das maßgebliche Fundament, auch wenn der fast mittellose Student der Theologie und angehende Landpfarrer zunächst eine Brotstelle als Hauslehrer annehmen muss. In den 1790er Jahren kehrt er nach Leipzig zurück, entsagt der Predigerlaufbahn und wirft sich auf die Schriftstellerei. Lustspiele, kurze anekdotische Novellen für Almanache, lehrreiche Erzählungen für die Jugend, Ratgeber zur Einrichtung von Liebhaberbühnen zählen denn auch zu Johann Friedrich Rochlitz' vorrangigem Werk. Nur um einen Eindruck zu vermitteln, sei eine kleine Auswahl der Schriften geboten: »Erfahrungen aus dem Tagebuch eines unbemerkten Mannes, gesammelt für Jünglinge und Mädchen aus den feinen Ständen« (1796f.), »Taschenbuch für Liebhaber des Privattheaters« (1795), »Lustspiele für Privattheater« (1795), »Amaliens Freuden und Leiden als Jungfrau, Gattin und Mutter« (1798), »Nützliche Erinnerungen für Mitglieder der Privattheater« (1798), »Charaktere interessanter Menschen, in moralischen Erzählungen dargestellt zur Unterhaltung in einsamen, ruhigen Stunden« (1800). Über zwanzig Jahre lang wird Johann Friedrich Rochlitz die »Leipziger Allgemeine musikalische Zeitung« leiten, eines der wichtigsten deutschsprachigen Musikorgane der Zeit - der Musikschriftsteller selbst wird zu einem Mitbegründer der Musikkritik: »Wie viel ihm die gebildete Welt hierin schuldig geworden«, schreibt Johann Wolfgang von Goethe, »ist kaum mehr zu sondern; denn seine Wirkungen sind schon in die Masse der Nation übergegangen, woran er sich dann in einem höheren Alter uneigennützig (...) vergnügen kann.«Hat nach Goethes Worten die gebildete Welt dem Musikkenner Johann Friedrich Rochlitz vieles zu verdanken, so ist dieser wiederum Goethe zu Dank verpflichtet. Nicht nur dass Goethe als Regisseur Rochlitz' Lustspiele zwischen 1800 und 1807 auf »seinem« Weimarer Hoftheater inszeniert; er vermittelt Rochlitz zudem den Titel eines sachsen-weimarischen Hofrates, der diesem am 12. Februar 1809 die Heirat mit der wohlhabenden Leipziger Kaufmannsfrau Henriette Winckler, geb. Hansen ermöglicht. Neben der 1816 erstmals veröffentlichten Tagebuch der Völkerschlacht bei Leipzig wird Johann Friedrich Rochlitz vor allem durch seine deutsche Opernfassung von Mozarts Don Giovanni bekannt.