Beschreibung
Engel sind glücklich, wenn sie zu den Menschen fliegen dürfen. Als aber Joschi und Fiona nach einem Ausflug zum Flughafen nicht zurückkehren, herrscht große Aufregung im Himmelreich. Hat sie vielleicht ein großer »Silbervogel« beim Starten oder Landen erfasst? Der kleine Engel Piccolo spürt tief in seiner Seele, dass die Freunde nicht verunglückt sind. Kann er das Geheimnis der verschollenen Engel aufklären ?
Autorenportrait
Es war eine Odyssee durch viele Berufe, die der 1940 in Stettin geborene Autor durchreiste. Im Hamburger Hafen packte er ebenso zu, wie in einer Druckerei. Als Bankangestellter fühlte er sich mit Schlips und Anzug fehl am Platze und entdeckte seine Berufung als Lokalreporter und freier Journalist. Doch die Lust am Schreiben war mit der Zeitung nicht gesättigt, so schrieb er Kinderbücher: »Vierbeiner auf Probe«, »Die Wiese gehört uns!«. Bei der historischen Recherche zu Stadtteil-Chroniken reifte die Idee des Hamburg-Romans »Kalte Wasser« (Sutton-Verlag). Es folgten moderne Engel-Märchen und 2015 mit »Eddie will leben« (Kadera-Verlag) der zweite Roman, in dem der technische Wandel einer Branche zur Herausforderung neuer Lebensplanungen wird. Peter Jäger lebt in Quickborn bei Hamburg.
Leseprobe
Ein trauriges BorstenschweinAusflüge zur Erde sind für Engel immer aufregend. Piccolo und sein Freund Donaldus schweben im kräftigen Herbstwind über ein grünes, flaches Land. Sie haben gute Sicht. Und plötzlich vernehmen sie das Schnattern eines großen Vogelschwarms. »Wo wollt ihr hin?«, ruft Piccolo einer fetten Graugans zu. Sie hat ihren Hals weit vorgestreckt und krächzt: »Nichts wie weg hier! Seit es immer kälter wird, wissen wir, dass der Winter kommt. Wir fliegen in den warmen Süden. Wollt ihr nicht mitkommen?«»Engel frieren nicht, du dumme Gans«, schreit Donaldus dem Schwarm hinterher. »Ihr müsst ja auch keine Eier ausbrüten!«, grölt die letzte Graugans ziemlich schnippisch zurück. Bald darauf ist der Vogelschwarm hinter einer Wolke verschwunden. »Wenn es wieder regnet, wird im Tierpark nichts los sein. Wollen wir nicht lieber umkehren?«, fragt Donaldus lustlos. Dabei versucht er auf gleicher Höhe neben Piccolo zu fliegen, so wie es die Zugvögel machen. »Spinnst du? Wir sind doch bald da, ich kann schon die Autobahn sehen, die nach Norden fährt. Stell dir vor: Gleich werden wir unsere Freundinnen Piggy und Nöff-Nöff wiedersehen. Wenn wir erst mit dem Weihnachtsmann unterwegs sein müssen, haben wir für solche Ausflüge keine Zeit mehr.«»Findest du das wichtig, Piccolo? Vielleicht sind unsere Schweine schon geschlachtet und werden als Hackfleisch verkauft « Weil aber Piccolo auf sein Gejammer nicht eingeht, fällt ihm eine weitere unangenehme Sache ein: »Außerdem stinkt es ekelhaft in ihrem Gehege.« Heute hat Donaldus anscheinend einen schlechten Tag, vermutet Piccolo. Warum versucht er ihm die Vorfreude auf die kleinen Ferkel zu verderben? Im Frühjahr hatten die Mutterschweine Piggy und Nöff-Nöff noch pralle Bäuche. Nun ist er gespannt auf den niedlichen Nachwuchs. »Ich freue mich schon auf die lustigen Ringelschwänze der Ferkel. Du auch?« »Schon gut, du hast mich überredet. Aber zu einem Schweineritt kannst du mich nicht überreden, den Geruch an den Händen wird man nicht wieder los!« Seine wehleidige Tour ärgert Piccolo. Deshalb fliegt er ein Stück voraus, bis er die Stimme seines Freundes vernimmt: »Du solltest mal deine Augen aufmachen, du blindes Huhn! Da unten liegt schon das Tiergehege.« *O je die putzigen Ferkel sind nicht mehr klein! Piccolo zählt sechs kräftige, rotbunte Nachkömmlinge, die vergnügt grunzen und quieken, wenn Besucher ihnen getrocknetes Brot oder Möhren über den Zaun werfen. Aber wo sind Piggy und Nöff-Nöff? Der kleine Engel fliegt eine Runde über das Gehege, blickt zu den Sträuchern und in eine offene Holzbude. Sie sind weg! Hat der Tierpark sie etwa an eine Schlachterei verkauft? Diesen schrecklichen Gedanken wischt Piccolo mit einem heftigen Flügelschlag beiseite. Wie gern wäre er auf ihren borstigen Rücken ein paar Runden geritten. Donaldus hingegen scheint erleichtert zu sein, dass ihm der Schweineritt erspart bleibt. Er wiederholt übertrieben oft, dass er das Galoppieren auf dem kratzigen Borstenrücken abscheulich findet. Die weichen Ohren streicheln und etwas kraulen, hätte ihm auch Überwindung gekostet. Aber nun will er ganz schnell weg. »Komm, lass uns die Fliege machen«, drängt er Piccolo zum Abflug. Doch gerade in dem Moment, als sie starten wollen, steckt ein Eber seinen Kopf durch den Lattenzaun. »Grunz-grunz, ihr Engelchen, der Tierpark hat meine Lieblinge an einen Bauern verkauft«, klagt der Herrscher im Schweinegehege. »Angeblich wollen sie unsere Rasse züchten, weil rotbunte Husumer die schönsten Exemplare auf der ganzen Welt sind. Aber was habe ich davon, wenn die Menschen mir meine Frauen wegnehmen?«Piccolo kann den Kummer des traurigen Ebers verstehen. Piggy und Nöff-Nöff haben nicht nur hübsches rotbuntes Borstenfell, sie sind auch kontaktfreudig. »Was glotzt ihr mich so ratlos an? Ihr habt doch Flügel und könntet sie suchen. Bestellt ihnen Grüße ich hab sie zum Fressen gern!«, brüllt der Eber im Befehlston. Und weil er keine Gefühle zeigen will, prescht er im Schweinsgalopp durch das matschige Gehege davon.
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