Beschreibung
Ein Revolutionär? Widerstandskämpfer? Als ich noch nicht die ganze Geschichte von Kurt Hirsch kannte, kam er mir eher vor wie ein Verwaltungsbeamter. Zwar mit dem nicht alltäglichen Aufgabenbereich, die NS-Zeit und ihr bis in die Gegenwart bewahrtes Gedankengut aufzuarbeiten. Aber immer korrekt gekleidet und den Dienst mit einer Aktentasche antretend. Kurt Hirsch, geprägt von marxistisch-leninistischem Gedankengut und Leo Trotzki, war vor allem von dem getrieben, was ihm widerfahren war. Weil er Jude durch Geburt war. KZ-Häftling dank NS-Rassenlehre. Emigrant von Stalins Gnaden. Ein politischer Fremdkörper im Nachkriegs-Deutschland, in dem Wohlstand wie Watte über die jüngste Vergangenheit gelegt wurde, ein Kritiker israelischer Politik Antisemit war. Ein wohlwollender Beobachter der kommunistischen Hälfte Deutschlands nur ein Stasi-Spitzel sein konnte. Der mit Worten agierende Kurt Hirsch trat vielleicht wie ein Sachverwalter der Geschichte auf, die er ungefragt hatte erleben müssen. Mit wenig Spielraum, weil für ihn vieles nicht verhandelbar war. Aber dies mit einer Beharrlichkeit, die ihn wohl auch überleben ließ. Also vielleicht doch ein Widerstandskämpfer. Ein Revolutionär auf seine Art. Trotz der oft getragenen Krawatten.
Autorenportrait
Peter B. Heim, 1948 in Niederbayern geboren, war nach seiner Schulzeit und mehreren Auslandsaufenthalten als Bühnenarbeiter, Jugendfilm-Regisseur und Fotograf tätig.