Beschreibung
Russell Carver, ein rätselhafter und gebrochener Mann auf der Suche nach einem verschwundenen jungen Mädchen, ist nach Factory Town gekommen, einem postindustriellen Ödland aus verlassenen Gebäuden, zerbröckelndem Asphalt, tödlichen Charakteren, verborgenen Geheimnissen und unaussprechlicher Verderbtheit. Russell wandert immer tiefer in die gefährlichen, traumhaften und dunkel mysteriösen Labyrinthe der Stadt und stößt auf Hinweise, die ihn nicht nur dem vermissten Mädchen, sondern auch seiner eigenen unruhigen Vergangenheit näher bringen. Denn in Factory Town ist nichts so, wie es scheint, niemand ist sicher und es gibt keine saubere Flucht. Alles an dieser Stadt war seltsam; nichts ergab einen Sinn. Ich spürte, wie eine Kälte in mir aufstieg, eine Kälte, von der ich wusste, dass sie mich niemals verlassen würde, und ich starrte auf die Fabrik, und ich wusste, dass dort etwas passierte, etwas Schreckliches, und ich wusste, dass jedes Geheimnis auf der Welt verborgen war in den Wänden der Fabrik, und ich musste herausfinden, musste herausfinden. Die Stadt muss mit uns sterben, so steht es geschrieben
Autorenportrait
Jon Bassoff wurde 1974 in New York City geboren und lebt derzeit mit seiner Familie in einer Geisterstadt irgendwo in Colorado. Sein mountain-gothicRoman "Corrosion" erschien in Frankreich und Deutschland (Zerrüttung, Polar Verlag 2016) und wurde für den Grand Prix de Littérature Policière nominiert, Frankreichs bedeutendste Auszeichnung für Kriminalromane. Zwei seiner Romane "The Drive-Thru Crematorium" und "The Dissassembled Man", wurden für die große Leinwand adaptiert. In seinem Tagesjob unterrichtet Bassoff Englisch an der High School, wo er bei Studenten und Lehrern gleichermaßen als der verrückte Schriftsteller bekannt ist. Er ist ein Kenner von Tequila, scharfen Soßen, Psychobilly-Musik und Absteigemotels.
Leseprobe
Factory Town. Es schien, als hätte man begonnen, die ganze Stadt, Haus für Haus und Mauer für Mauer, abzureißen, dann aber beschlossen, dass es die Mühe nicht wert war, dass man sie einfach vor sich hin verrotten lassen sollte. Man sah bröckelnden Beton, umgestürzte Zäune, zerbrochenes Glas, zerschlagene Möbel. Vernachlässigte und vom Zahn der Zeit angenagte Backsteingebäude, mit Brettern vernagelte und mit Graffiti beschmierte Fenster. Die Uhr einer Bank ohne einen einzigen Zeiger. Umgekippte Mülltonnen. Zu Boden gestürzte Feuerleitern. Überall Schutt. Eine geplünderte, verwahrloste Kirche. Und von irgendwoher das Hallen einer Lachkonserve. Ich hatte einmal gehört, dass Lachkonserven meist vor vierzig, fünfzig Jahren produziert worden waren, also musste es das Gelächter der Toten sein. Ein lautes Krachen schreckte mich auf. Ich fuhr herum und sah eine ausgemergelte Frauengestalt aus einem Hauseingang treten. Sie trug ein zerrissenes Männerhemd, einen zerschlissenen Jeansrock und pinke Cowboystiefel. Ihre blondge-bleichten Haare waren kurzgeschnitten und struppig, und von ihren lila Lippen hing eine krumme Zigarette. Beim Gehen hinkte sie leicht. Sie konnte zwanzig oder auch fünfzig sein. Gesicht und Körper hatten auf alle Fälle schon bessere Tage gesehen. Als sie mich entdeckte, verzog sie verächtlich das Gesicht und sagte: "Ich kenn dich. Du bist der Typ, von dem alle reden". Ich schüttelte den Kopf. "Da täuschst du dich", sagte ich. "Ich bin grad erst in die Stadt gekommen"
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