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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783948392246
Sprache: Deutsch
Umfang: 250 S.
Format (T/L/B): 2.5 x 20 x 14.2 cm
Auflage: 1. Auflage 2021
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

In diesem düsteren, humorvollen Thriller findet ein Drehbuchautor, der seine Zeit zwischen Tanger und Paris verbringt, eines Tages über sich heraus, dass er jemanden töten muss, um endlich gut schlafen zu können. Seine Mutter wird sein erstes Opfer sein. Er hält sich nicht wirklich für einen Kriminellen, er hilft ihr nur zu sterben. Als die Auswirkungen seiner Tat nachlassen, wird ihm klar, dass er an seinen mörderischen Methoden festhalten muss, um für weitere erholsame Nächte zu sorgen. In Marokko gibt es keinen Mangel an Beute: je mehr Bankiers und Politiker seiner Schlaflosigkeit zum Opfer fallen, desto tiefer ist die Ruhe in der Nacht. Als sich herausstellt, dass eines seiner Opfer ein ehemaliger Folterer ist, der während der grausamen Herrschaft von König Hassan II. aktiv war, wird ihm klar: Je bösartiger seine Opfer sind, desto länger und besser schläft er durch. Seine Heldentaten werden gewagter, immer prominentere Personen geraten ins Visier und er selbst ins Fadenkreuz. "Schlaflos" ist ein Juwel, eine sinnliche Erzählung über das Leben und das Vergehen der Zeit.

Autorenportrait

Der marokkanische Schriftsteller Tahar Ben Jelloun gilt als bedeutendster Vertreter der französischsprachigen Literatur aus dem Maghreb. Der Autor lebt mit seiner Frau und seinen Kindern in Paris und Marokko. Er wurde mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet und mit dem International IMPAC Dublin Literary Award. Im Jahr 2011 wurde ihm der Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis verliehen.

Leseprobe

Es war als hätten sich die Nebenwirkungen meines Verbrechens nach und nach verflüchtigt. Musste ich töten, um der Schlaflosigkeit Herr zu werden? Nachts ließ ich die Menschen in meiner Umgebung an meinem geistigen Auge vorbeiziehen und fragte mich, wen ich aussuchen sollte. Der älteren Schwester meiner Mutter ging es nicht besonders gut. Ich mochte sie; sie war witzig und intelligent, aber auch sehr rassistisch. Für sie waren Schwarze Untermenschen, Sklaven. So war die Welt eben. Sie gestand zu, das sei nicht gerecht, doch wenn es Gott so wollte, konnte sie sich doch seinem Willen nicht widersetzen. Ich könnte sie töten, überlegte ich, aber sie war in einer Privatklinik. Es würde schwierig, an sie heranzukommen, besonders, allein mit ihr zu sein. Ihre Kinder lösten sich an ihrem Krankenbett ab. Meine Frau war auch eine Möglichkeit. Wäre ich ein bisschen weniger feige, würde ich den Engel Azrael anrufen, damit er mich von ihr befreit. Sie hat eine Schlafapnoe. Er müsste den angehaltenen Atem nur um eine oder zwei Minuten verlängern und der Tod träte ein. Sie fragen sich, warum ich bei meiner eigenen Frau soweit gehen wollte? Ich nenne sie weiterhin meine Frau, aber in Wahrheit sind wir seit mehr als zwei Jahren nicht mehr verheiratet. Trotzdem verfolgt sie mich weiterhin und will mir schaden. Leider habe ich jedoch nicht die Macht, Engel herbeizurufen, und ich schaffe es auch nicht vom Wunsch, sie verschwinden zu sehen, zur Tat überzugehen. Ich bin wie alle, ich verlasse mich lieber auf das Schicksal, den Zufall, diese Art virtuelle Magie, die eines Tages an unserer Stelle handelt.