Beschreibung
Jo Sinclair, renommierte Kriegsfotografin, kehrt aus Afghanistan zurück. Ihr Leben in England wiederaufzunehmen ist eine Herausforderung. In der Wohnung ihrer kürzlich verstorbenen Großtante in Brighton spürt sie den Auswirkungen ihrer zahlreichen Reisen in Krisen- und Kriegsgebiete nach und adressiert ihre innere Rückschau an ihre frühere Lebensgefährtin Suzie. In der Hinterlassenschaft ihrer Großtante, die ihr einst ihren ersten Fotoapparat geschenkt hat, findet Jo neben alten Schwarz-Weiß-Fotos das Tagebuch ihrer Urgroßmutter Elizabeth, das diese in den Jahren 1914/15 verfasst hat, während sie als Krankenschwester in einem Lazarett tätig war. Jo vertieft sich in die Aufzeichnungen über ein Leben, das ebenso unerwartete Wendungen nimmt wie ihr eigenes In 'Rückblende' hat Catherine Hall die Geschichten zweier Frauen verschiedener Generationen zu einem faszinierenden, psychologisch ausgefeilten Roman verwoben.
Autorenportrait
Catherine Hall, geboren 1973, aufgewachsen auf einer entlegenen Schafsfarm im Lake District, engagierte sich neben ihrer Arbeit als freie Schriftstellerin viele Jahren in den Bereichen Friedensarbeit und Menschenrechte. 'Rückblende' ist der erste ihrer drei Romane, der nun auf Deutsch vorliegt.
Leseprobe
'Suzie, ich bin nicht mehr in Kabul. Ich bin in Brighton. Es liegt ein Trost darin, an der äußersten Spitze von England zu sein, an der Küste, dort, wo Land und Meer aufeinandertreffen. Ich höre die Wellen brechen, beständig und besänftigend, ruhig. Ich brauche ein wenig Besänftigung. Ich fühle mich seltsam heute, wie immer, wenn ich zurückkehre, gefangen zwischen unterschiedlichen Welten. Heute Morgen in Kabul, hoch in den Bergen, hörte ich den Ruf zum Gebet, während ich meine Sachen packte. Jetzt wummernde Musik und die Rufe junger Leute, die in der Stadt unterwegs sind. Meine Taschen liegen in der Ecke, wo ich sie fallengelassen habe, als ich hier ankam. Ich habe noch nicht ausgepackt. Das hat dich immer verrückt gemacht - stimmts? -, wenn ich nach Hause zurückkam und mein Zeug wochenlang in der Ecke lag und ich immer nur das rausgeholt habe, was ich gerade brauchte. Aber auch Geschenke, immer, für dich - darin zumindest war ich gut. Ich weiß, es hat nicht viel Sinn, zurückzudenken. Ich weiß, dass wir nicht zu dem, was wir einmal waren, zurückkehren können. Doch ich wünschte, ich könnte ins Bett kriechen und meine Arme um dich schlingen und ich wüsste, ich wäre zu Hause.