D.O.C.-Agents 3: Sturmspur

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783961270828
Sprache: Deutsch
Umfang: 333 S., 0.98 MB
Auflage: 1. Auflage 2018
E-Book
Format: EPUB
DRM: Nicht vorhanden

Beschreibung

Als Afghanistan-Veteranin Lorna Summer auf die elterliche Pferderanch in Nebraska heimkehrt, findet sie das Anwesen von Stürmen und Unwettern verwüstet vor. Ihr Bruder Nelson will das Land verkaufen. Lorna kann das nur verhindern, wenn sie gemäß einer Bestimmung im Testament ihres Vaters vor Ablauf eines Jahres heiratet. Für Lorna ein entsetzlicher Gedanke und die Frist läuft obendrein in zwei Monaten aus. Pete Nightfire, Agent des Department of Occult Crimes, der das Phänomen der ungewöhnlichen Stürme lösen soll und sich bei Lorna als Wanderarbeiter verdingt, wäre der perfekte Scheinehemann. Sie ist fasziniert von dem gut- aussehenden Lakota-Indianer, der ihre Liebe zum Land spürbar teilt, und ihr schon einmal aus der Klemme ge- holfen hat. Doch Lorna hat nicht nur die persönlichen Konsequenzen dieses Arrangements unterschätzt, das schnell mehr ist als nur Schein, sondern auch Nelsons Gier und die der Person, für die er arbeitet. Sturmspur ist der dritte Band der Dark-Romance-Serie D.O.C.-Agents.Ebenfalls erschienen: Band 1 SchattenspurBand 2 Gefährliche Spurin Vorbereitung:Band 4 - Eisspur

Leseprobe

Bloomfield, NebraskaLorna Summer starrte aus dem Fenster des Trucks und war überzeugt, noch nie eine trostlosere Gegend gesehen zu haben. Selbst die afghanische Wüste und die Gebirgsregionen, in denen sie die vergangenen drei Jahre stationiert gewesen war, besaßen bei aller Kargheit eine zu Herzen gehende Schönheit und Majestät. Aber das hier Vertrocknetes, um nicht zu sagen von der Sonne verbranntes Gras, das so dröge wirkte, als würde es zu Staub zerfallen, wenn man es nur scharf ansah. Kaputte Koppelzäune, die nicht nur niedergedrückt, sondern deren Pfosten teilweise aus dem Boden gerissen und an anderen Stellen über dem Boden abgeknickt waren wie Streichhölzer. Zerbrochen, verstreut, als hätte die Hand eines Riesen sie zermalmt. Umgestürzte und entwurzelte Bäume, wohin Lorna blickte. Aufgerissene Erde, als hätte die Harke eines Titans sie umgepflügt. An anderen Stellen stand das Wasser wahrscheinlich schon seit Wochen und hatte sumpfigen Morast gebildet, in dem das Korn verfault war.Sind wir hier wirklich richtig?, fragte sie den Fahrer, der sie in Bloomfield freundlicherweise mitgenommen hatte. Denn nichts, aber auch gar nichts hier kam ihr vertraut vor.Yep, Maam. Das alles gehört schon zur Summer Ranch. Sieht schlimm aus, ich weiß. Wir hatten aber auch in den vergangenen Monaten Stürme, er schüttelte den Kopf, so was hat noch kein Mensch erlebt. Er machte eine Handbewegung zu einem vertrockneten Hügel hin. Unser Wetter war ja schon immer unberechenbar, und wir sind Tornados gewohnt, aber eine solche Trockenheit aus heiterem Himmel Er schüttelte erneut den Kopf. Da ist ein richtiger Wüstensturm drübergefegt. Der hat sich so heiß wie Feuer angefühlt.Lorna war sich sicher, dass der Sturm nicht so heiß gewesen war, wie der Fahrer behauptete. Nicht einmal, wenn die Temperatur an jenem Tag Nebraskas bisherige Rekordmarke von 48 Grad Celsius überschritten haben sollte. Sie kannte die Wüste und ihre Temperaturen. So heiß wie dort war es in Bloomfield noch nie gewesen; konnte es aufgrund der klimatischen Bedingungen auch gar nicht werden.Und nur einen Tag später kam eine Sintflut, aber wieder an einem ganz anderen Ort, fuhr der Fahrer fort. Er schüttelte zum dritten Mal den Kopf. Das Wetter ist total verrückt. Die Summer Ranch bekommt jedes Mal das Schlimmste ab.Lorna wagte nicht sich auszumalen, wie das Haus aussehen musste, wenn hier schon alles zerstört war. Immerhin stand es noch, als sie es eine halbe Stunde später erreichten. Zumindest stand da etwas, das dem Haus ähnlich sah, an das sie sich erinnerte. Das Haupthaus schien intakt zu sein, sah man von sichtbar ausgebesserten Stellen auf dem Dach und einem an einer Seite abgerissenen Teil des Verandadaches ab. Auch das Bunkhouse, in dem die Rancharbeiter wohnten, stand noch. Aber die Ställe Lorna starrte fassungslos auf das Werk der Zerstörung.Die Ställe, die dreihundert erstklassige Pferde beherbergt hatten, waren niedergebrannt. Es gab nur noch verkohlte Trümmer. Lediglich der Schuppen, in dem das Futter gelagert wurde, stand noch. Über allem lag Totenstille.Lorna stieg aus und nahm ihren Gepäcksack, während sie den Blick nicht von dem wenden konnte, was ihr Zuhause war. Gewesen war.Sind Sie sicher, dass Sie bleiben wollen, Maam?, fragte der Fahrer. Ich kann Sie wieder mit in die Stadt nehmen, wenn Sie wollen.Lorna fand ihre Stimme wieder. Nicht nötig. Danke.Der Mann blickte sie zweifelnd an. Ich komm noch mal vorbei, wenn ich meine Ware ausgeliefert habe. Bis dahin können Sies sich ja überlegen.Lorna nickte. Danke.Der Truck wendete auf dem Hof und fuhr davon. Sie sah sich um. Wind strich über das Land, aber das war auch das einzige Geräusch. Es unterstrich den Eindruck von Verlassenheit. Verdammt, sie hatte sich ihre Heimkehr anders vorgestellt. Vor allem stellte sich ihr die Frage, warum ihr Vater, ihr Bruder und die Rancharbeiter die Schäden nicht schon längst in Ordnung gebracht hatten. Dem Zustand der Trümmer nach zu urteilen, musste sich der Stallbrand vor Wochen ereignet haben, vielleicht sogar schon vor Monaten. Hoffentlich hatten die Pferde gerettet werden können. Aber wo waren sie?Sie ging über die Veranda zur Haustür und drehte den Knauf. Die Tür war nicht verschlossen. Sie trat ein. Drinnen war es angenehm kühl. Obwohl sich Nebraskas Augusttemperaturen nicht annähernd mit denen in Afghanistan vergleichen ließen, begrüßte Lorna die Kühle. Es roch nach Staub, und ein Hauch von Brandgeruch lag immer noch in der Luft. Sie ging ins Wohnzimmer, das seltsam unbewohnt wirkte. Nirgends stand ein Trinkglas oder eine Tasse. Der Aschenbecher, in dem immer Asche und die Reste von ihres Vaters Zigarren lagen, war leer. In ihr keimte eine böse Vorahnung. Sie legte ihren Gepäcksack auf die lederbezogene Couch.Dad? Keine Antwort. Nelson? Ebenfalls Stille.Nicht einmal Henry schlug an, der jeden Besucher schon kommen hörte, wenn er noch Meilen entfernt war. Hinten im Haus klappte eine Tür, wo ihr Vater sein Arbeitszimmer hatte. Doch der Mann, der Sekunden später vor ihr stand, war nicht ihr Vater. Carl Schwartz, der altgediente Vorarbeiter, hatte sich verändert. Als Lorna vor anderthalb Jahren das letzte Mal hier zu Besuch gewesen war, hatte er mit seinen über sechzig Jahre dynamisch und kraftvoll gewirkt, aber jetzt schien er um mindestens zehn Jahre gealtert zu sein, obwohl er immer noch drahtig war und sich aufrecht hielt. Nur seine wasserblauen Augen blickten noch so wach wie früher. Er sah Lorna mit einem Ausdruck an, als wäre sie ein Gespenst, erschrocken und fassungslos.Lorna? Himmel, Mädchen, da bist du ja endlich! Wir dachten schon, du wärst in Afghanistan gefallen. Er presste beide Hände an die Brust über dem Herzen. Gott sei Dank, dass du zurück bist. Er kam mit ausgebreiteten Armen auf sie zu und drückte sie an sich. Danach hielt er sie auf Armeslänge von sich und betrachtete sie von oben bis unten. Lass dich ansehen. Alles okay? Ich hoffe, du bist auf Urlaub und nicht aus der Army ausgeschieden wegen Verletzung.Nein, alles bestens. Ich habe zehn Wochen Urlaub und mir die auch redlich verdient.Er blickte an ihr vorbei, wo er durch die Glasscheibe der Haustür die Veranda sehen konnte. Wo ist denn dein Mann?Lorna runzelte die Stirn. Was denn für ein Mann? Carl, was ist hier los? Wo ist Dad?Er starrte sie an. Mit halb offenem Mund und einem Ausdruck im Gesicht, der zwischen Betroffenheit und Mitgefühl schwankte. Hat Nelson dich nicht benachrichtigt?Sie zog die Augenbrauen hoch. Was soll die Frage? Wir beide wissen doch genau, dass mein teurer Bruder der letzte Mensch auf der Welt ist, der mich jemals über irgendetwas freiwillig benachrichtigen würde. Welche Nachricht hätte er mir mitteilen sollen? Sie zeigte nach draußen. Und warum hat Dad mir nichts von dem berichtet, was hier passiert ist?Carl deutete auf die Sitzecke im Wohnzimmer. Du setzt dich besser.In ihr begannen, die Alarmglocken zu schrillen. Carl, ich bin Soldatin, First Lieutenant bei den Green Berets, wie du weißt. Sie deutete an sich hinab, um ihn darauf aufmerksam zu machen, dass sie immer noch Uniform trug. Glaub mir, ich muss mich nicht setzen, um negative Nachrichten zu verkraften. Also?Er schluckte. Also Dein Vater ist gestorben. Vor zehn Monaten.Was? Sie glaubte, sich verhört zu haben. Das konnte doch unmöglich sein.Carl nickte. Es tut mir so leid, Lorna. Nelson wollte dich benachrichtigen und hat mir geschworen, dass er das auch getan hätte.Sie schnaufte. Und das hast du ihm geglaubt?Carl zuckte mit den Schultern. Ja. Weil es um euren Vater ging. Ich dachte, dass ihr in dem Fall eure Differenzen außen vor lasst.Sie schüttelte den Kopf. Ich habe keine Nachricht erhalten, keinen Brief, und angerufen hat mich mein sauberer Bruder auch nicht.Wofür er bezahlen würde, weil er ihr dadurch die Möglichkeit genommen hatte, von ihrem Vater Abschied zu nehmen. Sie ballte die Faust. Verdammt, sie hatte sich ihre Heimkehr wirklich anders vorgestellt. Nicht zu einer halb zerstörten Ranch und einem seit Monaten toten Vater. Dass ihr Dad tot war, erschien ihr unwirklich.Klar, sie hatten kaum Kontakt zueinander gehabt. Der hatte sich auf Glückwunschkarten zu Geburtstagen und Weihnachten beschränkt. Dass im vergangenen Jahr keine Weihnachtskarte gekommen war, hatte sie der schlecht funktionierenden Post in Afghanistan zugeschrieben. Mehr als einmal waren Transporte mit Lebensmitteln und Post von Aufständischen attackiert, entführt und anschließend zerstört worden. Im Traum hätte sie sich nicht vorgestellt, dass der Grund für die fehlende Karte diesmal der Tod ihres Vaters sein könnte.Dad war doch kerngesund. Was ist passiert?Er wurde erschossen. Eines Nachts waren die Pferde auf der Koppel unruhig. Dein Dad dachte, es wären wieder mal Kojoten und ging mit dem Gewehr und mit Henry hin, um nachzusehen. Wir haben nur die Schüsse gehört und dachten, er hätte ein paar von den Biestern erwischt. Als er nicht zurückkam, sind wir nachsehen gegangen und fanden seine Leiche und die von Henry.Das erklärte, warum der Hund sie nicht begrüßt hatte.Carl klopfte ihr auf die Schulter. Ich koch uns am besten einen Kaffee. Du willst dich vielleicht frisch machen. Es gibt eine Menge, das du erfahren musst.Lorna nickte, nahm ihren Gepäcksack und stieg die Treppe ins Obergeschoss hinauf. Ihr Zimmer war genau so, wie sie es verlassen hatte. Sie hatte am Morgen vor ihrer Abreise nach dem letzten Urlaub das Bettzeug weggeräumt und ihre Kleidung ordentlich in den Schrank gehängt. Dort hing sie immer noch, zusammen mit den Schnüren aus Zedernholzstücken, deren Duft die Motten vertrieb. Irgendwer musste das Zimmer ab und zu gereinigt haben, denn die Staubschicht in den Regalen und auf dem Schreibtisch war höchstens zwei Wochen alt.

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