Beschreibung
Nashville 1870: Savannah würde alles dafür geben, wenn sie ihr Elternhaus noch ein einziges Mal betreten dürfte. Denn ihr verstorbener Vater hat irgendwo dort ein Kästchen versteckt, das sein Vermächtnis enthält. Sie sieht ihre Chance gekommen, als der neue Besitzer ihrer Plantage, Aidan Bedford, ausgerechnet sie damit beauftragt, das Haus komplett umzugestalten und neu einzurichten. Seine Verlobte bevorzugt einen moderneren Stil. Savannah zögert nicht lange und macht sich ans Werk. Doch es fällt ihr schwerer als gedacht, alles, was ihr lieb und teuer ist, zerstören zu müssen. Und wie soll sie herausfinden, wo das Kästchen versteckt ist, ohne sich bei dem neuen Besitzer verdächtig zu machen? Ein spannender Wettlauf mit der Zeit beginnt. Savannah kann nicht ahnen, dass Gott einen viel größeren Plan für ihr Leben hat.
Autorenportrait
Tamera Alexander ist für ihre historischen Romane schon mehrfach mit dem Christy Award ausgezeichnet worden, dem bedeutendsten christlichen Buchpreis in den USA. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei erwachsenen Kindern in Nashville.
Leseprobe
Kapitel 1 Nashville, Tennessee 13. Juni 1870 Sie gäbe viel darum, wenn sie wieder in diesem Haus sein könnte! Selbst wenn es nur für einen einzigen Tag wäre. Behutsam faltete Savannah Darby den Brief zusammen und steckte ihn neben die Familienbibel in ihre Nachttischschublade. Gleichzeitig verstaute sie ihren Herzenswunsch wieder im hintersten Winkel ihres Herzens. Er würde sich eh nicht erfüllen. Niemals. "Das ist meine Seite der Kommode!" "Nein! Es ist meine Seite!" Das metallene Quietschen der Beinschienen ihres Bruders unterstrich noch seine Enttäuschung. "Ich weiß, dass es meine ist, weil." "Andrew! Carolyne!" Savannah bedachte ihre jüngeren Geschwister mit einem durchdringenden Blick. Dann senkte sie die Stimme ein wenig, da sie nicht wollte, dass die anderen Mütter und Kinder im Haus sie schon wieder hörten. Monatelang hatten sie da-rauf gewartet, dass in diesem Heim etwas frei wurde, bis sie endlich hatten einziehen können. Sie konnte es sich nicht leisten, den anderen Schwierigkeiten zu machen. Dafür gab es viele Gründe. "Ich habe bereits zwei Ermahnungen bekommen, weil ihr ständig streitet. Dabei sind wir noch nicht einmal drei Wochen hier. Bitte", fügte sie streng hinzu, als Carolyne schon wieder den Mund aufmachen wollte, um mit ihrem Bruder zu streiten, "sprecht leise." Carolyne verzog den Mund zu einem Schmollen. "In der Pension hatten wir wenigstens unsere eigenen Kommoden." "Nein, die hattet ihr nicht." Savannah nahm ihre Nähtasche. "In der Pension hatte jeder von euch eine eigene umgedrehte Kiste." Carolyne ließ schuldbewusst den Kopf hängen. Aber Andrew, der zwei Jahre älter war als sie und es nicht erwarten konnte, endlich ein Mann zu werden, runzelte nur die Stirn. "Wir müssen uns alle einschränken. Und jetzt ist Schluss mit dem Streiten." Savannah drückte beiden einen Kuss auf die Stirn, auch wenn Andrew halbherzig versuchte, ihr auszuweichen. "Wir sehen uns heute Nachmittag wieder hier. Andrew, sei beim Ausladen der Kisten vorsichtig. Und denk daran: Nimm immer nur eine Kiste auf einmal!" Wieder das Stirnrunzeln. Dieses Mal noch ausgeprägter. "Carolyne, wenn du mit deiner Arbeit in der Küche fertig bist, dann lies die Lektionen, die ich unterstrichen habe, und übe Französisch. Und befasse dich mit den Algebragleichungen, die ich dir gestern Abend aufgeschrieben habe. Andrew, mach bitte auch deine Hausaufgaben und lies Macbeth weiter. Das Buch steht unten in der Bibliothek. Und denk daran, dass du." "Ich weiß, Savannah!" Er wandte ihr den Rücken zu. "Ich habe doch schon gesagt, dass ich gehe." Savannah, die schon eine Hand auf dem Türgriff liegen hatte, zwang sich zu einem Lächeln. "Das nächste Mal werde ich mich bemühen, von der Arbeit freizubekommen, damit ich dich begleiten kann, aber." "Ich kann auch allein gehen. Schließlich bin ich kein Kind mehr." "Das weiß ich doch. Aber ich will einfach mitkommen, weil ich hören möchte, was er zu sagen hat. Nicht weil ich denke, du würdest das nicht allein schaffen." Seine Miene wurde ein wenig weicher. Savannah nutzte den momentanen Waffenstillstand und ließ ihre Geschwister allein zurück, da sie ohnehin schon zu spät dran war. Ihr graute vor Miss Hildegards Reaktion, wenn sie zu spät zur Arbeit käme. In großer Eile ging sie die zwei Stockwerke hinunter. Sie hatte zwar immer davon geträumt, eines Tages zu heiraten und Kinder zu haben, aber dass sie mit 18 Jahren die Mutterrolle für eine Sechsjährige und einen Achtjährigen würde übernehmen müssen, das hatte sie nicht geplant. Ihr Vater, ihre Mutter und auch ihre älteren Brüder waren alle gestorben. Jetzt, vier Jahre später, gab es Momente, in denen sie dachte, sie käme mit der Verantwortung, die sie übernommen hatte, gut zurecht. In der übrigen Zeit betete sie verzweifelt, dass sie ihre Geschwister gut erziehen würde. Um Viertel nach acht ging es im Nashviller Witwen- und Kinderheim zu wie in einem Bienenstock. Der Umzug hierher bedeutete für sie einen Neuanfang, und das Leben hi
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