Der Baum der Liebenden

Witemeyer, Karen/Jennings, Regina/Dykes, Amanda u a
Auch erhältlich als:
8,00 €
(inkl. MwSt.)
In den Warenkorb

Nicht lieferbar

Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783963622496
Sprache: Deutsch
Umfang: 400 S.
Format (T/L/B): 2.8 x 20.7 x 13.8 cm
Einband: Paperback

Beschreibung

Im Schatten der alten Eiche treffen sich in Oak Springs alle, die frisch verliebt sind. Hier werden zarte Bande geknüpft, was die unzähligen Initialen und Herzen im Baumstamm beweisen. Vier erfolgreiche Autorinnen haben sich gefunden, um den Bogen vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart zu spannen: mit Geschichten voller Liebe und Romantik, Glück und Hoffnung. 1868: Bella beschließt, dass sie unter der alten Eiche ihren ersten Kuss bekommen will. Doch ist der dafür Auserwählte wirklich der Richtige? 1891: Phoebe, hoffnungslos romantisch, hat es sich in den Kopf gesetzt, auf dem Anwesen mit der alten Eiche ein ganz besonderes Hotel zu eröffnen. Kann Barnabas sie davor bewahren, den Fehler ihres Lebens zu begehen? 1945: Die Suche nach seiner unbekannten Brieffreundin führt Luke aus den Schrecken des Zweiten Weltkriegs nach Oak Springs - wo er der großen Liebe begegnet. Heute: Abby, Gärtnerin aus Leidenschaft, ist entsetzt, als sie erfährt, dass der »Baum der Liebenden« gefällt werden soll. Was kann sie tun, um das Wahrzeichen von Oak Springs zu retten?

Autorenportrait

Karen Witemeyer liebt historische Romane mit Happy-End-Garantie und einer überzeugenden christlichen Botschaft. Nach dem Studium der Psychologie begann sie selbst mit dem Schreiben. Zusammen mit ihrem Mann und ihren drei Kindern lebt sie in Texas.

Leseprobe

Kapitel 1 1868 Oak Springs, Texas Bella Eden hatte schon immer gewusst, wann es passieren würde: am Tag vor ihrem 18. Geburtstag. Wenn ein Mädchen zu früh mit dem Küssen anfing, handelte sie sich damit nur Schwierigkeiten ein. Andererseits sollte sie auch nicht zu lange warten, wenn sie keine alte Jungfer werden wollte. Ein erster Kuss unmittelbar vor ihrem 18. Geburtstag war genau richtig, befand sie. Sie wusste auch, wo es zu diesem Kuss kommen sollte. Seit Jahren kam sie auf ihrem Schulweg jeden Tag an einer stattlichen Eiche vorbei. Der Schatten unter dem Blätterdach der weit ausholenden Äste war der perfekte Ort und sie hatte sich auf dem Heimweg von der Schule oft ausgemalt, wie es ablaufen würde. Sie hatte bisher nur noch nicht gewusst, wer sie küssen würde. Doch diese Frage war jetzt auch geklärt. »Was ist mit dir los?«, fragte Jimmy Blaggart. »Du grinst ja übers ganze Gesicht.« Bellas Herz hämmerte wie eine Dampfmaschine. Sie führte ihn vom Feldweg zu der Eiche. »Ich habe eine Überraschung für dich«, sagte sie. Heute war der große Tag und Jimmy Blaggart sollte in den Genuss kommen, sie küssen zu dürfen. Sie waren zusammen aufgewachsen, aber erst in letzter Zeit schenkte er ihr mehr Beachtung. Seit April begleitete er sie jeden Tag von der Schule nach Hause und blieb danach sogar immer noch eine Weile. Das konnte nur eines bedeuten. Die majestätischen Äste des Baums breiteten sich in alle Richtungen aus, seine äußersten Zweige streiften über die Erde, wenn der Wind sie erfasste. Jimmy blieb stehen, als sich Bella leicht bück- te und unter den Zweigen verschwand. Als er ihr nicht folgte, zog sie ihn in die grüne Höhle hinein. »Hier ist es wie unter einem riesigen grünen Sonnenschirm, findest du nicht?« Sie ließ ihn los, drehte sich langsam im Kreis und war wie immer von der verträumten Welt ihres heimlichen Verstecks wie verzaubert. »Woher soll ich das wissen? Ich benutze keine Sonnenschirme.« Wenn ihre Ehe mit Jimmy glücklich werden sollte, sollte er besser noch eine gewisse Fantasie entwickeln. Bella musterte ihn mit einem prüfenden Blick. Er sah ganz passabel aus. Äußerlich war an ihm nichts auszusetzen. Seine Familie würde nach seinem Schulabschluss aus Oak Springs wegziehen. Sie musste also diese eine Gelegenheit nutzen, um einen bleibenden Eindruck bei ihm zu hinterlassen. Bella lächelte. Morgen würde sie 18 werden und eine Woche später hätte sie ihren Schulabschluss in der Tasche und könnte dann endlich mehr Zeit mit Nähen verbringen. Mit Sicherheit hätte sie bald genug Kundinnen und könnte sich als Schneiderin ein Geschäft aufbauen. Dieser Kuss war der nächste Schritt in ihre Zukunft. »Meine Güte, schau dir das nur an!« In der Mitte bildete das Blätterdach ein hohes Gewölbe, in dessen Mitte der dicke Baumstamm stand. Bella hatte Stunden damit verbracht, diesen Ort richtig vorzubereiten, aber der Aufwand hatte sich bestimmt gelohnt. »Sieh dir das an! Jemand hat ein Herz in den Baum geschnitzt.« Sie beugte sich vor, als sähe sie es zum ersten Mal. »Was steht in diesem Herz? BE? Das sind ja meine Initialen! Wie seltsam!« Sie steckte die Hand in ihre Rocktasche und tastete nach dem Messer. Nur gut, dass sie daran gedacht hatte, die Klinge in eine neue Kartoffel zu stecken, damit sie sich nicht in den Finger schnitt. »Bella.« Jimmys ganz annehmbares Gesicht sah plötzlich besorgt aus. »Du bist ein nettes Mädchen.« Sie schob mit dem Daumen die Kartoffel vom Messer und schaffte es, das Messer aus der Tasche zu ziehen, ohne ihren Rock aufzuschlitzen. »Schau, was ich hier habe!« Seine Augen weiteten sich. »Was willst du von mir?« »Ich will, dass du mich küsst.« Sie hatte nicht erwartet, dass sie ihm das so deutlich sagen müsste. »Wirklich? Jetzt? Hier?« »Ja, ich finde, das könnte etwas ganz Besonderes sein.« Jimmy hob abwehrend die Hand. »Und wenn ich das nicht finde?« »Wenn du das nicht findest?« Bella blickte zu dem Baumstamm, in den ihre Initialen geschnitzt waren. Bei ihren ganzen Planungen hatte sie nicht einkalkuliert, dass sie zu Drohungen greifen müsste. »Wenn du das nicht so siehst, brichst du mir das Herz.« »Aber du durchbohrst mich nicht mit dem Messer, ja? Versprich mir, dass du mir mit diesem Messer vom Leibe bleibst!« Seine Augen wichen keinen Moment von dem Messer in ihrer Hand. »Meine Güte! Machst du Witze?«, rief sie entrüstet. »Das Messer ist für den Baum bestimmt. Du musst deine Initialen über meine in das Herz schnitzen und mich dann küssen. Warum sollte ich dich mit dem Messer durchbohren?« Vielleicht hatte Jimmy doch mehr Fantasie, als sie ihm zugetraut hatte. Als er begriff, dass er nicht in Gefahr stand, mit dem Messer aufgeschlitzt zu werden, holte er tief Luft. »Wie ich schon sagte, du bist ein nettes Mädchen.« Ihr gefiel die Richtung, die er einschlug, überhaupt nicht. »Du begleitest mich seit einem Monat jeden Tag nach Hause, Jimmy Blaggart. Das bedeutet doch etwas.« »Das bedeutet, dass ich von den Hundewelpen begeistert bin, die dein Vater hat. Das bedeutet, dass ich ihm einen Welpen abkaufe, sobald ich genug Geld gespart habe. Weißt du, welchen ich will? Den kleinen gefleckten!« »Ich hatte nicht vor, mit dir über einen gefleckten Welpen zu sprechen!« Bella rammte das Messer in den Baum, um die Hände frei zu haben. Von Jimmy einen Kuss zu bekommen, schien anstrengender zu werden, als sie gedacht hatte. Sie warf ihren goldbraunen Zopf über die Schulter und wischte die Hände an ihrem Rock ab, um sich zu beruhigen. »Ich will nicht mit dir streiten«, sagte sie. »Es ist nur ein Kuss. Morgen habe ich Geburtstag und « Etwas landete auf ihrem Kopf und hüpfte von dort aus weiter auf den Boden. Sie blickte suchend nach unten. Wahrscheinlich eine Eichel. Auf der Erde lagen unzählige alte Eicheln vom Vorjahr verstreut. »Was ich sagen wollte « Plopp! Diese Eichel tat weh. Bella rieb sich den Kopf und schaute irritiert auf. Etwas bewegte sich und die Blätter raschelten. »Ich gehe jetzt nach Hause«, erklärte Jimmy. »Sag deinem Vater, dass er mir diesen gefleckten Welpen aufheben soll.« »Du kannst jetzt nicht nach Hause gehen.« »Alles Gute zum Geburtstag«, sagte er, dann zog er den Kopf ein, bückte sich unter den Zweigen und verschwand aus ihrem Blickfeld. Bella ballte die Fäuste. Was war nur mit Jimmy los? Sollten Männer nicht für jeden Kuss, den sie bekamen, dankbar sein? Mit diesem Ausgang hatte sie nicht gerechnet. »Jetzt kannst du dich bei mir bedanken.« Bella zuckte zusammen. Die Stimme kam aus dem Baum über ihr. »Wer ist da? Komm sofort heraus!« Die Blätter raschelten, die Zweige teilten sich und ein Gesicht kam zum Vorschein. Es war Adam Fisher, ein Klassenkamerad und Taugenichts der schlimmsten Art. Er besaß doch tatsächlich die Frechheit, sie jetzt breit anzugrinsen. »Du solltest dich bei mir bedanken«, wiederholte er. »Mein perfekt gezielter Eichelbeschuss hat dich davor bewahrt, dich noch mehr zu blamieren.« Ach du grüne Neune, Adam hatte alles gehört! »Was machst du da oben? Spionierst du mir nach?« »Wohin sollte ich sonst gehen? Ich habe nicht viele Freunde.« Adam und seine Familie waren erst um Weihnachten herum nach Oak Springs gezogen. Er sah ganz gut aus, aber Bella hatte bereits den Beschluss gefasst, sich Jimmy zu angeln, als Adam an die Schule gekommen war. »Das ist kein Wunder«, rief sie erbost. »Wer will schon so einen Freund? Komm auf der Stelle vom Baum!« »Solange du ein Messer hast? Nein, danke.« Adam lachte sie aus. Sie erlebte den schmerzhaftesten Moment ihres Lebens und er lachte sie aus! Das sollte er ihr büßen! »Dann komme ich nach oben!« Bella hatte zwar keine Ahnung, was sie tun würde, wenn sie ihn erwischte - aber alles war besser, als wie ein Mädchen, das einen Korb bekommen hatte, tatenlos herumzustehen und auf Mitleid zu warten. Sie schwang ein Bein über einen tief hängenden Ast und zog sich nach oben. Sie erspähte Adam, der auf einem anderen Ast näher beim Stamm saß. »Das wirst du bereuen.« »Wünsch dir das nächste Mal einfach eine Orange«,...