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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783963624360
Sprache: Deutsch
Umfang: 400 S.
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Wenn eine konservative Buchhalterin bei einer freiheitsliebenden Sozialarbeiterin einzieht, fliegen die Fetzen - es sei denn, die beiden haben etwas gemeinsam. Als Elisabeth kurz vor der Silberhochzeit ihren Mann beim Ehebruch ertappt, zerbricht ihre Welt in tausend Scherben. Ihr Zufluchtsort ist der abgeschiedene Bauernhof ihrer verrückten Schwägerin Anja, denn dort wird ihr Mann sie garantiert nicht vermuten. Zwischen herzlichem Chaos, bedingungsloser Annahme, Teenie-Dramen und unkonventioneller Lebensgestaltung findet Elisabeth allmählich wieder zu sich selbst. Doch woher soll sie die Kraft und Zuversicht für einen Neustart nehmen, wenn ihr ständig Steine in den Weg gelegt werden? 'Dieses Buch hat mich von der ersten Seite an völlig gepackt und mir sehr gefallen. Ich mochte einfach nicht aufhören zu lesen und war erstaunt, dass Lachen und Weinen so nahe beieinanderliegen können.' - Anna Hübner, Bloggerin von Annislesewelt

Leseprobe

'Ich werde dich so vermissen, Elisabeth!' Steffi schlang einen Arm um meine Taille, die Augen voller Tränen. 'Wir bleiben in Kontakt', versicherte ich ihr, während ich das Weinglas in ihrer anderen Hand im Blick behielt, dessen Inhalt gefährlich schwappte. 'Aber es wird nie wieder so sein wie jetzt!' Sie ließ mich los und machte eine ausladende Geste, wobei sie Wolf aus Versehen gegen die Brust schlug. Er verdrehte nur die Augen. Widersprechen konnte ich ihr nicht. Unsere Clique verbrachte den letzten Abend zusammen. Wir hatten gemeinsam studiert, gelitten, gefeiert und morgen würden wir uns in alle Winde zerstreuen. Wolf und ich waren die Einzigen, die in der Stadt blieben. 'Du kannst jetzt den ganzen Abend rumheulen', sagte ich energisch, nahm Steffi das Glas aus der Hand und stellte es auf den Tisch. 'Oder du feierst noch einmal so richtig, wie du es nur mit uns kannst.' Ich zwinkerte Wolf zu, packte ihre Hand und zog sie auf die Tanzfläche, wo wir von unseren Freunden johlend empfangen wurden. Innerhalb von Sekunden war die Melancholie vergessen. Wir hatten Grund genug zum Feiern. Alle hatten ihren Abschluss geschafft. Alle hatten bereits Jobangebote. Alle hatten eine Wohnung gefunden, mit Ausnahme von mir. Ich hatte mein Wohnheimzimmer noch nicht gekündigt. In dem ganzen Prüfungsstress war ich nicht dazu gekommen, mir eine Bleibe zu suchen, doch das war mir egal. Die Lernerei hatte sich gelohnt. Ich hatte den drittbesten Abschluss des Jahrgangs hingelegt. Wolf erzählte es jedem mit einem Stolz, als wäre es sein persönliches Verdienst, dass ich so gut abgeschnitten hatte. Es war mir schon fast peinlich, denn ich hätte es niemals so herumposaunt, wie er es tat. Gleichzeitig machte es mich froh, dass er sich nicht von mir übertrumpft fühlte, sondern sich für mich freuen konnte. Mein Blick sprang zu ihm. Er stand noch am Tisch und beobachtete mich. Jedes Mal, wenn ich zu ihm sah, trafen sich unsere Blicke. Als würde er seine Augen keine Sekunde von mir abwenden können. Ich genoss die Aufmerksamkeit, auch wenn ich es schade fand, dass er nicht tanzte. 'Meinst du, ich will mich blamieren?', hatte er mal gesagt. 'Die Leute werden sich fragen, was diese tolle Frau mit so einem unbeholfenen Tölpel will.' Jetzt tanzte ich zu ihm, legte ihm die Arme um den Hals und sah ihm tief in die Augen. 'Sicher, dass du nicht tanzen möchtest?' Sein Lächeln lockte mich noch näher an ihn heran. 'Wer weiß', sagte er dicht an meinem Ohr. Sein Atem verursachte ein angenehmes Kribbeln auf meiner Haut. Gespannt löste ich mich von ihm und kehrte auf die Tanzfläche zurück, doch er folgte mir nicht. Egal. Ihn würde ich noch länger um mich haben, die anderen nicht. Es war schon weit nach Mitternacht, als das Licht im Saal gedämpft wurde. Unsere Truppe protestierte lautstark. Wir waren nicht in der Stimmung für eine Schmuserunde, doch um uns herum fanden sich sofort Paare zusammen, die scheinbar nur darauf gewartet hatten, sich eng umschlungen im Rhythmus zu wiegen. Ich spürte Hände auf meinen Hüften und fuhr herum. Wolf stand hinter mir. 'Was ?' Er zog mich an sich. 'Du brichst mit deinen Prinzipien?', fragte ich atemlos. 'Vielleicht', murmelte er geheimnisvoll und begann tatsächlich zu schunkeln. Ich konnte mein Glück kaum fassen und schmiegte mich eng an ihn, bevor er sich noch umentschied. Um uns herum erklang lautes 'Ohhh' und 'Ahhh', begleitet von Gelächter und einigen frechen Bemerkungen. Jeder wusste, wie eisern Wolf sich bisher geweigert hatte, eine Tanzfläche zu betreten. Es war mir ein Rätsel, warum. Ich hatte nicht den Eindruck, dass ich mit einem unbeholfenen Tölpel tanzte. Plötzlich wurde es hell. Erschrocken schaute ich mich um. Ein Scheinwerfer war auf uns gerichtet und Wolf grinste von einem Ohr zum anderen. Mein Herz stolperte kurz und raste dann los, als wäre ich in größter Gefahr. Fassungslos schaute ich zu, wie der Mann, der mich eben noch im Arm gehalten hatte, vor mir auf ein Knie sank. Die Musik wurde leiser, aber von allen Seiten hörte ich unterdrücktes Kreischen, lautes 'Psssst' und 'Halt die Klappe'. Ich schlug die Hände vor den Mund und starrte Wolf an. Er wartete geduldig, bis es einigermaßen ruhig war. 'Elisabeth', sagte er klar und deutlich, 'möchtest du meine Frau werden?' In seiner Hand erschien ein aufgeklapptes Kästchen mit einem Ring. Atemlose Stille folgte. Mir wurde schwindelig. Alle sahen mich an, wie ich da im Spotlight stand und hektisch dachte: Er hat das geplant! Er hat das alles geplant! Nur für mich! Erst dann fiel mir ein, dass ich vielleicht antworten sollte. 'Ja!', schrie ich und warf mich unter aufbrandendem Jubel in seine Arme. Zum Glück war er schnell genug wieder auf den Füßen, um mich aufzufangen und leidenschaftlich zu küssen. Ich konnte es kaum glauben. Es war perfekt. Alles, was ich mir je erträumt hatte, wurde wahr. Wolf liebte mich nicht nur, er wollte mich heiraten! Wir würden gemeinsam in die Zukunft starten, in unsere Zukunft, Seite an Seite leben und arbeiten, uns gegenseitig stützen und ergänzen. Ich brauchte mir gar keine Wohnung zu suchen, weil ich bei ihm wohnen würde. Alles fügte sich zusammen wie ein Puzzle. Glückwünsche regneten auf uns herab. Wie ihm Traum fand ich mich mit einem Glas Sekt in der Hand wieder, während Steffi mich drückte und immer wieder 'Das ist so unglaublich romantisch!' rief. 'Du wirst meine Trauzeugin, das ist dir ja wohl klar', sagte ich und stieß mit ihr an. Wolf ließ mich den Rest der Nacht nicht mehr los. Er hätte mit tausend Worten nicht deutlicher sagen können, dass wir zusammengehörten. Noch nie zuvor in meinem Leben war ich so glücklich. Vierundzwanzig Jahre später Ich schluckte mehrmals, um die Enge in meiner Kehle zu vertreiben. Das Handy landete auf dem Tisch und stieß gegen die Gabel, die dadurch nicht mehr exakt parallel zum Messer lag. Einen wilden Moment lang war ich versucht, den Teller an die Wand zu werfen. Das Piepsen des Ofens hielt mich davon ab. Wie ferngesteuert ging ich in die Küche und schaltete ihn aus. Der Braten musste jetzt noch zehn Minuten ruhen. Eigentlich hatte ich in der Zeit die Spätzle mit Butter in der Pfanne durchschwenken und den Salat anmachen wollen, aber das konnte ich mir jetzt wohl sparen. So viel zum Thema 'Ich überrasche meinen Mann mit einem schönen Abendessen'. Ich lehnte mich an den Türrahmen der Küche und starrte auf den festlich gedeckten Tisch. Natürlich würde ich nie im Leben das teure Hochzeitsgeschirr an die Wand werfen. Bevor ich im Selbstmitleid versinken konnte, klingelte es. Wer konnte das sein? Ein Blick durch die Glaseinsätze unserer Haustür verriet mir, dass meine Schwägerin draußen stand. Was um alles in der Welt wollte die denn hier? Ich schloss kurz die Augen, um mich gegen die ästhetischen Verirrungen zu wappnen, die mit Anja einhergingen. Wie man auf die Idee kommen konnte, lila Birkenstocksandalen und rosa Zehennägel mit einer grün gemusterten Pluderhose und einer überdimensionalen rot-braunen Strickjacke zu kombinieren, war mir ein Rätsel. Wenigstens waren die Haare heute nicht blau wie damals beim siebzigsten Geburtstag ihres Vaters, sondern orange. Das passte immerhin zu dem Strickungetüm. Ich öffnete die Tür und zwang ein Lächeln in mein Gesicht. 'Hallo Anja, was für eine Überraschung.' 'Tachchen! Ich war grad in der Gegend und dachte, ich schnei mal bei dir rein.' Sie schob sich an mir vorbei. Ich war so überrascht, dass ich die Tür hinter ihr schloss. Normalerweise setzte Anja keinen Fuß in unser Haus. 'Ui, das riecht ja himmlisch!' Ihre unförmige, selbst gehäkelte Handtasche plumpste neben der Garderobe auf den Boden. 'Komm doch rein', sagte ich überflüssigerweise, denn Anja stand schon im Esszimmer. 'Gibts was zu feiern?' Ich seufzte. 'Nur den Start ins Wochenende.' Sie drehte sich zu mir um und sah mich prüfend an. 'Hat mein Bruderherz dich versetzt?' Wieder schnürte sich mir die Kehle zu. 'Ihm ist etwas Geschäftliches dazwischengekommen...

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