Beschreibung
In diesen Tierfabeln nimmt der Autor menschliche Schwächen aufs Korn. Immer wieder reibt er sich an der Dummheit und Überheblichkeit der Herrschenden und den Jasagern unter seinen Untertanen. 1976 erschienen, wurden auf humorvolle Weise die Mächtigen in der DDR kritisiert. Aber fast 50 Jahre später hat sich nichts zum Positiven verändert.
Autorenportrait
Geboren am 25.Mai 1927 in Blankenhain/Thüringen, Volksschule, drei Jahre Verwaltungslehre.1945 Soldat im 2. Weltkrieg, bis 1947 in amerikanischer, französischer und belgischer Kriegsgefangenschaft.1949 1951 Abitur an der ABF Jena, 1951 bis 1956 Studium der Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin, 1963 Promotion (Dr. Phil.).1956 - 1962 Dozent an der Humboldt-Universität, 1962 1964 Lektor, 1966 - 1968 Cheflektor Eulenspiegelverlag/ Das Neue Berlin.Ab 1968 freiberuflicher Schriftsteller.2008 in Berlin verstorben.
Leseprobe
Wer im ersten Kampf verlor, geht im zweiten anders vorAls der Affe während einer Ratssitzung wieder einmal seine üblichen Grimassen machte, wurde es dem Löwen zu viel, und er hieß den Affen einen Blödian. Und wenn ich besser zählen kann als du, entgegnete der Affe, wer ist dann der Blödian?Um die Frage zu entscheiden, wurde auf seinen Vorschlag hin vereinbart, dass er und der Löwe die Wellen zählen sollten, die im Verlaufe einer Stunde am Meeresstrande anbrandeten. Der Affe tat aber nur so, als ob er zähle, und schnitt wieder die fürchterlichsten Grimassen. Das machte den Löwen ganz konfus, sodass er einmal die Wellen und einmal die Grimassen zählte, bis er völlig durcheinander war und vorzeitig aufgab. Der Affe wurde zum Sieger erklärt. Das war ihm jedoch noch nicht genug. Um den Löwen noch mehr zu demütigen, verriet er, dass er nicht eine einzige Welle gezählt und den Löwen allein durch seinen Witz besiegt habe.Das nun war des Witzes zu viel, und keiner sprang dem Affen bei, als der Löwe sich auf ihn stürzte und ihn in Stücke riss.Rede nicht von Sonnenschein, regnet es zum Fenster reinAls auch die Tierkinder zur Schule gehen mussten, wurde der Rabe zum Staatskundelehrer bestellt. Er nahm das Lehrbuch in die Hand und erklärte den Kleinen, wie positiv doch alles sei. Nicht einmal ein Wölkchen war auf dem Bilde zu sehen, das er von der Welt malte.Da blickte ein kleines Mäuschen aus dem Fenster und rief: Herr Lehrer, es regnet!Der Lehrer aber schaute in sein Buch, schüttelte den Kopf und sagte: Regen ist hier nicht drin.Es regnet aber wirklich! rief das Mäuschen wieder.Da schrieb der Rabe dem Mäuschen eine Fünf wegen schlechten Betragens ins Heft. Das kommt davon, krähte er, wenn man während des Unterrichts aus dem Fenster guckt.Wer sich ums Gemeinwohl drückt, muss sich nicht wundern, wenn's nicht rücktDer Esel genoss kein sonderliches Ansehen unter den Tieren. Als aber ein gemeinnütziges Amt zu vergeben war und keiner es auf sich nehmen wollte, waren alle froh, als der Esel sich dazu überreden ließ. Zum nächsthöheren Amt und den folgenden gelangte er auf die gleiche Weise, und immer waren die anderen Tiere froh, davongekommen zu sein. Bis sie eines Tages feststellten, dass sie einen Esel oben hatten.Wie ist der bloß dahinauf gekommen?! riefen da alle verwundert.Der Esel wusste das natürlich auch nicht so genau. Da aber das Amt den Esel und der Esel das Amt verdorben hatte, passten beide ganz gut zueinander, sodass es eine Weile brauchte, bis sie den Esel wieder herunterbrachten.Schadenfreude macht dumme LeuteDer Kranich hatte einen Vortrag angekündigt und die Tierwelt zur großen Waldwiese eingeladen. Da der Kranich allgemein als platter Schönredner galt, rechneten alle damit, dass nicht einer hingehen würde. Um sich von dem Reinfall zu überzeugen, gingen alle hin.Das war wirklich ein Reinfall, sagte der Igel zum Iltis, als sie auf der überfüllten Waldwiese standen. Der einzige, den ich nicht sehe, ist der Kranich.Er wird etwas suchen, meinte der Iltis und blätterte ungerührt in einem Bündel Papiere.Und was? fragte der Igel.Das Manuskript, sagte der Iltis.
Inhalt
Missgeachtet lebt sich's schwer, unbeachtet noch viel mehrWer Furcht hat, sich zu schneiden, schabt sich den Bart von WeitemKlugheit und Mut wohnen unter einem HutIn einem komplizierten Fall ist das Urteil oft formalDie Schwächen der Schwachen sind die Stärke des DrachenWer den Mörder verschont, wird mit Leichen belohntWer oben sitzt, sieht niemals alles, am wenigsten im Fall des FallesDie Freiheit hat zwei Seiten, das lässt sich nicht bestreitenDie Kunst lässt weg, so geht die Sage. Nur, was sie weglässt, ist die FrageDer eigne Gestank macht keinen krankWenn dein Feind dir freundlich tut, sei auf der HutDer Pfennig prahlt mit großen Goschen: Ich bin so rund als wie ein GroschenMachst du den Gegner zum Gespenst, dann ist er das, was du nicht kennstEin großes Tier macht auch viel Mist, was aber kein Kriterium istWer sich hinter der Zeit versteckt, wird auf unsanfte Art gewecktIst die Suppe angebrannt, wirf den Löffel an die WandDer starke Freund schreckt den FeindAuch hohe Tiere müssen mal aufs Örtchen, nur tun sie oft, als schissen sie ein TörtchenErschlag den Freund nicht in der Not, du schlägst dich selber totGegensätze ziehen sich nicht an, es sei denn, an dem einen ist vom andern etwas dranWer schreit, bringt's weitSo manche Kunst lebt nur von DunstFreiheit auf Befehl ist Kuchen ohne MehlWer keine Meinung hat, hat häufig zwei paratMan muss sich nur zu wehren wissen: Die Emsen beispielsweise pissenDie Größe der Gefahr wird oft erst später klarDie List hat wenig Macht, das wird oft nicht bedachtVerschluckter Ärger quält nur stärkerWird ein Wort aus Angst vermieden, braucht's kein Gesetz, es zu verbietenDummheit auf der Leiter klettert immer weiterGar manche Strafe freut den Täter; die andern merken das erst späterNeues wagen Spott ertragenDie Eigenart, wenn sie nicht passt, wird oft als Unart aufgefasstWird die Sache zum Selbstzweck, komm'n die Personen schlecht wegNicht jedem nützt, was er besitztHast du was verkehrt gemacht, gib es zu, bevor man lachtEin Urteil lässt sich leicht vermeiden, du musst's nur gründlich vorbereitenDer Dritte freut sich nicht immer, gewöhnlich ergeht's ihm schlimmerWer im ersten Kampf verlor, geht im zweiten anders vorRede nicht von Sonnenschein, regnet es zum Fenster reinWer sich ums Gemeinwohl drückt, muss sich nicht wundern, wenn's nicht rücktSchadenfreude macht dumme LeuteDer Eitle irrt sich gar nicht gern; und wenn, dann bitte schön intern
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