Beschreibung
Steinwurf ... ein solcher Titel für eine Erzählung über eine Liebe in Deutschland? Kein anderer. Denn ohne den Potsdamer Prozess wegen jenes Steinwurfs hätte der Berichterstatter niemals von der Liebe zwischen einer jungen Deutschen und zwei Männern aus Jamaika erfahren: Da ist der Gerichtssaal mit der Pressebank vorn, und links davon die wegen versuchten Mordes Angeklagten, zwei stumpfe Kerle, der eine unter, der andere knapp über zwanzig Jahre alt, und deren Anwälte daneben; rechts von der Pressebank, bei den Fenstern, werden bald die geladenen Zeugen auftreten, zwei der drei schwarzen Bauarbeiter, die im Städtchen M. angepöbelt worden waren und danach mit dem Auto wegzukommen versuchten. Was misslang: Das Auto prallte gegen einen Baum, nachdem die Frontscheibe durch den Steinwurf zertrümmert worden war Noch im Gerichtssaal bittet der Berichterstatter die junge Frau um ein Gespräch, und was sie ihm nach anfänglichem Zögern mitteilt, bei späteren Verabredungen in ihrem und auch seinem Haus offenbart, beginnt sich für ihn zu einer Erzählung nicht bloß über die Liebe dieser Frau zu formen, sondern auch über die Liebe jener anderen, die dem durch den Aufprall querschnittsgelähmten Fahrer aufopferungsvoll auf den Weg zurück ins Leben hilft ... Der Berichterstatter muss sich nicht fragen, ob er gestalten und öffentlich machen darf, was er in den Gesprächen erfahren hat längst weiß er, dass die junge Frau ein Buch über den Anschlag und ihre Beziehung zu den Opfern für geradezu dringlich hält. Soll er denn schweigen über Fremdenhass in Deutschland, Gewalt gegen Ausländer in Deutschland, oder die Liebe von zwei Frauen verschweigen, die den Mut hatten, dem Gegenwind zu trotzen ...
Autorenportrait
Walter Kaufmann (eigentlich Jizchak Schmeidler) wurde 1924 in Berlin als Sohn einer jüdischen Verkäuferin geboren und 1926 von einem jüdischen Anwaltsehepaar adoptiert. Er wuchs in Duisburg auf und besuchte dort das Gymnasium. Seine Adoptiveltern wurden nach der Reichskristallnacht verhaftet, kamen ins KZ Theresienstadt und wurden im KZ Auschwitz ermordet. Ihm gelang 1939 mit einem Kindertransport die Flucht über die Niederlande nach Großbritannien.Dort wurde er interniert und 1940 mit dem Schiff nach Australien gebracht. Anfangs arbeitete er als Landarbeiter und Obstpflücker und diente als Freiwilliger vier Jahre in der Australischen Armee.Nach 1945 verdiente er seinen Lebensunterhalt als Straßenfotograf, auf einer Werft, im Schlachthof und als Seemann der Handelsmarine. 1949 begann er seinen ersten Roman, der 1953 in Melbourne erschien.1957 übersiedelte er in die DDR, behielt jedoch die australische Staatsbürgerschaft. Seit Ende der 1950er Jahre ist Walter Kaufmann freischaffender Schriftsteller. Ab 1955 gehörte er dem Deutschen Schriftstellerverband und ab 1975 der PEN-Zentrum der DDR, dessen Generalsekretär er von 1985 bis 1993 war. Er ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland.Walter Kaufmann war außerdem in mehreren DEFA-Filmen als Darsteller tätig, teilweise unter dem Pseudonym John Mercator.Auszeichnungen1959: Mary Gilmore Award1961, 1964: Theodor-Fontane-Preis des Bezirkes Potsdam1967: Heinrich-Mann-Preis1993: Literaturpreis Ruhrgebiet
Leseprobe
Nichts ließ ich mir am Morgen anmerken. Wie immer ging er mir beim Frühstück zur Hand, wir aßen mit den Kindern, und erst als die aus dem Haus waren, ging ich ihn an: Wir müssen uns aussprechen. Sag mir alles erst das eine, dann das andere.Wie meinst du das?Fang an mit dem Mädchen in Mühlau.Er hob die Brauen, biss sich auf die Lippen, blickte weg, und als er mich wieder ansah, war da eine Traurigkeit in seinen Augen, die mich viel ahnen ließ viel, doch nicht genug, um mir das Ausmaß der Feindlichkeit voll vorzustellen, mit dem ihm die Eltern dieser siebzehnjährigen Daniela Tanner begegnet waren: Was, zum Teufel, war diesem Neger eingefallen, hier unangemeldet aufzutauchen, spät abends noch an der Tür zu läuten und ein Gespräch mit unserer Tochter zu verlangen. Gespräch wozu, worüber, was will der überhaupt? Soll froh sein, dass er nach dem Stinkefinger, den einer der drei den Jungs vom Bahnhofsvorplatz gezeigt hat, noch krauchen kann; und wer den Unfall verschuldet hat, ist noch gar nicht raus wahrscheinlich der Unfallfahrer selbst. Kann ja nicht anders kommen, wenn sich ein Neger hinters Steuer von einem so schnellen Wagen setzt. Ein Jaguar, was! Ganz schön hoch hinaus wollten die drei. Nun ist der Fahrer hin, und das Auto auch. Pech! Pech für alle Beteiligten! Also noch mal von vorne, unsere Tochter wollen Sie sprechen. Allerhand! Lernen Sie erst mal richtig Deutsch, ehe Sie das verlangen ja Deutsch, Ihr Kauderwelsch versteht ja keiner. Kommen von sonstwoher, nehmen Deutschen die Arbeit weg und reden wie die Hottentotten. Dann aber hatten sie doch die Tochter gerufen: Daniela, komm mal her. Hier will einer was! Und das Mädchen hatte Curtis, die Hände in die Seite gestemmt, von Kopf bis Fuß gemustert: Kenn den nicht. Was will der? Curtis hatte sich zu erklären, hatte zu fragen versucht, warum sie diesen Karl Koschwitz beschuldigt hatte, beschuldigen musste. Das Mädchen hatte nicht aufgehört, ihn verächtlich zu mustern, jetzt schlug sie ihm die Tür vor der Nase zu. Von drinnen hatte er sie aufgebracht rufen hören: Was fällt dem Arschloch ein schwarz wie Pech und spielt sich auf! Curtis war gegangen, und weil ihm nach solcher Abfuhr der ganze Ort nicht geheuer gewesen war, hatte er den ihm von früher bekannten Besitzer des China Restaurants gebeten, ein Taxi nach Wilhelmsheide zu besorgen: Telefonisch geht das leichter bitte tun Sie das für mich, denn wenn die mich erst sprechen hören, geschweige denn sehen Der Chinese hatte begriffen, und anders wäre Curtis an diesem Abend nicht mehr heimgekommen.So und nicht anders hatte ich mir nach allem, was ich von Curtis erfuhr, den Verlauf der Dinge vorgestellt, und seine Betroffenheit, seine Traurigkeit gingen mir durch und durch.Siebzehn Jahre, so jung noch, und schon so viel Hass!, hörte ich ihn sagen. Woher bloß?Das fragst du noch bei den Eltern und dem Umgang?Hast recht, sagte er und was gab es noch, das du wissen wolltest?Nichts, versicherte ich ihm leise. Das war schon alles.
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