Die weltbeste Geschichte vom Fallen

Roman

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783981848465
Sprache: Deutsch
Umfang: 237 S.
Format (T/L/B): 1.8 x 19 x 13.2 cm
Einband: Englische Broschur

Beschreibung

Ein 21-jähriger Roofer verbringt einen großen Teil seiner Zeit auf den Dächern von Stockholm - auf der Suche nach Weite, nach Licht und Luft, auf der Flucht vor Problemen, vor Zwängen und dem Erwachsenwerden. Das Klettern über Dächer, auf Türme und Brückenpylone bedeutet für ihn Abenteuer und Freiheit. Und über den Dächern von Stockholm begegnen ihm auch die Menschen, die einen Unterschied machen - der kleine, dicke alte Mann, der in einer winzigen Hütte auf dem Dach eines Hauses wohnt, und vor allem Bojana, die er bei der Planung eines Stunts auf dem Fernsehturm trifft. Sie begegnen und verlieben sich in einer großen Selbstverständlichkeit, als wäre es nie anders gewesen. Durch Bojana ist er aber plötzlich auch gezwungen, Verantwortung zu übernehmen und sich einem bitteren Familiengeheimnis zu stellen. Zu viel für ihn. Er flieht zurück in die Höhe und riskiert dabei sein Leben. - Dieser Roman von Daniel Faßbender ist nicht nur extrem spannend, sondern auch in mitreißenden Sprachbildern geschrieben. Was ihn aber darüber hinaus bemerkenswert macht, ist der Erzählton: jugendlich, frisch, originell, von einer unglaublichen Leichtigkeit und trotzdem mit Tiefgang. Einzigartig. Den Buchumschlag gestaltete Sebastian Drichelt aus Dresden. Leseproben im Video: youtube.com/watch?v=uNvqMLucCmQ; youtube.com/watch?v=HCo49YrYCec

Autorenportrait

Daniel Faßbender ist Journalist und erstellt TV-Beiträge für verschiedene Nachrichtensendungen. Zuvor hat er für eine große Boulevardzeitung geschrieben, Literaturwissenschaft, Politik und Geschichte studiert und als Seemann die Erde umrundet. Er wollte die Welt erst gesehen haben, bevor er Bücher über sie schreibt. Daniel Faßbender lebt in Köln. "Die weltbeste Geschichte vom Fallen" ist sein literarisches Debüt.

Leseprobe

. Ich setzte mich an das äußere Ende des Gerüstes, ließ meine bordeauxroten Air Max über dem Grün des Ekoparks unter mir baumeln und schaute Richtung Westen auf das bunte Dachmosaik der Innenstadt. Rechts von mir blickte ich auf den Freihafen, wo zwei große Kreuzfahrtschiffe vor Anker lagen. Das Meer war neben dem Himmel das andere große Freiheitsversprechen - aber ich hatte meine Wahl getroffen. Ich nahm die GoPro vom Kopf und schraubte sie an die Selfie-Stange. Man konnte mit der Kamera echt ganz gute Fotos machen, wenn man sich erst an den 170-Grad-Weitwinkel gewöhnt hatte und ihn beim Einrichten des Bildes bedachte. Aus meinem Rucksack holte ich die Sonnenbrille und die Mütze. Ich hatte lange überlegt, wie ich mein Gesicht verdecken sollte - Tiermaske oder Sturmhaube erschienen mir zu albern oder zu theatralisch. Also wurden es eine H&M-Mütze, mit der jeder Dritte durch die Stadt rannte, und die schwarze Ray-Ban Wayfarer, von der auch fast jeder ein Modell zu Hause hatte. Massengeschmack, um aus der Masse nicht hervorgezerrt zu werden. Als Sicherheitsextra streifte ich mir auch noch die Kapuze meines Hoodies über den Kopf und schnürte sie zu. Der Handstand am Geländer war ein gutes Gefühl, weil ich mich sicher fühlte, vielleicht sogar sicherer als jemals zuvor. Auf meine Arm-, Schulter- und Rückenmuskulatur war Verlass. Delta, Trizeps und Bizeps im perfekt choreografierten Wechselspiel. Enttäuschungen ausgeschlossen. Kleines Heldentum nur für mich. Die Ellbogen durchgedrückt, der Rumpf fest, der Bauch angespannt. Ich war vollkommen autark in dem, was ich tat, und niemand konnte mir in 170 Metern Höhe gefährlich werden. Böen spielten mit mir und ich spielte mit. Die Kamera hatte ich an einer Antennenhalterung befestigt und sie machte ein paar ziemlich gute Bilder. Sie zeigten meinen Handstand vor einer Entfernungsminiatur der Altstadt, die im wütenden Feuer einer trotzigen "Ich will noch nicht ins Bett"-Sonne brannte. Ich sah riesig im Vergleich zur restlichen Welt aus. Ich warf meinen Schatten auf sie und nicht umgekehrt. Ich war froh, diesen Moment eingefangen zu haben, um mich auch später immer wieder zurückbeamen zu können. Ich stellte einige der Bilder bei Instagram und Facebook online, die Videos packte ich auf Youtube. Die Momente sollten nicht verloren gehen. Es dauerte ein paar Tage, dann explodierten plötzlich meine Accounts und die Bilder machten die Runde. Das Handstandbild hatte nach einer Woche eine Million Likes. Meine Aktion war viral und plötzlich nationales Thema. Erst online, dann im Fernsehen und irgendwann stiegen auch die Zeitungen ein. Journalisten stellten mir per Facebook Interview-Anfragen. Ich schlug sie aus, weil ich Angst hatte, dass meine Tarnung auffliegen könnte. Zum Glück hatte ich mein Gesicht verborgen. Einige Stockholmer Behördenvertreter hatten sich in Fernsehberichten nicht gerade erfreut gezeigt und eine Polizeisprecherin sprach von Ermittlungen. Außerdem war mir die Aufmerksamkeit unangenehm. Die Nachfragen hörten nicht auf und Frederik schlug mir vor, ein universelles und anonymes Antwortvideo zu drehen. Mit dieser maximal distanzierten Online-Aktion konnte ich leben. Im Video saß ich auf den Simsen verschiedener Dächer, hielt jeweils eine der ausgedruckten Fragen in der Hand, zerknüllte sie und ließ die Papierkugel auf die entsprechende Antwort fallen, die Frederik mit Kreide auf den Asphalt gemalt hatte. Die Fragen waren erwartbar, meine Antworten auch: Bist du lebensmüde? (Nein! Ich weiß, was ich tue und trainiere hart.) Hattest du Angst? (Ja! Vor einer Anklage wegen Hausfriedensbruch.) Wie bist du da hochgekommen? (Durch die Tür und über Treppen.) Warum macht man sowas? (Um der Welt dort unten zu entfliehen.) Danach war tatsächlich Ruhe und ich war erleichtert. Beachtung für etwas, was man gut konnte oder was man geleistet hatte, die sollte eigentlich angenehm sein. Aber das war sie nicht. Und Beachtung hatte recht wenig mit Bewunderung zu tun, wie ich schnell lernen m