Edelhure Nitribitt - Die Rosemarie aus Mendig

Über den Menschen hinter dem Mythos

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783985080113
Sprache: Deutsch
Umfang: 200 S.
Format (T/L/B): 1.9 x 21.1 x 13.5 cm
Einband: Paperback

Beschreibung

Der Skandal der NachkriegszeitDie Kindheit und Jugend der Rosemarie Nitribitt.Rosemarie Nitribitt, geboren am 01. Februar 1933, ermordet am 01. November 1957. Ihr Leben und ihr Sterben sind ein Stück deutscher Nachkriegsgeschichte. Unzählige Filme, Bücher und Presseartikel befassten und befassen sich mit ihrem Leben und ihrem brutalen Tod. Martina Keiffenheim zeichnet als erste und einzige Autorin anhand von Zeitzeugenaussagen, Bildern und Aktenvermerken akribisch Rosemaries Lebensweg nach - insbesondere den ihrer Kindheit und Jugend. Konsequent geht sie der Frage nach: Wie wurde Rosemarie Nitribitt eigentlich zu dieser skandalumwitterten Frau der Zeit- geschichte? Wer oder was hat ihr Leben beeinflusst? In Verbindung mit historischen Daten, regionalen und überregio- nalen Ereignissen ergibt sich das Bild einer außerordentlich erfolgreichen, beliebten, unabhängigen Geschäftsfrau mit Kontakt zu bedeutenden Persönlichkeiten der Wirtschaft und Politik - und das ausgerechnet in den prüden 1950er Jahren. Gleichzeitig aber war Rosemarie einsam und verletzlich. Eine junge Frau, die Zeit ihres Lebens auf der Suche war nach Geborgenheit, Glück, Liebe und Anerkennung. Martina Keiffenheim beschäftigt sich eingehend mit dem Menschen hinter der Fassade der Edelhure. Sie beleuchtet Rosemaries Kindheit und Jugend, immer angetrieben von der Frage: Wie wurde Rosemarie Nitribitt eigentlich zu dieser skandalumwitterten Frau mit Kontakt zu bedeutenden Persönlichkeiten der Wirtschaft und Politik? Wer oder was hat ihr Leben beeinflusst? Es handelt sich hier um die vollständig überarbeitete Neuauflage des 1998 erschienenen Titels.

Autorenportrait

Martina Keiffenheim, geboren 1960, arbeitete viele Jahre als Radio- und Fernsehredakteurin u. a. für den SWR und das ZDF. Während dieser Zeit berichtete sie bevorzugt über kulturelle Themen, Menschen und Geschichten, die das Leben schrieb. Heute ist sie Leiterin des Deutschen Kabarettarchivs mit Sitz in Mainz.

Leseprobe

Prolog Weihnachten 1956 Am frühen Abend des 26. Dezember 1956 sitzt Christine Vollmer mit ihrer Familie im warmen Wohnzimmer. Es hört gerade auf zu schneien in Niedermendig. Karl, ein guter Freund ihres Mannes, ist zu Besuch gekommen. Die Kerzen brennen am Weihnachtsbaum, die Flammen spiegeln sich im Fenster. In der Dämmerung sind die Umrisse der weißen Bäume und Sträucher im Garten durch das Panoramafenster gerade noch zu erkennen. Das Radio spielt leise weihnachtliche Lieder, dampfender Tee steht auf dem Couchtisch, in einer Schale liegt Selbstgebackenes. Christine Vollmer liest ihrem kranken Sohn aus einem Buch vor. Er liegt mit fiebrig glühenden Wangen auf dem Sofa, hustet und niest. Plötzlich klingelt es. Christine steht auf und öffnet die Tür. Draußen steht Rosemarie Nitribitt, dick in einen Pelz gehüllt und lächelt. Sprachlos vor Freude und Erstaunen schaut Christine Vollmer die Freundin aus Kindertagen an.  »Nur ganz kurz«, sagt Rosemarie. Sie wolle nur mal vorbeischauen und fragen, wies denn so gehe. Endlich bittet Christine Rosemarie herein. Wie lange hat sie sie nicht gesehen! 6 Jahre? 7 Jahre? Rosemarie setzt sich zu ihnen ins Wohnzimmer und öffnet dabei den Mantel. Ein elegantes Kostüm schaut hervor. Sie ist dezent geschminkt und so unglaublich schlank! Sie sieht aus, wie die Frauen auf der Titelseite einer Illustrierten. Rosemarie guckt sich langsam um, betrachtet freundlich Mann und Sohn. Die Jugendfreundin fragt atemlos, einem Trommelfeuer gleich: »Wie gehts dir, Rosemarie? Was machst du, wo wohnst du?« »Es geht mir gut, Christine, ich wohne jetzt in Frankfurt.«, antwortet Rosemarie lachend. »Aber wie geht es dir?« »Auch gut, nur unser Sohn ist so erkältet. Warte, ich hole dir auch eine Tasse!« sagt Christine, springt auf und eilt in die Küche. Rosemarie steht langsam auf und kommt ihr nach: »Ich muss wieder gehen, Christine, ich wollte wirklich nur mal kurz vorbeischauen.« Christine Vollmer steht mit der Tasse und einem Teller in der Hand in der Küche und betrachtet die attraktive Frau vor sich. »Datt es ett Rös!« denkt sie verwundert. Rosemarie geht zur Haustür, öffnet sie ein bisschen, dreht sich aber noch mal zu Christine um, die immer noch in der Küche steht und das Geschirr festhält. Und dann sagt Rosemarie leise: »Ich beneide dich, Christine!« Das ist das Letzte, was Christine Vollmer von der Freundin hört. Zehn Monate später ist Rosemarie Nitribitt tot.