Ein Garten zweier Welten

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783990650493
Sprache: Deutsch
Umfang: 128 S.
Format (T/L/B): 1.5 x 19.2 x 12.1 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

Wie aus der Ferne erklingen für Hartmut manchmal die Gebetsrufe der Muezzine, die seinen Alltag als europäischer Diplomat begleiten. Auch nach einigen Jahren hat er sich hier, am Rand der Welt, noch nicht eingelebt, hält Land und Leute auf Distanz. Zu nah sind Hartmuts Erinnerungen an sein früheres, von Selbstzerstörung geprägtes Leben, die ihn immer mehr gefangen nehmen. Der junge Gärtner Hamid hingegen hat seine eigenen, ganz realen Probleme und gerät schließlich in islamistische Kreise. Für beide spitzt sich die Lage immer mehr zu - bis sich ihre Wege in einem entscheidenden Moment kreuzen. Eine sensible und kundige Vermittlung zwischen zwei Welten und zwei Generationen - und ein literarischer Beweis, wie wichtig Begegnungen sind.

Autorenportrait

Gerhard Deiss, 1950 in Wien geboren, Jurist und Diplomat. War in Brüssel, Berlin, New Delhi und Budapest sowie als Österreichischer Botschafter zunächst in Marokko und danach bis zu seiner Pensionierung im Senegal tätig. Kompositionstätigkeit seit 2010. 2012 erschien sein Roman »Klänge der Stille« (Sisyphus), 2019 der Roman »Rückkehr nach Europa« (Edition Atelier).

Leseprobe

'Die Sonne war höher gestiegen und bestrich den Garten fast zur Gänze mit ihrem heißen Licht. Hamid öffnete einen Wasserhahn und ließ Wasser durch die Gräben seitlich der Beete fließen, wo es sich, mit Erde vermengt, bald zu Klumpen formte. Er stellte fest, dass die Wasserzufuhr wieder einmal abgesperrt worden war, was dieser Tage immer öfter vorkam, und nun ein wichtiger Teil seines Tagwerkes nicht ausgeführt werden konnte. Die morgendlichen melodiösen Stimmen waren nervösem Gezwitscher gewichen, als sich die zahlreichen Katzen, die diesen Garten als ihr Revier betrachteten, auf die Jagd machten und die auf taunassen Rasenstücken nach Würmern pickenden Vögel zu fangen suchten. Hamid verfolgte ihre Bemühungen mit Anspannung. Die starren Augen, auf die Beute gerichtet, erinnerten ihn plötzlich an den Prediger Ibn Bakr. Schuldbewusst, sich solchen Gedanken hingegeben zu haben, riss sich Hamid zusammen, griff nach dem Spaten und begann seine Arbeit.'