Beschreibung
Natürlich ist der Bundeskanzler Österreichs, Dr. Schwertfeger, ein Freund der Juden, aber: irgendwie ist das treuherzige Österreich den schlauen Juden nicht gewachsen. Und so, wie man den mutigen, intelligenten Tiger liebt und trotzdem verfolgt, so muss man jetzt den Juden gegenüber Konsequenz zeigen. Natürlich gibt es Proteste und Unwillen. "I geh net nach Zion" heult bei Schneuzels die Lintschi, während in der Gumpendorferstraße der Pepi wilde Konfessionsaus- und -übertritte plant. Aber schließlich ist Wien ohne Juden und nach mehrmonatigem Erholungsurlaub unter der Last der Verantwortung waren die Nerven des Bundeskanzlers zusammengebrochen kehrt Schwertfeger zurück und lässt sich berichten. Aber die Dingen laufen nicht so glatt, wie geplant: irgendwie müssen sich unter den verbliebenen Christen Tausende von Parasiten befinden, die Abstandssummen an die Juden in Gestalt von Auslandsüberweisungen zahlen und deren Vermögen privat an sich nehmen. Auch scheinen die Österreicher nicht willens oder fähig, die jüdischen Unternehmen zu leiten. Dumm auch, dass die Zahl der Konvertiten unterschätzt wurde die Stadt entvölkert sich. Wenn es auch mehr Wohnungen gibt und Loden und Würstel als Kulturgüter wieder in den Vordergrund treten: Die Stadt ist bald völlig verarmt. Erst eine "interkonfessionelle" Liebe sorgt für die Wende und ein glückliches Ende, das Schwertfeger mit einer glänzenden Rede kürt: "Mein lieber Jude" ...-
Autorenportrait
Maximilian Hugo Bettauer (18721925), geboren in Baden bei Wien, war Schriftsteller, Kabarettist (in München bei den "Elf Scharfrichtern") und Journalist. Er besuchte das Gymnasium zusammen mit Karl Kraus und konvertierte 1890 vom Judentum zum Protestantismus. Nach Arbeitsaufenthalten in Zürich, New York und Berlin kehrte er nach Wien zurück, arbeitete für die "Neue Freie Presse" und spezialisierte sich auf Romane mit sozial engagierten Themen. Ab 1924 gab er die Zeitschrift "Er und Sie, Wochenschrift für Lebenskultur und Ethik" heraus, die später unter dem Titel "Bettauers Wochenschrift" fortgeführt wurde. Das Journal sorgte regelmäßig für Aufruhr ob seiner aufklärerischen und oft auch wohl reißerischen Inhalte. 1922 erschien "Die Stadt ohne Juden" (1924 verfilmt von H. K. Breslauer mit Hans Moser), 1924 "Die freudlose Gasse" (1925 verfilmt von G. W. Pabst mit Werner Krauß und Greta Garbo). 1925 wurde Bettauer, lange schon Zielscheibe antisemitischer Hetze, in seinem Büro in der Langen Gasse von einem illegalen NSDAP-Mitglied erschossen.
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