Beschreibung
Der Steinkohlenbergbau entwickelte sich im Rahmen der Industrialisierung seit der Mitte des 19. Jahrhunderts im Gleichklang mit den Fortschritten in der Eisen- und Stahlindustrie sowie des Eisenbahnsystems zu dem unbestrittenen Führungssektor innerhalb der deutschen Volkswirtschaft. Besonders das Ruhrgebiet erlebte als eigentlicher Spätstarter der industriellen Entwicklung bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs einen einzigartigen Aufschwung. Zum "Motor der Industrialisierung" wurde es aber nur im Zusammenspiel mit anderen Steinkohlerevieren im Aachener Raum, in Oberschlesien und an der Saar, die ebenfalls eine rasante ökonomische Aufwärtsentwicklung erlebten. Ältere Bergreviere und traditionsreichere Bergbauzweige, wie der Eisenerzbergbau in den deutschen Mittelgebirgen oder die Kupfer- und Zinkgewinnung, verloren demgegenüber deutlich an Bedeutung. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten sich allerdings in Deutschland mit dem Kalibergbau und der Braunkohlenindustrie rasant weitere industriewirtschaftlich bedeutsame und zukunftsträchtige Zweige des Bergbaus. Die Wirkungen des säkularen Aufschwungs des deutschen Bergbaus im langen 19. Jahrhundert blieben nicht auf den Bereich der Wirtschaft begrenzt. Bedeutende Konsequenzen ergaben sich durch seinen Aufstieg für die Gesellschaft und Politik des Gemeinwesens. Die wachsende Macht der Großunternehmen, Konzerne und Kartelle der Montanindustrie äußerte sich in ihrem zunehmenden Einfluss auf die Politik des Landes, aber auch in den Kommunen und Einzelstaaten. Zudem rückten die gesellschaftlichen Verhältnisse in den Montanrevieren, die nicht zuletzt von großen Zuwanderungsströmen und einer schnell wachsenden Bevölkerung geprägt waren, in das Zentrum der sozialen Frage.