Beschreibung
Laura Marchig ist eine der wichtigsten italienisch schreibenden Autorinnen in Kroatien. Sie gehört einer Generation an, die im Sozialismus aufgewachsen ist, mit Rock 'n' Roll als Brot für die Seele, und zugleich mit der Sprache von Dante. Diese Generation, müde und verbraucht nach dem Krieg, einem Krieg für die Demokratie, ist geübt im Leben innerhalb einer anderen, der slawischen Kultur, und sie hat gelernt, diese Kultur zu lieben, die sie zumindest genauso gut kennt wie die eigene. In ihren Gedichten thematisiert Laura Marchig die Randposition der italienischen Minderheit in Fiume/Rijeka, Istrien und in der Bucht von Kvarner, die sich immer mehr von Italien entfernt und sich zugleich von diesem Land der überwältigenden Tradition angezogen fühlt. Sie beschreibt sie als Ort kraftvoller Gefühle und Widersprüche, bestimmt von der slawischen Welt um sie herum, die "nach Honig und Zwiebeln" riecht. Doch jeder Versuch, sich von diesem Ort zu befreien, schreibt sich für die Dichterin schmerzlich in ihren Körper ein, hinterlässt "Spuren an der Haut und bitteres Blut". Das lyrische Ich nimmt die Welt über die Sinnlichkeit wahr, eine bewusst weibliche Sinnlichkeit, die sich gibt und die mit allem Verfügbaren nimmt ? mit Händen und Brüsten, Augen und Lippen, Hüften und Bauch. Laura Marchigs Lyrik schöpft aus der Tradition der italienischen und der europäischen Literatur; doch die stärksten Impulse bilden die kroatischen Autoren, die sie übersetzt, und Autoren wie Enrico Morovich oder Fulvio Tomizza, die wie sie von einer geographischen Randposition aus geschrieben haben.
Autorenportrait
Laura Marchig, geb. 1962 in Fiume/Rijeka, studierte Philosophie und Literatur in Florenz; hier schloss sie auch ihre Ausbildung an der Schauspielschule Orazio Costa ab. Sie arbeitete als Journalistin, Kulturredakteurin, Performancekünstlerin und Übersetzerin, derzeit ist sie Chefredakteurinrin der italienischsprachigen Kulturzeitschrift la battana und Direktorin des Italienischen Programms am Kroatischen Nationaltheater ivan pl. Zajc in Rijeka. Marchig schreibt Italienisch und "Fiumanisch", dem italienischen Dialekt von Rijeka/Fiume. Für ihre Gedichte, Erzählungen und Essays erhielt sie mehrere Literaturpreise; vom italienischen Staatspräsidenten wurde sie 2008 zum "Cavaliere della Repubblica Italiana" ernannt. Veröffentlichungen in zahlreichen Anthologien, Übersetzungen ins Kroatische, Slowenische, Russische, Schwedische und Spanische. Bisher veröffentlichte sie drei Lyrikbände. Alida Bremer, geb. 1959 in Split/Kroatien. Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft, Romanistik, Slawistik und Germanistik in Beograd, Rom, Saarbrücken und Münster. Promotion im Bereich Vergleichende Literaturwissenschaft. Freie Mitarbeiterin bei der S. Fischer Stiftung (Projekt TRADUKI). Grenzgängerstipendium der Robert-Bosch-Stiftung für das Jahr 2008/2009. Zahlreiche Übersetzungen aus dem Kroatischen, Serbischen und Bosnischen (Gedichtbände, Romane, Erzählungen, Theaterstücke, Essays). ? In der von Alida Bremer gemeinsam mit KulturKontakt Austria betreuten Reihe Kroatische Literatur der Gegenwart sind im Drava Verlag bisher zwei Bände erschienen.
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