Kanat Omar greift in seinem Poem ein lange verdrängtes Kapitel der kasachischen Geschichte auf: die Hungerskatastrophe infolge der Zwangskollektivierung und -sesshaftmachung der Steppenbevölkerung im 20. Jahrhundert. Dieses Poem ist den Opfern gewidmet und denen, die für die Aufklärung kämpfen. Die zweisprachige (russisch-deutsche) Originalausgabe ist mit einem ausführlichen, ebenfalls zweisprachigen Glossar sowie einem Nachwort versehen. Über den QR-Code im Buch gelangt man zu einer viersprachigen (russisch, deutsch, englisch, kasachisch) Soundscape auf Bandcamp.

kinder zitterten auf dünnen beinen drängten aneinander stießen sich in hüften und hintern wenn sie in die kniee gingen vor dem frostkalten wind im freien atmen des wunderlichen väterchen mit dem frostloch im bart mit unglaublich trägen wie eisschrankgefrosteter wodka glasigen augen der steppe fixiert der schwarze unverwandte blick aus den tödlichen tiefen über der kosmischen arktis so dass die luft im panikmodus knackst im nacken sich aufstellt mit einem trocknen laut und blitzen als nadeln von wahn und schmerz standhalten können dem schwindligmachenden blick nicht die stuten deren kinder längst verreckten die ungefütterten hengste hergetrieben von überall zu einem ort der in karten und bilanzen markiert gründlich gesäubert ist von störrischem getreide und verirrtem kraut ausgewählt von einem stempeldeppen aus dem büro nur damit der rote klecks sich hübsch ausmacht auf dem grauen weitab vom lauf der flüsse und seen mit den hungerdürren rebellen banditen die weiße gurte um den kahlgeschorenen kopf gewickelt trugen weit weg von den winterquartieren der nomaden die in referaten in parteiberatungen und gar in einem geheimbrief des gensek als aussterbende klasse definiert als relikt der feudalen vergangenheit unerträglich den erbauern der neuen weltenordnung auf den trümmern des imperiums das den weckruf verschlief

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