Nach Periode ist politisch - ein Manifest gegen das Menstruationstabu, in dem sich Franka Frei mit Scham und Tabuisierung auseinandersetzt, folgt jetzt ihr zweites Sachbuch, dass sich mit dem weiblichen Körper und dem Zyklus beschäftigt: Überfällig. Warum Verhütung auch Männersache ist. Beim Kinderkriegen sind nämlich zwei Menschen beteiligt, doch wird Verhütung meistens als "Frauensache" angesehen, woran sich seit den Sechziger Jahren, trotz der immensen Fortschritte innerhalb der Forschung in jeglichen Bereichen, nicht groß etwas geändert hat. Knapp die Hälfte der Frauen im Alter zwischen achtzehn und neunundvierzig Jahren schluckt nach wie vor täglich die Antibabypille. Die finanziellen Kosten werden nicht selten vom anderen Geschlecht ignoriert, die enormen negativen körperlichen und seelischen Erscheinungen ebenso. Paradox, denn die "Pille für den Mann" kam aus genau diesen Gründen lange gar nicht auf den Markt: Der Einfluss auf den Körper sei zu stark.
Mit dem Buch fordert Franka Frei die Leser:innenschaft auf, radikal umzudenken und Verhütungsgerechtigkeit als längst überfällige Maßnahme zu betrachten, auf die wir bestehen müssen. Das Buch ist ein persönlicher Erfahrungsbericht, der stellvertretend für viele andere Schicksale steht, ein Einblick in die Geschichte der Verhütung auf der Suche nach dem Grund, weswegen Verhütung überhaupt zur "Frauensache" wurde. Und am Ende ein Wachrütteln und ein Aufruf dazu, den Kampf über reproduktive Gleichberechtigung zu führen. Je mehr ich das Buch las, desto wütender wurde ich darüber, dass diesem politischen Thema bisher so wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde und desto glücklicher bin ich, dass Franka Frei, für alle zugänglich und verständlich, diesen Rückstand aufdeckt, so dass in noch mehr Köpfen ein Umdenken stattfinden kann. Dieses Buch ist so, so wichtig!