Klar, zeitlos und elegant ist dieser Roman um ein Segelboot, den Weißen Drachen, und seine Besitzerin, die sich schwer tut mit dem Vermächtnis ihres Vaters, zu dem sie ein ambivalentes Verhältnis hatte. Sie erzählt: "Ich bewunderte ihn, er hatte Geschmack, er genoss das Einfache.", aber auch "Ich bewunderte ihn, ich verachtete ihn. Auto, Waldstück, Seeufer, Terrasse, Haus - mir passten diese Privilegien nicht zu seinen Reden von der neuen Gesellschaft." Das Segelboot, das nun unbeschwerte Freiheit im Sommer verspricht, verlangt der Ich-Erzählerin viel Geld, Zeit und Energie ab, um es in Stand zu halten. Statt sich um ihre Forschungen zu kümmern, jagt die alleinerziehende Mutter durch Ost-Berlin, um Material für das Boot zu ergattern. Das ganze Projekt bringt sie an ihre Grenzen, dennoch schafft sie es nicht, den Drachen zu verkaufen. Die Alleinseglerin ist ein schmaler Band, eine Wiederentdeckung. Rückblickend, bereits in Mailand lebend, erzählt die Protagonistin von dieser Zeit, ihren Bindungen, Beziehungen und dem Alleinsein. Wunderbar, dass der Ecco Verlag diesen literarischen Schatz wieder aufgelegt hat!