Vater Morgana

Eine persische Familiengeschichte

Auch erhältlich als:
11,00 €
(inkl. MwSt.)
In den Warenkorb

Nicht lieferbar

Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783492264389
Sprache: Deutsch
Umfang: 384 S.
Format (T/L/B): 3 x 19 x 12 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Es kann zu Verwicklungen kommen, wenn man versucht, die deutsch-österreichisch-amerikanisch-schwedisch-britisch-persische Familie endlich einmal unter dem Christbaum zu versammeln oder 'Nowrouz' - das persische Neujahrsfest zu Frühlingsbeginn - gemeinsam zu feiern. Es kommt aber definitiv zu einer globalen Katastrophe, wenn man den Tod des eigenen Vaters vor dessen Mutter geheimhalten muss, weil die liebe Verwandtschaft befürchtet, dass Måmånbosorg, die persische Omi, diesen Schock nicht überleben wird.

Autorenportrait

Michael Niavarani, geboren 1968 in Wien, begann 1986 eine Schauspielausbildung bei Michael Mohapp und Dany Sigel. Nach vielen Auftritten im Graumann Theater wechselte er 1989 ins Kabarett Simpl, wo er 1993 die künstlerische Leitung übernahm. Michael Niavarani ist in zahlreichen österreichischen Fernsehserien, in Kinofilmen wie »Salami Aleikum« und »I love Vienna« und natürlich auch in seinen Kabarettprogrammen zu sehen. Er erhielt mehrere Auszeichnungen, unter anderem den österreichischen TV-Publikumspreis Romy als beliebtester Serienstar sowie als beliebtester Kabarettist. Neben seinen Büchern und Kabarettprogrammen schreibt er auch Theaterstücke. Er ist Mitbegründer des Bühnenverlags Schultz & Schirm sowie des Shakespeare-Theaters GLOBE WIEN. Michael Niavarani hat eine Tochter und lebt in Wien.

Leseprobe

Erster Teil Dariush Ansari Auferstehung in London I Manche Begegnungen mit Menschen in unserem Leben sind seltsam, unangenehm, befremdlich und sehr erstaunlich, so zum Beispiel, wenn man seinem eigenen Vater - drei Monate, nachdem er begraben wurde - in einem Lokal in London gegenübersitzt. Es war ein sonniger Tag Anfang März und ich war vor einer Stunde am Londoner Flughafen Heathrow angekommen, fuhr mit dem Heathrow Express bis zur Paddington Station, nahm dort ein Taxi nach Covent Garden und stieg vor dem persischen Restaurant Simurgh, in dem wir verabredet waren, aus, um auf meine Tante Agathe zu warten, die sich, wie sie mir per SMS mitgeteilt hatte, verspäten würde, da der Abendverkehr in London extrem stark war. Ich war nicht zum ersten Mal in London. Im Laufe meiner vielen Besuche habe ich eine kleine Routine entwickelt. Ich erreiche die Paddington Station, trinke in einem der Bahnhof-Cafés meinen ersten englischen Tee mit Milch, blättere die Times durch, die ich mir bereits am Flughafen gekauft habe, und 'komme in London an' - wie ich dieses Ritual nenne. Fahre dann entweder zu meiner Tante Agathe nach Pinner, fünf U-Bahnstationen nach Wembley Park, oder ins Hotel, je nachdem, wo ich dieses Mal übernachte. Ich übernachte meist nicht bei Tante Agathe, weil ich selten allein in London bin, und ein romantisches Wochenende macht sich in der Stadt besser als in dem Vorort Pinner. Auch ist man ohne Tante Agathe unabhängiger, was mit Lebensgefährtin immer besser ist. Noch dazu ist Tante Agathe gar keine wirkliche Tante, zumindest nicht meine, beziehungsweise: Sie war einmal meine Tante, als sie noch mit meinem Onkel Fereydoun verheiratet war und mit ihm in Wien lebte. Nach der Scheidung ging sie aus Schmerz und Verzweiflung nach England, um Urlaub zu machen und sich zu verlieben. Nicht in einen anderen Mann, sondern in London. In das London der 70er Jahre. Komischerweise ist der Kontakt zu ihr nie abgerissen, wahrscheinlich, weil ein Platz zum Schlafen in London immer gut ist, was meine Schwester und ich in unserer Jugend gerne schamlos ausnutzten, und vor allem, weil Tante Agathe einer der nettesten, liebsten und unkompliziertesten Menschen in unserer Familie ist. Wahrscheinlich mit ein Grund, weshalb sie nicht mehr dazugehört. Diesmal hatte ich keine Zeit, mein 'Ich-komme-in- Londonan'Ritual zu zelebrieren. Wir waren um 7 p. m. mit meinem wiederauferstandenen Vater in Covent Garden verabredet und mir blieb nicht einmal die Zeit, am Flughafen eine Times zu kaufen, da ich keinen früheren Flug nach London bekommen hatte können. Ich hatte genau 45 Minuten, um von Heathrow nach Covent Garden in die Garrick Street Nummer 17 zu kommen, was schon bei normalem Londoner Verkehr an die vierzehn Stunden dauert. Es war zwei Minuten vor sieben. Wahrscheinlich war mein Vater schon da. Ich starrte auf das Schild über dem Eingang: 'Simurgh' stand da zu lesen. Ich kannte dieses Restaurant nicht, es war neu und ich hatte London zum letzten Mal vor drei Jahren besucht. Der Name erinnerte mich an etwas Unangenehmes. Etwas Bedrohliches. Vielleicht bildete ich mir das auch nur ein. Schließlich war ich sehr angespannt. Andererseits kam mir der Name Simurgh sehr bekannt vor. Irgendetwas hatte es mit diesem Namen auf sich, aber im Augenblick kam ich nicht dahinter. Mein alarmiertes Stammhirn verlangte nach Beruhigung: 'Wahrscheinlich ist es einfach ein persischer Vorname und ich habe von jemandem namens Simurgh gehört! Vermutlich heißt ein Freund meines Vaters so!?' Ich sah Tante Agathe aus ihrem Wagen steigen, winkte ihr kurz zu und hob dann meinen Kopf, schloss meine Augen, spürte kurz die Wärme der Londoner Wintersonne auf meinem Gesicht, dachte noch ein Mal an Simurgh und was es bedeuten könnte und atmete schließlich tief durch: Gleich werden ich und Tante Agathe meinem Vater gegenübersitzen, einem Toten, der vor drei Monaten gestorben ist. Sehen Sie, allein de

Schlagzeile

'Eine verrückte Familiengeschichte mit viel Kultur.' Die Presse am Sonntag>

Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung

Hersteller:
Piper Verlag GmbH
Mark Oliver Stehr
info@piper.de
Georgenstraße 4
DE 80799 München