Beschreibung
Beruf kommt von Berufung - doch was ist, wenn man die eigene Berufung noch nicht gefunden hat? Die praxiserprobte Methode von Uta Glaubitz hilft dabei, aus den eigenen Wünschen und Begabungen das persönliche Berufsprofil zu entwickeln und den Traumjob zu finden. Zahlreiche Beispiele zeigen den Weg von den ersten grundsätzlichen Überlegungen über die Informationsbeschaffung bis hin zum Aufbau von Kontakten zum möglichen Arbeitgeber. Darüber hinaus bietet die Neuauflage wertvolle Extratipps für Berufseinsteiger.
Autorenportrait
Uta Glaubitz ist eine der führenden Berufsberaterinnen Deutschlands. In ihren Workshops und Seminaren hilft sie täglich Menschen dabei, ihre individuellen Wünsche und Talente aufzuspüren und zu ihrem Beruf zu machen. Zahlreiche Leser fanden dank ihrer Hilfe endlich den Job, der zu ihnen passt.
Leseprobe
Einleitung: Was soll ich werden? Wenn Ella nur wüsste, was sie machen soll, dann hätte sie längst gekündigt. So sagt sie. Ursprünglich hatte sie sowieso nicht ins Büro gewollt, schon gar nicht in eine Bank. Als Kind wollte sie Fußballerin werden, danach Trainerin oder Sportlehrerin. Später hatte sie über Försterin oder ökologische Landwirtschaft nachgedacht. Ganz sicher aber war sie sich während ihrer Schulzeit nie. Als Ella Abitur machte, wurde in ihrem Heimatdorf eine Lehrstelle in der Sparkasse frei. Ihre Eltern sagten: "Mach doch erst mal eine Banklehre. Das ist eine gute Grundlage für alles." Ella hatte sich darauf eingelassen, aber die Arbeit vom ersten Tag an gehasst. Am liebsten hätte sie direkt wieder gekündigt. Doch ihre Freunde meinten, sie solle erst einmal die Banklehre fertig machen: "Dann hast du wenigstens was!" Also biss sie die Zähne zusammen und machte ihren Abschluss als Bankkauffrau. Danach schwor sie sich: Nie wieder mache ich so etwas! Sie würde an die Uni gehen, Garten- und Landschaftsbau studieren oder vielleicht Sportwissenschaft. Allerdings meinte ihre Freundin: "Damit kann man doch kein Geld verdienen." Was sollte Ella machen? Die Freundin schlug vor: "Du hast doch eine Banklehre. Studier doch BWL!" Ella begann, Betriebswirtschaft zu studieren, und hasste es vom ersten Tag. Aber alle meinten, sie solle erst einmal ihren Bachelor machen: "Dann hast du wenigstens was!" Dann meinten alle, nun habe sie schon so viel Arbeit in ihren Bachelor investiert, jetzt solle sie auch ihren Master machen. Also studierte sie weiter. Doch sie schwor sich, nie als Betriebswirtin zu arbeiten. Niemals wollte sie im Büro versauern. Ella hatte losen Kontakt zu ihrem ehemaligen Chef aus der Ausbildung gehalten. Noch während der mündlichen Prüfungen rief er sie an: "Sie haben ja jetzt eine Banklehre und ein abgeschlossenes BWL-Studium. Wollen Sie nicht zurückkommen? Wir hätten da was für Sie in der Personalabteilung. Und Sie könnten berufsbegleitend noch Ihren MBA machen." Ella war schockiert. Sie wollte auf keinen Fall zurück in die Bank. Aber was hätte sie tun sollen? Den lukrativen Job ausschlagen? Immerhin sollte es ja eine Stelle in der Personalabteilung sein. Sie hätte also nicht nur mit Zahlen, sondern auch mit Menschen zu tun. Da Ella nichts Besseres einfiel und sie ja Geld verdienen musste, ging sie zurück in die Bank. Sie dachte: "Vielleicht bin ich einfach zu anspruchsvoll die anderen kommen ja auch zurecht." Nach sechs Monaten dachte sie: "Nächstes Jahr kriegen wir eine neue Abteilungsleiterin, vielleicht wird's dann besser." Und irgendwann war Ella 35 Jahre alt, hatte einen sicheren Job in einer Bank und stellte fest: "Ich wollte das alles nie. Ich wollte es schon von der ersten Sekunde an nicht." In meinem Berufsfindungskurs ist Ella anzumerken, wie genervt sie ist von ihrem Beruf, vom Sitzen im Büro, von der ständigen Auseinandersetzung mit ihren Kollegen. Sie fühlt sich gleichzeitig über- und unterfordert, schaut ständig auf die Uhr und zählt die Tage bis zum Wochenende. Allerdings ist sie sonntags schon schlecht gelaunt, weil sie montags wieder in die Bank muss. Ellas Gesichtsausdruck ändert sich erst, als sie über ihren letzten Urlaub spricht. Zusammen mit einer Freundin war sie in Norwegen wandern. Mit Zelt und Rucksack waren die beiden drei Wochen unterwegs gewesen und hatten sich pudelwohl gefühlt: draußen sein, Bewegung, die Freude am einfachen Leben - das ist Ella wichtig. Eine von vielen Möglichkeiten der Berufsfindung ist, das zum Beruf zu machen, was einem am wichtigsten ist. Aber wie sollte das gehen? Ein Teilnehmer schlägt vor: "Du solltest Försterin werden, Abenteuerreiseleiterin oder Campingplatzbesitzerin. Ich finde, es ginge auch Lehrerin für Sport und Biologie oder Jugendherbergsmutter. Am besten aber finde ich Survival-Trainerin. Da kannst du deinen Sporttick einbringen und bist viel draußen." Ein anderer meint: "Am besten gibst du Motivationskurse für frustrierte Banker. Damit kennst du dich doch aus." Eine dritte Teilnehmerin ergänzt: "Du bist doch schon in der Personalabteilung und weißt, was da so anliegt. Vielleicht kannst du Survival-Programme für Firmen entwickeln, die mit Teambildung, Konfliktbewältigung und Führungskräftetraining zu tun haben." Dann werden weitere Ideen gesammelt. Ella könnte sich zunächst einen Überblick über den Markt verschaffen, möglicherweise schon für ihren jetzigen Arbeitgeber. Sie kann recherchieren, welche Outdoor-Veranstalter erfolgreich sind, was sie anbieten und wie viel es kostet. Sie könnte sich Angebote unterbreiten lassen und für ihre Bank einen Survival-Tag zur Mitarbeitermotivation veranstalten. Am Wochenende könnte sie selbst Ausbildungen machen: Klettern, Paddeln, Floßbau, Nahrung aus der Natur, Erste Hilfe. Oder sie könnte samstags bei einem Fachgeschäft für Outdoor-Ausrüstung jobben und dabei mehr über die Ausrüstung lernen. Sie könnte selbst in den Ferien einen Survival-Kurs für Frauen absolvieren und die Leiterin fragen, ob sie das nächste Mal assistieren darf. Sie könnte sich zu Weihnachten die Bücher von Rüdiger Nehberg wünschen und lesen, wie er allein über den Atlantik gepaddelt ist, sich durch den brasilianischen Urwald geschlagen und einen Frosch aus einer Schlange herausgepresst und verspeist hat. Irgendwann sind die Teilnehmer erschöpft, und einer wundert sich: "Ob man so für jeden einen Traumberuf entwickeln kann?" Seine Nachbarin: "Das wäre jedenfalls genial?" Wenn man nicht weiß, was man werden will Die meisten wissen nicht, wie man überhaupt nach dem richtigen Beruf suchen könnte. Sie hoffen, dass eine innere Stimme sich irgendwann meldet. Bis dahin machen sie das, was sich gerade anbietet, was die Eltern machen oder was irgendeine Institution empfiehlt. Sie sagen: "Ach, hätte ich doch eine klare Begabung oder einen eindeutigen Wunsch. Dann wäre alles viel einfacher." Und solche Leute gibt es auch: Manche wissen bereits mit 14, dass sie Ärztin, Schneiderin oder Physikprofessor werden wollen. Das sind aber Ausnahmen. Die restlichen schätzungsweise 90 Prozent warten jahrelang darauf, dass ihnen endlich eine Idee kommt. Oft mit wenig Erfolg. Besser also, man wartet nicht auf einen erlösenden Moment, sondern überlegt, auf welche Weise man die Entscheidung für einen Beruf herbeiführen will. Was soll die Grundlage der Berufswahl sein? Wodurch wird ein Beruf zum richtigen Beruf? Die Überlegungen beginnen damit, dass man diese Fragen überhaupt erst einmal ernst nimmt. Um sich zu entscheiden, muss man sich entscheiden wollen, anstatt unentschlossen in Angststarre zu verharren - so wie ein Kaninchen vor der Schlange, das denkt: "Eine falsche Bewegung, und ich bin tot!" Man lässt also den unproduktiven Vermeidungsmodus hinter sich und entscheidet sich für eine Methode. Dann folgen Selbstreflexion und die Entscheidung für ein berufliches Ziel. Danach geht es an die Umsetzung. Die Methode dieses Buchs heißt Individuelle Berufsfindung. Das sind zwei Worte mit vielen Silben, aber der Name hat sich über die Jahre so eingebürgert. Individuelle Berufsfindung setzt bei der Frage an: Was wollen Sie eigentlich wirklich? Und was treibt Sie morgens aus dem Bett? In diesem Buch forschen wir nach Ihren Wünschen, Interessen und Motivationen und entwickeln daraus berufliche Ziele. So werden Tätigkeitsfelder erschlossen, in denen Sie bereits von sich aus motiviert sind. Dort fällt es leichter, die Energie aufzubringen, die nötig ist, um viel zu leisten und andere von sich zu überzeugen. Gerade wenn der Arbeitsmarkt schwierig ist (oder wenn man sich einbildet, dass der Arbeitsmarkt schwierig ist), ist es dumm, sich ziellos zu bewerben. Besser, man geht die Suche nach dem passenden Beruf systematisch an und spart sich Notlösungen und Panikaktionen. Manchmal hilft es auch, aufzuhören, sich den aktuellen Beruf schönzureden, etwa so: "Eigentlich wollte ich nie Buchhalterin werden, aber immerhin sind die Kollegen nett, und wir kriegen auch Weihnac...
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Wie finde ich meinen Traumjob?>