Mehr als hunderttausend Menschen sind in Deutschland wohnungslos, davon Zehntausende, die auf der Straße (über)leben. In dem neuen Buch von Richard Brox Deutschland ohne Dach widmet sich der ehemals Obdachlose dem immer größer werdenden Problem der Armut und der Obdachlosigkeit in Deutschland.
Brox und seine Mitherausgeber:innen verweisen auf die strukturellen Probleme innerhalb des deutschen 'Sozialstaats' und formulieren neue Ansätze und Wege, wie diese Probleme im Sinne der Betroffenen anzugehen sind. Das ist allerdings nicht der Fokus des Buches, dieser liegt nämlich auf den Menschen und ihren Biografien. Es kommen 18 Menschen, die entweder wohnungs- oder obdachlos sind oder es waren, selbst zu Wort. Menschen, die sonst nur in Statistiken und identitätslosen Zahlen wahrgenommen werden, erzählen hier von ihren Schicksalen. Die Lebensgeschichten, die erzählt werden sind vielfältig, authentisch, ehrlich aber hart, vor allem aber sind sie bewegend und voller Menschlichkeit. Das Leid und die unzumutbaren Umstände, von denen erzählt werden sind nicht voyeuristisch oder zur Schau stellend. Stattdessen wecken sie beim Lesen Empathie und Mitgefühl, zwei Dinge, die unabdingbar sind in dem Kampf für die Würde dieser Menschen. Die Menschen berichten vom (Über)Leben auf der „Platte“ (Straße), welchen Gefahren, Vorurteilen und unwürdigen Bedingungen sie ausgesetzt sind, welcher schonungslose Alltag für sie Realität ist. Aber auch ihre Hoffnungen und Wünsche werden betont, sowie konkrete Maßnahmen, die getroffen werden müssen, um Jedem ein Leben in Würde zu ermöglichen.
Ein Buch, das einem wahrlich die Augen öffnet; Für Menschen, deren Leben in der Peripherie der Gesellschaft stattfindet und für die Notwendigkeit eines Wandels in der Armuts- und Obdachlosigkeitsbekämpfung.