Ich glaube, ich wusste an Deborah Levy schon immer zu schätzen, dass sie sich nicht ganz an Regeln eines Genres bindet, sondern gerne verschiedene Typen ineinander übergleiten lässt. „Beautiful Mutants“ (1987) liegt nun endlich in der deutschen Übersetzung vor. Levy spielt gerne mit Gegenüberstellungen und so wie der Titel ist es das Werk auch. Es ist einfach zu gut und zugleich zu kurz. Sie lässt die Erzählperspektive zwischen verschiedenen Figuren hin und her springen, führt uns jedoch meist in die Sicht der russischen Exilantin Lapinski zurück . Die wenigsten Figuren treten ohne einen Titel auf. Wir treffen auf Die Dichterin, Die Bankerin, Die Anorexische Anarchistin. Sie alle sind in gewisser Weise Outcast und finden durch Anpassung und Metamorphose einen Weg, zu überleben oder moralische Freiheit zu erlangen, wie auch immer sie es definieren. Viele der Figuren sind rastlos, verlieren ihren Körper in den Fabriken oder erfahren sexuelle Befriedigung im Untergang. Levy nutzt die Entfremdung als Antwort auf die gesellschaftliche Stellung der Thatcher-Ära (fair enough: Diese Info habe ich aus dem Nachwort, ist aber wichtig zu erwähnen). Dennoch ist jeder Figur eine eigene Sprache geschenkt, die so gut ausformuliert ist, dass jede zweifelhafte Handlung mit Genuss aufgenommen wurde.