Beschreibung
Mit Witz und kleinen Seitenhieben: eine Pilgerreise voller Überraschungen Ein Jakobsweg-Roman voll Liebe und Sehnsucht. Als Nico in Pamplona landet, bekommt sie Angst: Wird sie auf dem Jakobsweg wirklich Abstand zu ihrem Leben finden? Oder wird die Pilgerreise nur eine weitere Katastrophe? Alle Bedenken scheinen sich auf der ersten Etappe zu bestätigen. Doch als Nico erschöpft ins Gras am Wegesrand fällt, streckt sich eine männliche Hand helfend nach ihr aus. Dieser ersten Begegnung mit einem Mitpilger werden weitere folgen. Denn ohne es zu wollen, zieht Nico die Aufmerksamkeit anderer Wanderer auf sich; und langsam beginnt sie sich zu öffnen - für Freundschaften und für mehr .
Autorenportrait
Brigitta Heinrich, geboren 1955, studierte Germanistik und Geschichte, arbeitete u. a. als Antiquarin und Schlussredakteurin. Sie lebt in Frankfurt am Main und Berlin.
Leseprobe
Als Nico Wolfen das Flugzeug betrat, wusste sie, dass die Reise ein Fehler gewesen war. Doch jetzt konnte sie nicht mehr zurück. Hinter ihr drängten sich Fremde. Nico hatte vergessen, sich ihre Sitznummer einzuprägen und stand hilflos im Weg. Hinter ihrem Rücken murrte es. Sie versuchte die Nummer auf ihrer Boardingkarte zu lesen, aber vor ihren Augen verschwamm alles, und sie wankte. Eine Stewardess bemerkte ihre Verfassung und führte sie zu ihrem Platz. Neben ihr am Fenster saß ein dicker Mann. Er las schnaufend eine Zeitung und hatte seine Arme auf den Lehnen rechts und links von sich ausgebreitet, wie Männer das gerne taten. Er roch ein wenig verschwitzt. Nico faltete sich in ihrem Sitz zusammen und schloss erschöpft die Augen. Dann erinnerte sie sich an ihre Flugangst und nahm eilig die Papiertüte aus dem Netz. Als das Flugzeug startete, atmete sie tief durch, wie sie es gelernt hatte. Doch nichts geschah. Nur der Mann an ihrer Seite krallte plötzlich eine Hand in ihre Schulter. Vielleicht konnte man ja Ängste weitergeben? Der Gedanke gefiel ihr, aber bevor sie länger darüber nachdenken konnte, war sie eingeschlafen. Nico erwachte erst, als die Stewardess mit einem Plastikmenü vor ihr stand. Ihr Magen reagierte prompt. Angewidert schüttelte sie den Kopf. Als ihr Nachbar ihre abwehrende Geste bemerkte, fragte er sofort, ob er ihr Essen zusätzlich haben könne. Die Stewardess reichte ihm zwei Schälchen, was Nico zwang, ihren Plastiktisch auszuklappen. Mit Erstaunen stellte sie fest, dass sie noch so viel Kraft hatte, sich zu ärgern. "Darf ich Sie zu einem Glas Rotwein einladen?", fragte der Mann. Warum nicht?, dachte Nico, bis ihr in der nächsten Sekunde wieder einfiel, warum sie keinen Wein mehr trinken konnte. Schnell schüttelte sie den Kopf und schloss gequält erneut die Augen. Erstaunlicherweise nickte sie sofort ein und erwachte erst, als die Stimme des Kapitäns den Landeanflug ankündigte. Nico wusste zwar, warum sie so müde war, aber dass sie ausgerechnet in einem Flugzeug zur Ruhe kam, hätte sie nie erwartet. Zudem hatte sie das erste Mal seit Wochen ohne Alpträume geschlafen. Leider half ihr das nur wenig, schließlich konnte sie ja nicht zum Schlafen ein Flugzeug besteigen. So wie manche ihrer Freundinnen die Babys zum Einschlafen in Autos packten, um sich dann mit den endlich schlafenden Säuglingen in die Wohnungen zurückzuschleichen. Immer in der Hoffnung, sie würden nicht aufwachen. Aber an Autos und Babys wollte sie jetzt schon gar nicht und am liebsten überhaupt nie mehr denken. Nico blieb sitzen, bis alle aufgestanden waren. Dann nahm sie ihren Rucksack und verließ als Letzte das Flugzeug. Als sie hinter den anderen Passagieren zur Gepäckausgabe schlich, fühlte sie wieder Panikwellen in sich aufsteigen. Geh weiter, trieb sie sich an. Schlimmer konnte es nicht mehr werden. Dann kam die Übelkeit. Suchend sah Nico sich nach einer Toilette um. Zum Glück waren die Symbole hier ähnlich wie in Deutschland. Sie schaffte es gerade noch, sich einzuschließen, bevor sie sich übergeben musste, verstand aber nicht, dass sie immer noch etwas beim Würgen herausbrachte, bei dem Wenigen, das sie aß. Nico wusch sich die Hände und betrachtete ihr kalkweißes Gesicht im Spiegel. Jetzt konnte sie riechen, dass sie nicht mehr in Deutschland war. Der Putzmittelgeruch war ihr fremd, aber nicht unangenehm. An der Gepäckausgabe stauten sich die Leute unmittelbar vor dem Laufband und versperrten Nico die Sicht. Sie fühlte sich so müde, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Also setzte sie sich in der Nähe auf den Boden und wartete, bis sich die Menge lichtete. Dann trat sie ans Band, stellte fest, dass ihr Rucksack schon mindestens eine Runde gedreht hatte und hob ihn hoch. Obwohl sie sorgfältig jedes eingepackte Teil gewogen und alles Schwere aussortiert hatte, brachte er noch zehn Kilo auf die Waage. Nie würde sie das schaffen. Mit letzter Kraft schleppte sie sich zur Information und erkundigte sich, wie sie nach Pa Leseprobe