Blutzoll

Ein Fall für Dicte Svendsen

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783442736249
Sprache: Deutsch
Umfang: 381 S.
Format (T/L/B): 2.7 x 18.8 x 11.8 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Ein blutiger Handel mit dem Leben Ein ungewöhnlich brutaler Mordfall erschüttert Århus: Die Journalistin Dicte Svendsen findet die Leiche einer jungen Frau, an der ein professionell ausgeführter Kaiserschnitt vorgenommen wurde. Doch was ist mit dem Baby geschehen? Der Polizei immer einen Schritt voraus stellt Dicte Svendsen Erkundigungen an und kommt einem internationalen Verbrecherring auf die Spur.

Leseprobe

»In den Irak?« Dicte hörte sehr wohl, dass ihre Stimme klang, als ginge es um einen Planeten in einem bisher unbekannten Sonnensystem. Trotzdem fuhr sie in gleicher Stimmlage fort: »Das ist doch das reinste Pulverfass. Hättest du dir nicht einen etwas ruhigeren Ort aussuchen können?« Indien, Tibet, Südafrika. Wenn es sein musste, auch die Türkei. Verschiedene Landesnamen wirbelten durch ihr von der Sommerhitze glühendes Gehirn. Sie konnte sie nicht einmal aussprechen, bevor Bo sich auch schon über den Tisch lehnte, gestützt auf das Fassbier, an dem er sich die letzte halbe Stunde festgehalten hatte. »Natürlich habe ich auch Norwegen in Erwägung gezogen«, sagte er ruhig. »Aber im Hochgebirge gibt es nun mal nicht so viel zu tun für einen Kriegsfotografen. Gefechte sind dort eher selten.« Dicte streckte die Hand nach dem Weinglas aus, entschied sich in letzter Sekunde jedoch für das Wasser. Das hier lief richtig schief, dachte sie. Ein romantisches Abendessen in der Stadt, von wegen. Das Essen war zwar gut gewesen, doch das nachfolgende Gespräch erfüllte nicht so ganz ihre Erwartungen. Es war in dem Moment aus dem Ruder gelaufen, als Bo ihr von dem Anruf der Kopenhagener Redaktion erzählt hatte. Der Auftrag beinhaltete eine dreiwöchige Reportagetour durch den Irak, zusammen mit Jens Peter Hald, der nicht nur Journalist, sondern auch Bos Freund war. »Und wann soll es losgehen?« Sie versuchte, das Ressentiment aus ihrer Stimme herauszuhalten. Eigentlich dachte sie schon seit längerem, dass er genau so eine Tour brauchte, um vom faden Redaktionsalltag und den Kämpfen um die Kinder mit der Exfrau Abstand zu bekommen. Brauchte er auch eine Pause von ihr? Sie trank etwas Wasser in dem Versuch, wieder nüchtern zu werden, doch das machte es nur noch schlimmer, denn die Antwort hieß natürlich ja. Sie hatte sich verändert, das wusste sie. Nach den schrecklichen Ereignissen im letzten Winter hatte sie sich an ihn geklammert, um nicht zu sagen an ihm geklebt. Es war eine Übergangsphase, jedenfalls hoffte sie das - allerdings eine sehr lange, die nun schon ein halbes Jahr andauerte. »In ungefähr einer Woche«, teilte Bo ihr mit. »Wir müssen die Tour erst vorbereiten, was Technik, Sicherheit und all das angeht.« Irgendwo in der Stadt hörte sie eine Sirene und musste sofort an kugelsichere Westen und Panzer und Bomben denken, die in toten Hunden versteckt waren und mitten auf der Straße explodierten. Sie dachte an Kidnapping, Terror und Tod und kam im Gegensatz zu Bo nicht damit zurecht. Er liebte das. Nicht den Tod, natürlich nicht, doch der Junge in ihm liebte die Spannung. Sie entschloss sich, das Thema zu wechseln, und sah sich in dem französischen Café um, das dem Restaurant angegliedert war, in dem sie gegessen hatten. »Das hier ist immer noch das beste Restaurant der Stadt.« Bos Mund formte ein Lächeln, doch die grauen Augen waren schon im Flugzeug auf dem Weg nach Bagdad. »Vom Namen einmal abgesehen.« »Vom Namen?« Wieder beugte er sich vor. Jetzt war er präsent, im Hier und Jetzt, alle Sinne waren auf sie gerichtet, als wäre er ein Forscher, der die Reaktion eines Versuchstiers studierte. »Graven in der Gruft.« Sie schauderte und sah sofort, dass er seine Bemerkung bereute. Die Kühle verschwand aus seinem Blick, an ihre Stelle trat Zärtlichkeit, und er griff quer über den Tisch nach ihrer Hand. »Ich komme bald wieder nach Hause. Drei Wochen sind doch keine Ewigkeit.« Sie hörte den halb erstickten Laut ihres klingelnden Handys aus der Tiefe der Tasche. Vielleicht war es wichtig. Womöglich war das Haus abgebrannt, oder Rose war etwas zugestoßen. Ach, du meine Güte, jetzt reichte es aber mit der Schwarzmalerei. Sie wühlte in der Tasche, fand das Telefon und sah, dass der Anruf von Rose kam. Um halb zwei in der Nacht? »Ja?« »Mama«, sagte Roses Stimme. Sie klang aufgeregt, und im Hintergrund war ziemlich viel Lärm zu hören, den Dicte nicht zuordnen konnte. »Ihr kommt besser her. Hier ist die Leseprobe