Beschreibung
Kostbarer als Juwelen - eine Erfindung revolutioniert die Seefahrt Mit ausführlichem Glossar, Zeittafel und Register.
Leseprobe
'Eine sehr raue See' Um sechs Uhr früh wurde ich von einem gewaltigen Stoß und einem lauten Getümmel an Deck geweckt. Ich fürchtete, ein Schiff habe uns gerammt, denn nach meiner eigenen Schätzung sowie der aller anderen Personen auf dem Schiff befanden wir uns mindestens 35 Seemeilen vom Lande entfernt. Ich lief eilends nach oben; indes, noch ehe ich das Achterdeck erreicht hatte, lief das Schiff heftig auf Grund und wurde von Wogen überspült. Gleich darauf sichtete ich Land, felsig, zerklüftet und wild... bald gingen die Masten über Bord und rissen etliche Männer mit... ungeachtet der sehr rauen See wurde eines der [Rettungsboote] zu Wasser gelassen und acht der besten Männer sprangen hinein; doch es war eben am Heck angelangt, da wurde es hinabgerissen und versank mit Mann und Maus. Die an Deck verbliebenen Boote waren bald von den Wogen zerschmettert. Wir bauten dann ein Floß... und hofften voller Zagen auf ein gnädiges Geschick. Aus einem Bericht über den Untergang der HMS Litchfield vor der Küste Nordafrikas 1758 Die Katastrophe ereignete sich, weil an Bord der Litchfield niemand wusste, wo man sich befand. Wie der Schreiber berichtet, war man nach seiner eigenen und nach allgemeiner Schätzung noch 35 Seemeilen vom Land entfernt, also etwa 65 Kilometer. Der Ausdruck 'Schätzung' steht hier für 'kalkuliertes Schätzen' oder 'Gissen' - eine Methode, mit der man auf See die Position eines Schiffes bestimmte, also den Längen- und den Breitengrad. Dabei handelt es sich um ein kompliziertes Verfahren, das fachmännisch durchgeführt werden musste und wie jedes andere Handwerk die geschickte Handhabung bestimmter Geräte erforderte, in diesem Fall solcher Instrumente wie Kompass, Stundenglas und Quadrant. Es war eine Kunst. Der Breitengrad, die Nord-Süd-Position, hatte den Steuermann schon immer zuverlässig geleitet. Bereits in der Antike wusste ein griechischer oder römischer Seemann, wie weit nördlich vom Äquator er sich befand, indem er feststellte, wie hoch der Polarstern oder die Mittagssonne über dem Horizont stand. Ein erfahrener Mann konnte das mit bloßem Auge ohne Instrument feststellen, obwohl man vermutlich schon in der Antike einen Vorläufer des Quadranten kannte. Mit diesem Astrolabium oder Sternenmaß wurde die Winkelhöhe der Sonne oder eines Sternes über dem Horizont bestimmt. Phönizier, Griechen und Römer blieben normalerweise in Küstennähe und segelten nur selten außer Sichtweite des Landes. Als dann spätere Seefahrer die Sicherheit des Mittelmeers verließen, um fernab von jeder Küste auf den riesigen Atlantik vorzustoßen, wo auch kein Seevogel sie mehr zum Ufer führen konnte, hatten sie immer noch die Sonne und den Polarstern. Mit deren Hilfe konnten sie sich an den Breitengraden orientieren, den imaginären Parallelen rund um den Globus. Wenn ein Schiff einem Breitengrad folgt, also die Parallele segelt, bleibt es auf stetem Ost-West-Kurs. 1492 segelte Christoph Kolumbus die Parallele und steuerte sein Schiff auf solch sicherem Kurs westwärts, wie er glaubte, auf Asien zu. Er stieß dann vor der Küste des später so genannten Amerika auf eine Insel, zwang jedoch seine Mannschaft dazu, eine Erklärung zu unterzeichnen, man habe das asiatische Festland erreicht. Bereits 100 Jahre später war der Handel mit Mexiko und den Westindischen Inseln offenbar eine völlig normale, wenn auch riskante Angelegenheit, wie aus der Äußerung einer Figur in Shakespeares Kaufmann von Venedig hervorgeht. Denn auf die großen Entdeckungsreisen nach Kolumbus folgte die rasante Entwicklung des Überseehandels. Es herrschte ein reger Wettbewerb um Waren und Märkte. Auf den vertrauten Seewegen, den sicheren Kursen, drängten sich Kriegs- und Handelsschiffe. Doch auch Piraten lagen dort auf der Lauer. Die Piraterie war gleichfalls zu einem blühenden Erwerbszweig geworden. Sie alle, ob Piraten-, Handels- oder Kriegsschiffe, mussten sich wohl oder übel auf den vertrauten Seewegen entlang der Breitengrad ...
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