Beschreibung
Die Entwicklung des modernen Subjekts ist nicht allein mit einer 'Rationalisierung' der Lebensführung verbunden. Auch die ästhetische Erfahrung, die Produktion und Rezeption von Literatur und Kunst, trägt zur Reflexion und Konstitution des Selbst bei. Anhand autobiographischer Texte vom Ende des 18. Jahrhunderts bis heute, unter anderem von Karl Philipp Moritz, Emil Nolde, Lu Märten, Hanns-Josef Ortheil und Martin Walser, zeigen die beiden Autoren den Wandel ästhetischer Erfahrung und die Entfaltung einer neuen Art von Reflexivität. Sie entwickelt sich im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts zu einem selbstständigen Umgang mit verschiedenen Wissensordnungen: eine wesentliche Voraussetzung für die Zivilisierung moderner Gesellschaften.
Autorenportrait
Peter Alheit ist Professor für Allgemeine Pädagogik an der Universität Göttingen. Morten Brandt ist Doktorand am Pädagogischen Seminar der Universität Göttingen.
Inhalt
Vorwort Einführung Die Beziehung von Biographie und Ästhetik in der Moderne 1. Der Wandel autobiographischer ''Formate'' 2. Ästhetik als Mittel der Selbstreflexivität Kapitel 1 Der Beginn einer Autonomisierung des Ästhetischen: Die ästhetische Dimension in Autobiographien um 1800 1. Die qualvolle Selbstwerdung in Karl Philipp Moritz¿ Anton Reiser 1.1 Spaltungen 1.2 Schule und Literatur 1.3 Theater 2. Der Kontrast mit dem ''Klassiker'': Goethes Dichtung und Wahrheit 3. Typische zeitgenössische Reflexionsmuster 3.1 Die Relativierung des Ästhetischen in Salomon Maimon¿s Lebensgeschichte 3.2 Ästhetischer Utilitarismus in Johann Gottfried Seumes Mein Leben 3.3 Dichotomien in der Lebensgeschichte Ulrich Bräkers 3.4 Geschlechterschranken der literarischen Bildung in der Autobiographie Friederike Bruns 3.5 Die Ambivalenz des Literarischen bei Wilhelmine Eberhard 3.6 Ansätze des Autonomiemotivs in der Autobiographie Caroline Rudolphis 4. Erste Zwischenbilanz: Ästhetische Erfahrung als Distanzierungschance Kapitel 2 Das Ästhetische und das Soziale: Die Vermittlung von ästhetischer Erfahrung und gesellschaftlicher Identität in Autobiographien um 1900 1. Die ästhetisierte Autobiographie: Emil Noldes Das eigene Leben 1.1 Entwicklung 1.2 Distanzierung und Annäherung 1.3 Kunst und Politik 2. Ästhetik und Gesellschaft: Lu Märtens Torso 3. Leselust und Politik: Adelheid Popps Jugendgeschichte einer Arbeiterin 4. Ästhetischer Anspruch und Realität in Marie von Ebner-Eschenbachs Meine Kinderjahre 5. Fremdes und Eigenes in der Autobiographie von Isolde Kurz 6. Die Konkurrenz ästhetischer und naturwissenschaftlicher Perspektiven auf die Lebensgeschichte 6.1 Franz König: Lebenserinnerungen 6.2 Otto Körner: Erinnerungen eines deutschen Arztes und Hochschullehrers Exkurs: Foucault und Elias 6.3 Ernst Haun: Erinnerungen eines blinden Mannes 7. Zweite Zwischenbilanz: Ressourcen der Vermittlung zwischen Ästhetik und Sozialität Kapitel 3 Ästhetik und Zivilität: Die Erosion ästhetischer Reflexivität in Autobiographien um 2000 1. Autobiographische Größenphantasien: Hanns-Josef Ortheils Das Element des Elephanten 1.1 Auflösung der Existenz in Schriftzügen 1.2 Die Autobiographie als Selbsterschaffung 1.3 Die Autobiographie als Selbstgespräch 2. Die ''a-soziale'' Autobiographie: Martin Walsers Ein springender Brunnen 3. Autobiographie als ''kalkulierte Schizophrenie'': Fritz Rudolf Fries¿ Diogenes auf der Parkbank 4. Der einsame Autobiograph: Fritz Zorns Mars 4.1 Familie 4.2 Krebs 4.3 Krieg 5. Dritte Zwischenbilanz: Postmoderne Anachronismen? Kapitel 4 Öffnungen und Schließungen moderner Selbsterfahrung - Eine vorläufige Bilanz 1. Zivilisation und Abschottung 2. Die Konfiguration um 1800 3. Die Konfiguration um 1900 4. Die Konfiguration um 2000 5. Scheinbare Ganzheiten 6. Weiterentwicklungen ästhetischer Reflexivität Literatur
Schlagzeile
Biographie- und Lebensweltforschung Herausgegeben von Peter Alheit, Bettina Dausien und Andreas Hanses>