Sparbuch, Bausparvertrag und Lebensversicherung sind die beliebtesten, aber konservativsten Anlageformen. Attraktivere Anlageklassen, wie Aktien, Anleihen und Rohstoffe, bereiten vielen Sparern Kopfzerbrechen. Wie diversifizieren Privatpersonen ihr Erspartes optimal und risikoarm? Thomas Menzel und Jörg Rodenwaldt zeigen, wie es geht: Asset Allocation klar und einfach, angepasst an die persönliche Lebenssituation. So erfahren Paare mit Kind, gut verdienende Singles und auch Anleger im fortgeschrittenen Alter, wie sie mehr aus ihrem Geld machen.
Thomas Menzel ist Volkswirt, Diplomkaufmann und Certified Public Accountant. Er leitete einige Jahre das weltweite Zins- und Liquiditätsrisikomanagement bei einem deutschen Finanzdienstleister und ist heute für dieses Unternehmen als CFO in den Beneluxländern tätig.Jörg Rodenwaldt ist Volkswirt und verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung in leitender Position bei führenden deutschen Finanzdienstleistungsunternehmen. Er ist unter anderem als Lehrbeauftragter für Finanzwirtschaft an der Leibniz-Fachhochschule Hannover tätig.
1. Glauben Sie an Zauberformeln?
Die überwiegende Mehrheit der Deutschen glaubt offensichtlich nicht an Zauberformeln, wenn es ans Geldanlegen geht. In repräsentativen Umfragen ist bei knapp 50 Prozent der Befragten die beliebteste Sparform das klassische Sparkonto, gefolgt von Bausparverträgen (35 Prozent) und Lebensversicherungen (31 Prozent). Aktien und Fonds liegen mit 22 Prozent weit abgeschlagen auf dem letzten Rang. Dabei zieht sich die Beliebtheit des Sparkontos durch alle Altersklassen und Einkommensschichten.
Zwar ist das Sparkonto als beliebteste Anlageform auch besonders sicher und gut gegen Finanz- und sonstige Krisen gewappnet, doch verschenken Privatanleger durch einseitiges, risikoscheues und teilweise auch uninformiertes Anlageverhalten wertvolle Renditepunkte. Auf der anderen Seite stehen oft renditeorientierte Anleger, die im Do-it-yourself-Verfahren an den Börsen auf Trends, Gewinneraktien und Gewinnerstrategien setzen, dabei aber langfristig ebenfalls viel zu wenig Rendite im Verhältnis zu den eingegangenen Risiken erzielen.Asset Allocation als Investitionsansatz führt grundsätzlich zu einer Verbesserung der Anlagesituation - und dies trotz höchst unterschiedlicher Vorstellungen und Wünsche der verschiedenen Anlegertypen. Natürlich eignet sich der Ansatz auch für jene Anlegergruppe, die erstmalig über größere Anlagebeträge verfügt, sei es durch Erbschaft oder den erfolgreichen Berufseinstieg.
1.1 Pleiten, Pech und Pannen - aus fremden Fehlern lernen
Nach unserer Auffassung gibt es in Deutschland drei typische Gruppen von Privatanlegern, für die das Konzept der Asset Allocation zu einer deutlichen Verbesserung der Anlagesituation führt:
Übertrieben risikofreudige, spekulative Anleger stellen üblicherweise die Rendite in den Vordergrund ihrer Investitionsentscheidungen. Häufig studieren diese Anleger mit großem Aufwand einschlägige Bücher und Fachzeitschriften zur besten Aktienauswahl oder Aktienstrategie und wenden dieses Wissen auch konsequent an: In typischen spekulativen Depots finden sich Aktienanteile von bis zu 100 Prozent. Stabilisierende Faktoren für das Depot wie Anleihen werden von renditeorientierten Anlegern in guten Börsenzeiten als lästige Renditebremse empfunden, in schlechten Börsenzeiten greifen spekulative Anleger am liebsten zu den Absicherungsinstrumenten der Profis, zu Optionsscheinen und Short-Zertifikaten.
Die Aktienauswahl folgt oft den Wachstumsfantasien der Analysten und Börsengurus. Statt breiter Indizes halten spekulative Anleger nur wenige Einzelwerte im Depot, zumeist Aktien, die sie für unterbewertet oder aus anderen Gründen für einen Geheimtipp halten. Manchmal konzentrieren sich diese Anleger auch auf Aktien des eigenen Arbeitgebers oder der eigenen Branche, da sie sich hier besonders gut auskennen und über "Insiderwissen" verfügen. Andere spekulative Anleger engagieren sich getreu dem Börsenmotto "The trend is your friend" in Wachstumssektoren wie Solarenergie, Telekommunikation oder Internet, aber auch in den exotischen Aktienmärkten der Ukraine oder Vietnams.
Allen diesen Strategien ist gemeinsam, dass sie reine Schönwetterstrategien und damit höchstens kurzfristig erfolgreich sind. Immer wieder kippt ein angeblich stabiler Trend oder sinkt der Börsenstern eines hochgelobten Unternehmens, einer Branche oder eines aufstrebenden Landes schneller, als man die jeweiligen Aktien abstoßen kann. So stieg der Aktienkurs der Deutschen Telekom in den Sturm- und Drang-Jahren nach der Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes von 14 Euro im Jahre 1999 auf 103 Euro im März 2000, um nach dem Platzen der Internetblase schließlich im September 2002 ein Tief bei 8,42 Euro zu markieren. Höchststand seither knapp unter 16 Euro. Schlimmer noch erging es spekulativen Investoren, die auf Geheimtipps bekannter Börsenzeitschriften setzten. Hier wurden kleine, marktenge Werte oder Börsengänge als heiße Tipps empfohlen. Was die Käufer nicht wussten: Die Initiatoren des Hype hatten sich bereits vorab mit diesen Aktien eingedeckt und verkauften sie mit großen Gewinnen, als sich die Privatanleger auf diese Werte stürzten und die Kurse nach oben trieben. Nach sehr kurzer Zeit mussten dann die spekulativen Privatanleger feststellen, dass die angeblichen Geheimtipps nichts anderes als kleine erfolglose Unternehmen waren, und blieben auf ihren teuer bezahlten Aktien sitzen oder konnten sie für wenige Cent verkaufen.
Aber auch Modethemen sind oft problematisch. Fonds zum Thema "erneuerbare Energien" haben in den letzten fünf Jahren ganze 2 Prozent Rendite eingefahren - insgesamt, nicht pro Jahr! Ein Zertifikat auf einen Aktienkorb vietnamesischer Aktien war vor der Finanzkrise mit 77 Euro bewertet, heute bringt es noch 25 Euro. Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen. Wichtig an dieser Stelle ist die Erkenntnis, dass ein Depot, das beispielsweise zu einem Drittel aus Aktien Deutsche Telekom und zu einem Drittel aus einem Zertifikat auf vietnamesische Aktien besteht, für einen langfristigen Anlageerfolg einfach zu risikoreich aufgestellt ist. Verluste von bis zu 80 Prozent können andere "Gewinneraktien" auch über viele Jahre nicht auffangen, selbst wenn man, höchst optimistisch, mit einer jährlichen Rendite von 10 Prozent rechnet.
Aber selbst ein Depot aus eher "defensiven" Branchen oder basierend auf den "Blue Chips" des DAX ist nicht unbedingt besser dran, wenn es ausschließlich aus Aktien besteht: Die meisten Anleger, die ab 1998 mit Zehn-Jahres-Horizont in den DAX eingestiegen sind, haben Verluste erlitten.
Abbildung 1.1 zeigt den stark schwankenden Verlauf des DAX seit 1990. Hätte Sie im Vorhinein gewusst, dass es im Jahr 2003 wieder sicher und profitabel war, Aktien zu kaufen? Und wann wären Sie aus Aktien ausgestiegen? Im Jahr 2007, als die Börsen boomten?Im Gegenteil, schlechtes Market Timing ist leider typisch für Privatanleger: Häufig schichten renditeorientierte Anleger auf der Jagd nach den neuesten Trends ihr Depot immer wieder um. Doch leider sind auch diese gut informierten Privatanleger bei Börsentrends fast nie die Investoren der ersten Stunde, sondern steigen vergleichsweise spät und teuer in Börsentrends ein, wenn die einschlägigen Magazine und Analysten einen Trend öffentlich machen. Der späte und teure Einstieg führt fast immer dazu, dass die gleichen Anleger zumeist erst spät, meistens sogar zu spät nach der unvermeidlichen Korrektur wieder aussteigen. Martin Weber hat dieses Verhalten in seinem Ratgeber sehr treffend mit "Hin und her, Taschen leer" beschrieben.
Manchmal kaufen spekulative Anleger sogar nach der Korrektur die gleichen Aktien hinzu, um im Mittel mit den teuer erworbenen Aktien den Einstandskurs zu senken. Der Kursverlauf der Aktie der Deutschen Telekom zeigt, was das bringt, wenn sich der Kurs des gefallenen "Börsenstars" nicht mehr deutlich erholt. Häufig nämlich nichts. Ein Nachkaufen der T-Aktie in den vielen Zwischenerholungen zwischen 2000 und 2002 zu Kursen zwischen 30 und 60 Euro hätte dem Anleger nur weitere Verluste beschert. Denn seit 2002 dümpelt der Aktienkurs zwischen 8 und 16 Euro.
Insgesamt sind vermutlich nur wenige spekulative Anleger reich geworden. Die überwiegende Mehrheit ist es nicht. Die einseitige Ausrichtung des Depots auf Aktien und spekulative Zertifikate sowie häufiges Umschichten sind zumeist teuer und wenig erfolgreich. Betrachtet man darüber hinaus den erheblichen Aufwand, den spekulative Anleger für die Jagd nach den besten Tipps treiben müssen, können wir Ihnen schon an dieser Stelle versprechen, dass Asset Allocation als Investitionsansatz eine entspannte Alternative bietet, ohne dass der renditeorientierte Anleger auf ambitionierte Renditeziele verzichten muss.
Wachstums- und ertragsorientierte Anleger, die auf falsche Berater gehört haben. Es gibt eine zweite Gruppe von Anlegern, die bei der Geldanlage möglichst wenig eigene Entscheidungen treffen möchte. Geldanlagen haben diese Anleger daher überwiegend in Zusammenarbeit mit Bank-, Finanz- oder Vermögensberatern vorgenommen. Manchmal sogar in blindem Vertrauen auf deren Ratschläge. Leider mussten diese Anleger feststellen, dass guter Rat in Sachen Geldanlage nur sehr schwer zu finden ist. Denn die letzten Jahre haben gezeigt, dass in den Banken weniger echte "Berater" sitzen, sondern eher Verkäufer von Finanzprodukten mit klaren Vertriebszielen für Produkte des eigenen Hauses oder ausgewählter Partner. Dabei sind diese Produkte häufig teuer und in Bezug auf die Performance bestenfalls Durchschnitt. Nur selten werden von diesen Beratern die Depots der Kunden auf ihre Gesamtstruktur hin optimiert. Zwar werden von Gesetzes wegen von den Banken Fragebögen zu den Anlagezielen und zur Risikobereitschaft der Privatanleger erstellt beziehungsweise ausgefüllt. Doch gerade vor der Finanzkrise 2008 haben sich in den Depots vieler Bankkunden, die solide Anlagen bei ihren "Beratern" nachgefragt haben, erstaunlich hohe Risiken in Form von aktienbasierten oder auch anleihebasierten Zertifikaten der pleitegegangenen Investmentbank Lehman Brothers Inc. gefunden. Kein Wunder, dass in der Wirtschaftspresse von Wertverlusten in Depots von 90 Prozent und mehr zu lesen war.
Doch selbst wenn bei den Banken und Vermögensberatern eine eingehende und treffsichere Analyse des Anlegerprofils und des Anlagehorizontes stattgefunden hat, bekommen Sie daraus selten ein für Sie optimales Depot angeboten. Banken haben ihren Beratungskunden gerade vor der jüngsten Finanzkrise Musterdepots von der Stange angeboten, die einen hohen Anteil sogenannter "alternativer Investments" enthielten. Den Kunden wurde erzählt, dass sie mit Investitionen in aktienmarktunabhängige Anlageformen diversifizieren sollten. Was grundsätzlich vernünftig klang und auch ist, wurde jedoch höchst fragwürdig umgesetzt. Nicht Staats- oder Unternehmensanleihen und breite Rohstoffindizes wurden den Kunden ins Depot gelegt. Stattdessen vermittelten die "Berater" Anteile an vermeintlich steueroptimierten Film- und Schifffonds sowie komplexe, strukturierte Produkte, obwohl kaum ein wachstums- und ertragsorientierter Anleger diese Produkte verstand. Und dies, weil strukturierte Produkte, wie beispielsweise Alpha-, Basket- oder auch Hebelzertifikate ohne die komplexen mathematischen Modelle der Banken zumeist gar nicht zu verstehen sind. Für niemanden. Auch nicht für Profis und Berater. Oder können die vermeintlichen Berater besser als Sie voraussagen, mit welcher Wahrscheinlichkeit sich der EuroStoxx 50 im Verhältnis zu einem Korb von zehn europäischen Aktien in den nächsten fünf Jahren entwickeln wird? Und wer kann schon das besondere Renditepotenzial von Schifffonds, Filmfonds oder sogar unternehmerischen Beteiligungen im Stile der Private Equity bis zu zehn Jahre im Voraus und länger zuverlässig abschätzen? Abgesehen einmal von den Ausgabeaufschlägen oder Agios für die Bemühungen des Bankberaters oder Fondsverkäufers von bis zu 10 Prozent verstecken sich in solchen Konstruktionen üblicherweise "weiche" Kosten von bis zu 30 Prozent der Investitionssumme. Diese fließen an die Initiatoren und müssen aus dem Investitionsprojekt erst einmal erwirtschaftet werden, bis es ans Verdienen der versprochenen Renditen geht. Die vielen geschlossenen Immobilienfonds in Schieflage, die zahllosen Schifffonds in Seenot und Filmfonds, bei denen jetzt der Fiskus die Steuervorteile von den Investoren zurückfordert, sprechen Bände.
Auch das jüngste Qualitätsurteil der Stiftung Warentest zur Bankberatung bestätigt dies eindrucksvoll: Die Tester hatten die Finanzberatung bei 21 Instituten untersucht. Sechs Banken erhielten die Schulnote "mangelhaft", keine Bank schnitt mit "gut" oder "sehr gut" ab. Das Fazit der Tester: Die Bankberatung in Deutschland ist auf einem "jämmerlichen Niveau".
Auch für die Gruppe der wachstums- und ertragsorientierten Anleger bietet der in diesem Buch vorgestellte Ansatz der Asset Allocation eine deutliche Verbesserung ihrer Anlagesituation. Er unterstützt sie darin, eine auf ihre Anlageziele und ihr Anlegerprofil maßgeschneiderte Vermögensaufteilung mit einfachen, kostengünstigen und transparenten Finanzprodukten umzusetzen, ganz gleich ob mit oder ohne Berater.
Risikoscheuer Anleger. Diese dritte und auch nach den Untersuchungen des Bundesverbands Investment und Asset Management (BVI) größte Gruppe der Privatanleger ist risikoscheu und hat ihr Vermögen vor, während und nach der Finanzkrise neben Sparbüchern in Bausparverträgen, Lebensversicherungen, Immobilien und Staatsanleihen angelegt. Diese Anlegergruppe ist damit im Hinblick auf den Werterhalt auch gut gefahren. Doch beschleicht viele substanzorientierte Anleger immer wieder der Verdacht, dass auf lange Sicht die Sicherheit ihrer Anlagen zwar angenehm ist, die Rendite aber mittelfristig sogar hinter der Inflationsrate zurückbleiben könnte, sie also trotz der hohen Sicherheit Geld verlieren. Und dieser Verdacht ist begründet:
In den letzten 20 Jahren (1990-2010) hat sich die Kaufkraft gemessen am Verbraucherpreisindex um 40 Prozent oder durchschnittlich knapp 2 Prozent pro Jahr verringert. Praktisch bedeutet dies: Jeder Euro, den Sie 1990 zur Seite gelegt haben, ist heute nicht mehr als 60 Cent wert. Die Rendite eines Sparbuches mit gesetzlicher Kündigungsfrist betrug im gleichen Zeitraum insgesamt ebenfalls 2 Prozent, Sparbriefe vierjähriger Laufzeit brachten im Durchschnitt 4,5 Prozent jährlich.? Zieht man von den Zinserträgen aufs Sparbuch noch die Abgeltungsteuer ab, verlieren Sie Geld, und zwar knapp 0,5 Prozent gemessen an Ihrer Kaufkraft. Beim Sparbrief sind es magere 1,3 Prozent echter (realer) Wertzuwachs pro Jahr. Und das selbst in einem Zeitraum, der gemeinhin als Zeitraum eher geringer Inflation betrachtet wurde. Für den Vermögensaufbau wie auch zur Altersvorsorge kann diese Sparform aus unserer Sicht die Hauptlast nicht tragen, sondern höchstens als Beimischung dienen. Denn ein niedriger Zins wirkt sich durch den "Verlust" an Zinseszins besonders nachteilig auf den Wertzuwachs Ihrer Geldanlagen aus. Wie Sie aus Abbildung 1.2 ersehen können, wird aus einem Euro in 40 Jahren das 1,5-Fache bei 1 Prozent Verzinsung, bei 5 Prozent Verzinsung hingegen das Siebenfache.
Andersherum formuliert: Wenn Sie Altersvorsorge mit Sparkonten betreiben, müssten Sie mehr als viermal so viel Kapital zurücklegen wie bei einem Depot mit durchaus realistischen 5 Prozent Wertzuwachs, um nach 40 Jahren über den gleichen Betrag verfügen zu können.Und dennoch fällt gerade substanzorientierten Anlegern aufgrund eigener negativer Erfahrungen oder als Folge der vielen öffentlich gewordenen Pleiten, Pech und Pannen auf den Finanzmärkten der Schritt vom Sparer (zurück) zum Investor sehr schwer. Es fehlt häufig einfach an Vertrauen, um in einem kontrollierten Maße Risiken auf den Wertpapiermärkten einzugehen. Auch wenn Asset Allocation keine Garantie gegen Verluste auf den Finanzmärkten ist, versprechen wir Ihnen bereits an dieser Stelle, dass Sie mit einem nach den Grundregeln der Asset Allocation aufgestellten, breit diversifizierten Portfolio Vertrauen in Aktien und Anleihen zurückgewinnen können.
1.2 Unsere Anlageklassen
Wenn wir bereits Begriffe wie Aktien und Anleihen benutzen, ist es sinnvoll, sie an dieser Stelle zu klassifizieren. Denn wir werden durchgehend im Buch immer wieder auf diese Klassifizierung zurückgreifen.In der Literatur und in der Finanzindustrie finden sich überall unterschiedliche Definitionen und Abgrenzungen für den Begriff Anlageklassen. David Swensen schreibt dazu, dass "die Definition von Anlageklassen Kunst und Wissenschaft zugleich (sei)."Antonio Sommese unterteilt in seinem Buch Die richtige Finanzplanung alle Anlageformen in zwei Kategorien. In die erste gruppiert er alle, bei denen der Investor als "Kreditgeber" fungiert. Sie stellen einem "Kreditnehmer" Geld, das heißt eigentlich ein Darlehen, zur Verfügung. Das kann eine Bank sein, bei der Sie Einlagen in Form von Tages- oder Festgeldern und Sparbriefen haben, oder auch ein Staat oder Unternehmen, von dem Sie Anleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten und Zinsen kaufen. Nach Ablauf der vereinbarten Anlagezeit erhalten Sie Ihr Geld nebst Zinsen zurück, falls Sie Ihre Forderungen nicht schon vorher auf einem Sekundärmarkt wie der Börse veräußert haben. In die zweite Gruppe fallen alle Anlageformen, bei denen Sie ein Eigentumsrecht erwerben. Das können Unternehmen, Schiffe, Immobilien, Biogasanlagen oder auch einfach Fonds sein. Sie tragen damit alle Chancen und Risiken eines Unternehmers. Sie legen dann überwiegend Ihre Investitionen in Form von Aktien, Fondsanteilscheinen und Kommanditanteilen an. Diese Einteilung erlaubt eine grobe Unterteilung des Anlageuniversums in zwei Kategorien, die Möglichkeiten zur Bestimmung der eigenen Anlageposition eröffnen. Sie ist aber nicht geeignet, Ihr Portfolio in verschiedene Anlagen mit differenzierbaren Eigenschaften wie Risiken, Liquidität und Rendite zu unterteilen.
Einen anderen Ansatz wählte Max Otte in Investieren statt Sparen. Er unterteilt die Anlageklassen danach, ob sie gut gegen Inflation und Währungsreformen schützen oder nicht. Er nennt es dann entweder Realvermögen, zu dem Immobilien, Land und Aktien gehören, oder Geldvermögen, zu dem er Anleihen, Zertifikate und auch Kapitallebensversicherungen zählt. Zusätzlich unterscheidet er noch, inwieweit die Anlagen liquide oder nicht liquide sind. Wir halten diesen Ansatz ebenfalls für zu grob. Er erklärt sich möglicherweise daraus, dass Max Otte in seinem Buch allein die Aktienanlage favorisiert.
Die beiden obigen Ansätze besitzen valide Unterscheidungsmerkmale. In der Literatur und bei den Banken finden Sie weitere unterschiedliche Einteilungen und Definitionen der Anlageklassen. Wir sind jedoch der Auffassung, dass sie dem Privatanleger bei der Strukturierung seiner Anlage nur bedingt helfen, und haben für unsere Anlagestrategien eine andere Klassifizierung gewählt.Wie aus Tabelle 1.1 ersichtlich ist, unterscheiden wir sechs Anlageklassen mit jeweils mehreren Untergruppen, in die jeder Investor sein Depot relativ unproblematisch unterteilen kann. Jede Klasse verfügt über eigene, von den anderen Klassen differenzierbare Eigenschaften, sei es die Handelbarkeit auf großen liquiden Märkten, Renditen oberhalb der Inflationsraten, Absicherung gegen Finanzkrisen und Risikominimierung sowie Schutz vor finanziellen Verlusten. Unsere Anlageklassen umfassen Tagesgeld, Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Gold und Immobilien.
Die Anlageklasse haben wir regional, nach dem Entwicklungsstand der Industrie sowie nach der Größe der Unternehmen und nach der Dividendenstärke der gelisteten Firmen unterteilt. Daraus ergibt sich die Möglichkeit, durch unterschiedliche Gewichtungen im Portfolio an verschiedenen Wachstumsgeschwindigkeiten zu partizipieren. Innerhalb der Anleiheklasse wird einerseits nach Bonität und andererseits nach dem Emittenten unterschieden. Aufgrund der Aktualität und der besonderen Stellung in der Vermögensanlage haben wir Gold aus der Rohstoffkategorie herausgezogen.
Für unser Investitionskonzept sind folgende Kategorien entscheidend:
- Rolle des Investors als Kapitalgeber:?Eigen- oder Fremdkapital?
- Liquidität:?Wie können die Anlagen wieder verkauft werden? Werden die Produkte auf großen liquiden Märkten gehandelt?
- Risiko:?Welche spezifischen Risiken weist eine Anlageklasse auf?
- Rendite:?Wie ist das Renditepotenzial? Können Renditen oberhalb der Inflationsrate erzielt werden?
- Transparenz:?Ist die Anlageklasse für den Anleger hinreichend verständlich? Stehen ausreichende Informationen zur Verfügung?
Anlageklassen liefern das Baumaterial für ein breit diversifiziertes Wunschportfolio, das zugleich Ihrem Risikoprofil entspricht. Innerhalb der von uns vorgeschlagenen Anlageklassen finden Sie eine Reihe von Anlageformen, mit denen Sie Ihr Investitionsziel gut diversifiziert und kosteneffizient erreichen können. Doch dazu später mehr.
InhaltEinleitung 91Glauben Sie an Zauberformeln? 171.1Pleiten, Pech und Pannen - aus fremden Fehlern lernen 181.2Unsere Anlageklassen 25TEIL I GRUNDLAGEN DER ASSET ALLOCATION 292Balanceakt zwischen Rendite und Risiko 312.1Risiken der Anlageklassen 322.2Messung des Risikos 482.3Rendite von Anlageklassen 532.4Messung der Renditen und Überrenditen 582.5Beurteilung von Anlageklassen im Licht von Risiko und Rendite 632.6Risiko und Rendite im Überblick 713Keine Zauberei: Erfolgskonzept Asset Allocation 743.1Wie Sie unsystematische Risiken vermeiden 753.2Wie Sie Aktienmarktrisiken verringern 893.3Die Mischung macht's! - Strategische Asset Allocation 993.4Änderungen durch die Betrachtung realerstatt nominaler Größen 1093.5Portfoliokonstruktion im Überblick 1124Die Qual der Wahl 1154.1Aktien 1164.2Anleihen 1314.3Liquide Mittel 1434.4 Immobilien 1444.5Rohstoffe und Edelmetalle 1484.6Implementierungsbeschränkungen 1555Wenn Börsen boomen oder abstürzen 1615.1Eine Frage der Einstellung: taktische Asset Allocation 1625.2Eine Frage des Börsenwetters: Sind Absicherungsstrategien Erfolg versprechend? 1735.3Eine Frage der richtigen Gewichtung: "Rebalancing" 186TEIL II PRAXISTIPPS 1996Karten auf den Tisch: Wo stehen Sie? 2016.1Kennen Sie Ihre Sparziele? 2016.2Welcher Anlagehorizont schwebt Ihnen vor? 2046.3Welche Risiken akzeptieren Sie? 2066.4Welche Anlageklassen und Produkte passen zu welchem Risikoprofil? 2116.5Seien Sie Ihr eigener Berater! 2177Der Kassensturz 2207.1Humankapital 2217.2Finanzvermögen 2257.3Finanzplan 2277.4Was wäre, wenn 2308In neun Schritten zum eigenen Portfolio 2358.1Die neun Praktiker-Regeln 2368.2Portfolioaufteilungen nach Risikoprofilen 2388.3Musterportfolios 2418.4Ihre Erwartungen und Megatrends 2519Vermögensstrategien für fünf typische Lebensphasen 2559.1Berufsanfänger 2569.2Berufstätiges Paar 2599.3Mitte vierzig, berufstätig und geschieden 2649.4Vorruhestand 2669.5Ruhestand 268Dank 272Anhang 274Anmerkungen 278Register 283