Beschreibung
1228 wurde Franziskus von Assisi heiliggesprochen, und im selben Jahr entstanden erste Entwürfe für eine Biografie des Ordensgründers. Dies war die große Chance im Leben des Berufspoeten Heinrich von Avranches (1187/90 bis 1262/63). Der normannische Kleriker, der als Vagantendichter durch halb Europa zog und für jeden Verse schrieb, der ihn bezahlte, weilte damals in Italien, wo er die Gunst des Papstes suchte. So übertrug er in klassische Hexameter, was der von Papst Gregor IX. beauftragte Franziskus-Biograf Thomas von Celano in Prosa vorgelegt hatte. Es entstand ein Heldengedicht mit über 2500 Versen, das Franziskus als einen Feldherrn im Kampf gegen das Böse darstellt. Die große Bedeutung des Epos liegt freilich woanders: Es dürfte das älteste der tradierten Franziskus-Leben sein und daher einen Schlüssel zur Klärung jener Prozesse bieten, die zur ersten offiziellen Interpretation des Heiligen führten. Darüber hinaus ist es ein hochstehendes Beispiel mittellateinischer Poesie und das Hauptwerk eines Wortkünstlers, dessen Wiederentdeckung noch immer im Gang ist. Diese Dichtung wird hier eingehend erläutert, neu bewertet und zum ersten Mal vollumfänglich aus dem Latein ins Deutsche übersetzt.
Autorenportrait
geboren zwischen 1190 und 1200 in Deutschland, Sohn eines Normannen; Dichter; bald nach 1259 gestorben