Beschreibung
Lange Zeit schrieb Eva Strittmatter Gedichte, von denen niemand wußte. Nach Jahren erst erfuhr zunächst Erwin Strittmatter davon, dann, 1966, konnten auch die Leser der Literaturzeitschrift NDL Gedichte von ihr lesen. "Ich mach ein Lied aus Stille" war ihr erster Gedichtband. Die Texte suchten und fanden Adressaten, und die Resonanz war von Anfang an überwältigend. Hier artikuliert eine Stimme rückhaltlos Gefühle, die den meisten Menschen vertraut sind. Sie spricht in einfachen, bildhaften Versen von Lebenswünschen und ihrem Verschleiß im Alltag, von Ängsten, Hoffnungen und Zweifeln, vom Fernweh und der Neugier auf Leben. Immer berühren sich dabei die Gegensätze, immer bleiben die Dinge im Fließen: Solange Glut ist / Kann auch Feuer sein. Bewegung statt Momentaufnahme reflektiert auch die Begegnung mit der Natur. Gerade die Prozesse, die jahreszeitlichen Veränderungen sind es, die Brücken zu den menschlichen Erfahrungen schlagen. Sie können aus dem Lupinenblau der Kindheit aufscheinen, aus dem Schweigen hinter den Hügeln, dem Wechsel von Entstehen und Vergehen. Aus solchen Signalen wachsen die Fragen nach dem Sinn des eigenen Lebens, das sich im Überfluß verschwenden möchte und Worte setzen wie Spuren im Neuschnee.
Autorenportrait
Eva Strittmatter wurde 1930 in Neuruppin geboren. Sie studierte 1947 bis 1951 Germanistik in Berlin. 1951 bis 1953 Mitarbeiterin beim Deutschen Schriftstellerverband, seit 1954 freie Schriftstellerin. Sie veröffentlichte Kritiken, Kinderbücher, Gedichte, Prosa. Heinrich-Heine-Preis 1975, Walter-Bauer-Preis 1998. Sie starb am 3. Januar 2011 in Berlin. Gedichtbände: Ich mach ein Lied aus Stille (1973); Mondschnee liegt auf den Wiesen (1975); Die eine Rose überwältigt alles (1977); Zwiegespräch (1980); Heliotrop (1983); Atem (1988); Unterm wechselnden Licht (1990); Der Schöne (Obsession) (1997); Liebe und Haß. Die geheimen Gedichte. 1970-1990 (2000); Hundert Gedichte (Hg. von Klaus Trende, 2001); Der Winter nach der schlimmen Liebe (2005); Sämtliche Gedichte (2006);Wildbirnenbaum (2009). Prosa: Briefe aus Schulzenhof (I 1977, II 1990, III 1995); Poesie und andre Nebendinge (1983); Mai in Piest'any (1986). Herausgaben: Erwin Strittmatter: Vor der Verwandlung. Aufzeichnungen (1995); Erwin Strittmatter. Eine Biographie in Bildern (zus. mit Günther Drommer, 2003); Erwin Strittmatter: Geschichten ohne Heimat (2002); Erwin Strittmatter: Kalender ohne Anfang und Ende. Notizen aus Piest'any (2003).