Beschreibung
Ein Roman? Antiroman? Mit einer Genealogie u. a. von Timon von Athen, Hamlet, Robert Burtons Melancholie, Giannozzo, Franz Kafkas Protagonisten, Ferdydurke, Godot, Anton Unbekannt? Ein, der Romantik verpflichteter, modern anmutender Text! Offen, ohne Anfang und Ende, fragmentarisch, arabeskenhaft, voll schillernder Ambiguität, grotesk, komisch, ironisch, satirisch, paradox, Egotrip durch die Nacht, bodenlos idealisch im luftleeren Raum, kritisch streitend, schmähend, die bürgerliche Gesellschaft bizarr irritierend und oppositionell erschreckend. Travestien, Parodien, literarische Anspielungen, Abschweifungen, lyrische Einsprengsel, Berichte, Reden, Briefe, Gespräche, Reflexionen über Geistlichkeit und Rechtswesen oder die Nichtigkeit und Maskenhaftigkeit von Himmel und Erde wechseln in 16 Nachtwachen mit enthüllenden Bruchstücken des bunten Lebenslaufs (Pflegesohn eines grübelnden Schusters, Bänkelsänger, Aufseher im Tollhaus, Spieler des Hanswurst im Marionettentheater) von Kreuzgang, dem Nachtwächter, nach dem Ort benamt, wo der Findling gefunden. Ein Dichter hängt sich auf, ein Freigeist stirbt, eine Nonne, die ein Kind gebar, wird von gläubigen Eiferern lebendig begraben et cetera. Das menschliche Dasein ist reiner Wahnsinn! Lächerliche Nichtigkeit treibt in das große Nichts. [Joerg K. Sommermeyer]
Autorenportrait
Ernst August Friedrich Klingemann, geboren am 31. Aug. 1777 in Braunschweig, gestorben am 25. Januar 1831, ebenda. Schriftsteller, Dramaturg, Regisseur. Viele seinerzeit beliebte Dramen und Romane. 1804, unter Pseudonym, Nachtwachen von Bonaventura. Ab 1813 widmet er sich vor allem dem Braunschweiger Theater, das er seit 1818 leitet. 1829, erste öffentliche Aufführung von Goethes Faust unter seiner Regie und Ernennung zum Professor am Carolinum.