Beschreibung
Nach dem neutestamentlichen Jakobusbrief soll die "kostbare Frucht der Erde", der Geist des Evangeliums, sowohl den "Früh- wie auch den Spätregen" empfangen haben, ehe "der Herr kommt" oder die gegenwärtige Gestalt der Welt durch eine andre ersetzt wird. Hinsichtlich zumindest der Erkenntnis des Glaubens scheint inzwischen der Spätregen gefallen zu sein. Dann aber wäre es lediglich Zeit für die Ernte und ihre Sicherung im Blick auf einen möglicherweise noch bevorstehenden Winter: Zeit für Sichtungen, Rekapitulationen und Konzentrationen - Zeit, sich zu sammeln. Und während im Allgemeinen oder in der umgebenden Welt (einschließlich der großen christlichen Kirchen) in dieser Spätzeit gerade die Flieh- oder die Zentrifugalkräfte wirkten und Kulturen und gewachsene Gestalten sich aufzulösen begönnen, wäre unter den um die Erkenntnis der christlichen Wahrheit noch immer Bemühten die Verdichtung oder die Konzentration das Gebot: die geradezu noch verdoppelte Schärfung des Bewusstseins von der eigenen Identität sowie der geistigen Situation, welche einerseits eine solche der religiös-kulturellen Aus- und Nachklänge, andererseits die einer letzten Auseinandersetzung nun wäre.
Autorenportrait
Der Autor ist Pastor der Ev. St. Martini Gemeinde Adelebsen bei Göttingen.