Das Buch des Hüters

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783862820542
Sprache: Deutsch
Umfang: 218 S., 4.82 MB
Auflage: 1. Auflage 2011
E-Book
Format: PDF
DRM: Digitales Wasserzeichen

Beschreibung

"Kommando 9. August. Wir befreien Sie vom Diktat des Stroms und der Herrschaft des Computers. Leben Sie natürlich." Diese Sätze leiten das Ende der uns bekannten Welt ein: Als radikale Umweltschützer die gesamte Stromversorgung zum Erliegen bringen, bedeutet dies eine Katastrophe für die Menschheit: Atomkraftwerke explodieren, Tiere beginnen sich gegen die Menschen zu richten und die Natur erobert die Erde zurück. Hundert Jahre später fristen die Bewohner des industriellen Nordens ihr Leben in einer grauen Stadt voller Maschinen und Fabriken, während in der mittelalterlichen Gesellschaft von Panäa, dem verfeindeten Süden des Landes, alle technologischen Neuerungen verboten sind. In dieser Welt bekommt Pejo, ein junger Mann aus dem Norden, auf einer Expedition in den Süden ein geheimnisvolles Buch von einem sterbenden Mädchen anvertraut. Schnell stellt Pejo fest, dass die Mächtigen sowohl im Norden als auch im Süden des Landes alles daran setzen würden, in den Besitz dieses Schriftstückes zu gelangen, und dass er zwischen die Fronten eines alten Krieges geraten ist. Auf seinem Weg durch den Süden, auf dem er Heilerinnen, Mutanten und gefährlichen "Viechern" begegnet, muss er nicht nur Gefahren trotzen, sondern sich auch der Vergangenheit seines Landes und seinen eigenen Gefühlen stellen - denn nur so kann er am Ende die richtige Entscheidung treffen.

Autorenportrait

Andreas Dresen, Jahrgang 1975, lebt und arbeitet in seiner Heimatstadt Aachen. Schon immer war er von fremden Welten fasziniert - von der wilden Atlantik-Küste Südirlands genauso wie von den Sagen und Legenden seiner Heimat. Bereits in seinem Debütroman "Ava und die STADT des schwarzen Engels" - ebenfalls im ACABUS Verlag erschienen - findet sich eine fesselnde, gleichsam skurrile und charmante Mischung aus Fantasy-Elementen, klassischer Mythologie und einem scharfen Blick für die Kuriositäten der Gesellschaft und des Alltags. In seinem neuen Roman "Das Buch des Hüters" entwirft Andreas Dresen eine post-apokalyptische Welt zwischen seelenloser Industrialisierung und "Ökofaschismus", in der sich neben Menschen auch Mutanten und gefährliche "Viecher" tummeln. Ein fantastischer Roman über den verantwortungsvollen Umgang miteinander - spannend, unterhaltsam und außergewöhnlich erzählt.

Leseprobe

Prolog"Wir hätten sie ausrotten sollen, als wir noch Zeit dazu hatten!"Der junge Mann zog seinen verschlissenen Mantel enger um den dürren Körper. Seine Jeans war ausgewaschen und bereits an mehreren Stellen mit andersfarbigen Flicken ausgebessert. Die braunen Stiefel waren staubig und fleckig. Ein dichter, buschiger Bart bedeckte sein Gesicht. Die Nacht war kalt geworden, doch die beiden Wächter trauten sich nicht, ein Feuer zu entfachen, um ihren Standort nicht zu verraten."Sie mussten ja unbedingt Naturschutzreservate einrichten. Tierschutz. Pah, dass ich nicht lache. Und wer schützt jetzt uns Menschen?"Er spuckte in die Dunkelheit. Die Männer saßen zusammengekauert auf den Resten des alten Stadttores und starrten in die Nacht. Außerhalb der Stadtmauer standen nur noch die Ruinen der verlassenen Häuser. Erste Bäume und Sträucher hatten sich in den Mauerritzen breitgemacht. Sal-weiden und Sandbirken hatten begonnen, die Gebäude langsam auseinan-derzureißen und den Asphalt der Straßen zu sprengen. Nachtkerze, Wilde Kamille, Brennnessel und Rauke wuchsen in dichten Teppichen auf den Plätzen, die früher einmal Gärten, Parkanlagen oder Verkehrsinseln gewe-sen waren. Kleine Tiere huschten raschelnd und jaulend durch die Dun-kelheit. Irgendwo in dem nahegelegenen Dickicht fauchte etwas. Der jun-ge Mann sprang auf und horchte.Sie hatten in dieser Woche die Nachtwache hier am nördlichen Ende der Stadt zugeteilt bekommen. Der Ältere der beiden hatte sich den Mono-log des Jungen schweigend angehört. Er war glatt rasiert, doch seine Klei-dung war ebenso alt wie die des Jungen. Sein Leinenhemd war fadenschei-nig aber sauber, seine Wollhose von geschickter Hand immer wieder her-gerichtet worden. Nur die Brille, deren beide Gläser gesprungen waren, zeugte davon, dass in diesem Zeitalter nicht mehr jeder Schaden behoben werden konnte. Nun holte er tief Luft."Das ist die Rache der Natur!", widersprach er dem jungen Mann. "Das haben wir verdient!" Der Junge wandte sich wieder dem Alten zu und lachte spöttisch. "Dass ich nicht lache. Wir haben es also verdient, wieder im Dreck zu leben? Wieder ohne Schutz dazustehen? Und als ob das alles noch nicht genug wäre, müssen wir uns auch noch mit diesen Viechern rumschlagen. Weißt du was? Wenn unsere Vorfahren nicht so viele von den Tieren aus-gerottet hätten, dann wären jetzt noch mehr Viecher hier, die uns an den Kragen wollten."Der Alte streckte sich. Die Wache machte ihm langsam zu schaffen. Er wurde alt und hatte schon so viele Nächte über die Geschichte der Welt nachgedacht. "Nein, nein, hätten wir früher mit der Natur im Einklang gelebt, anstatt sie auszubeuten und Raubbau an ihr zu betreiben, dann hätten wir länger überlebt, und die Katastrophe wäre ausgeblieben."Der junge Wächter wurde laut. Er hatte seine eigentliche Aufgabe nun fast vollständig vergessen und sagte wütend:"Du redest wirres Zeug. Wir hätten die Kontrolle behalten, wenn diese Irren, diese verdammten Irren nicht den Stecker gezogen hätten! Back to nature! Wenn ich nur daran denke, läuft es mir kalt den Rücken runter. Das haben wir jetzt davon. Nur gut, dass auch diese Verrückten jetzt von den Viechern gefressen werden."Es herrschte Stille. Der Alte konnte die Wut des Jungen in der Dunkel-heit förmlich spüren. Er sah zwar nur seine Silhouette in der Nacht, doch seine Körperhaltung drückte die ganze Wut einer Generation aus, die das Gefühl hatte, um ihre Zukunft betrogen worden zu sein. Trotzdem, der Alte seufzte, irgendwann musste er es mal jemandem sagen. []

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