Dreizehn 4. Der Gletscher

Roman, Dreizehn -13- 4

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783862827763
Sprache: Deutsch
Umfang: 544 S.
Format (T/L/B): 4.5 x 21 x 13.9 cm
Auflage: 1. Auflage 2020
Einband: Paperback

Leseprobe

In dieser Nacht lag ich wie schon in den Nächten davor lange wach und starrte an die Decke meines Zimmers. Ich versuchte mir vorzustellen, wie es sein würde, nach Hause zu kommen. Meine Mutter hatte die Hoffnung vermutlich längst aufgegeben. Wie würde sie reagieren, wenn ich zu ihr zurückkehrte? Würde sie mich überhaupt noch erkennen? Ich war nun seit fünf Jahren fort. Die Wahrheit war, dass ich mich selbst kaum an sie erinnerte. Ihr Gesicht war nunmehr ein Schemen in meinem Kopf: die Erinnerung an eine Erinnerung. Und Máedoc? Ob er noch am Leben war? Er hatte stets einen gesunden Eindruck gemacht, doch konnte sich das bei Menschen in seinem Alter schnell ändern. Was war wohl aus all den anderen geworden? Aus Brent, dem Spieler? Aus Una, der Falschen, und Otis, dem Trinker? Die Kinder des Dorfes waren erwachsen. Lugh und der große Pit. Ob er wusste, dass es seine Schuld war, dass ich verschwunden war? All diese Fragen und die bildliche Vorstellung davon, wie es sein würde, in meine Heimat zurückzukehren - meine Mutter endlich von der Frage zu erlösen, was mit mir geschehen war, und den Hoffnungsfunken in ihrem Herzen, der vermutlich nie ganz verlöschen würde, Wirklichkeit werden zu lassen - hielten mich wach bis spät in die Nacht. Am nächsten Morgen, drei Runde bevor mein Abkommen mit dem Kartell endete, wollte ich Nathair ein Angebot für den Kessel machen. In meiner Heimat würde ich mich der Alchemie widmen, egal, ob Máedoc oder irgendein anderer Druide bereit wäre, meine Ausbildung fortzusetzen. Der Alchemist des Kartells war jedoch nicht im Labor. Das war ungewöhnlich, war er doch in den Monaten unserer Zusammenarbeit stets pünktlich gewesen. Ich dachte mir nichts weiter dabei und fing ohne ihn an. Während meine Hände wie von selbst arbeiteten, schwelgte ich in Erinnerungen an meine Heimat. Stunden verstrichen, während derer Nathairs rätselhafte Abwesenheit mich völlig ungerührt ließ. Erst gegen Mittag, als ich an einen Punkt gelangte, an dem ich meinen Teil der Arbeit für gewöhnlich mit dem von Nathair zusammenführte, fragte ich mich, wo er steckte. Ich überlegte noch, ihn suchen zu gehen, da ertönte ein Knall. Er musste seinen Ursprung in einem der oberen Stockwerke haben, doch war er so laut gewesen, dass ich einen Augenblick lang glaubte, etwas im Labor sei explodiert. War das ein Schuss gewesen? Hatte jemand eine Waffe an den trüben und doch wachsamen Augen von Perth, dem Türwächter, vorbeigeschmuggelt? Ich musste nicht lange mit hämmerndem Herzen warten, bis ich eine Antwort erhielt. Es war offenbar nicht nur eine Waffe ins Rathaus gelangt. Wieder gab es einen Knall, gefolgt von den krachenden Schüssen synaígischer Schrotflinten. Stimmen wurden laut: Warnrufe, Wutgebrüll und Schmerzensschreie. Über allem ertönte ein rhythmisches Donnern, das nur von einer Synaígo-Impuls-Repetierkanone stammen konnte: ein tragbares Geschütz mit dreifachem, axial federnd gelagertem und rotierendem Lauf, das sein Patronenlager über einen Mechanismus aus einem Magazin befüllte. Einer der Söldner, die das Kartell anheuerte, hatte mir einmal erklärt, dass man mit dieser Waffe nicht so schnell feuern konnte wie mit einem Revolver. Doch hatte man ein Vielfaches mehr als sechs Schuss, bevor man manuell nachladen musste. Außerdem feuerte dieses Baby, wie der Söldner die Waffe genannt hatte, die er mit einem Gurt dicht an seinem Körper geführt hatte, die Projektile mit einer solchen Durchschlagskraft ab, dass sie Löcher in Wände stanzte. Eine Zeit lang war ich bewegungsunfähig, während mein Herz so schnell pumpte, dass es sich beinahe überschlug. Mein erster klarer Gedanke war, mich unter einem der Tische zu verstecken. Dann flog die Tür zum Labor auf, und Nathair stürmte herein. Er war verschwitzt, sein Haar zerzaust. Auf seiner Nase fehlte der Zwicker, wodurch sie seltsam nackt wirkte. Er hielt sich den linken Arm. Dunkles Blut rann durch seine Finger. 'Eine Razzia!', rief er gehetzt. Rotz lief ihm aus der Nase, und er schniefte. 'Dieser

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