Die Nacht träumt vom Tag

Roman

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783894017880
Sprache: Deutsch
Umfang: 272 S.
Format (T/L/B): 2.7 x 21.5 x 13.5 cm
Einband: gebundenes Buch

Beschreibung

In den Wäldern Nordnorwegens lebt eine wilde Gemeinschaft von Aussteigern, alten Hippies, Kleinkriminellen und verkrachten Existenzen: Sune, Ende 30, hat dort sein Revier, lebt von Fischfang und Jagd, quartiert sich in leerstehenden Ferienhäusern ein, hinterlässt den Besitzern Nachrichten und streicht zum Dank dort auch schon mal eine Wand. Jan und Wanda betreiben einen Biobauernhof und gehören außerdem zu einem Netzwerk, das abgelehnten Asylbewerbern weiterhilft. Über dieses Netzwerk läuft dem verwilderten Sune eine junge Vietnamesin zu: Vale, eigentlich Minh Hai, die zwei Männer zu vergewaltigen versucht haben. Vale hat sich heftig gewehrt, einen der Männer getötet und den anderen sowie sich selbst schwer verletzt. Die Polizei sucht Vale und auch Sune, den man bei einem Bootsdiebstahl beobachtet hat. Beide müssen weg aus dem Revier. Mit diesem Roman knüpft Ambjørnsen an sein fulminantes Debüt 'Weiße Nigger' an und erreicht eine neue Höhe seiner literarischen Qualität.

Autorenportrait

Ingvar Ambjørnsen, geb. 1956 in Tønsberg, Norwegens kneipenreichster Stadt, aufgewachsen in Larvik. Nicht vollendete Gärtnerlehre und mancherlei Jobs in Industrie und Psychiatrie. Erste Buchveröffentlichung 1981: 23-salen, seitdem zahlreiche Romane, Welterfolg mit den Elling-Romanen. Lebt seit 1985 in Hamburg. Bei Edition Nautilus erschienen zuerst der autobiografische Roman Weiße Nigger und zuletzt der Roman Den Oridongo hinauf. Ingvar Ambjørnsen wurde mit dem Willy-Brandt-Preis 2012 ausgezeichnet.

Leseprobe

'Ich höre sie klar und deutlich, wenn ich die frische Meeresluft einziehe und wieder ausstoße, die Stimme, die flüstert: Der Tod träumt alles, was lebt.' Ich sitze ganz still da und lausche, aber ruhig, ich weiß, was das hier ist, ich habe Elche und Rehe dicht bei der Hüttenwand erlebt, wenn das Wetter zu heftig wurde, dann kommt es vor, dass sie sich in den schmalen Streifen zwischen Regenrinne und Wand pressen, sie kratzen mit dem Geweih an den Tischen oder mit den Hufen über Fliesen und Holz. Ich tippe auf ein Reh, oder vielleicht einen Hirsch, es ist hier oben so steil und eng, und ich sitze ganz still, damit das Tier seine Ruhe hat, ich will es nicht in dieses extreme Wetter hinausjagen, es dauert nicht lange, und ich spüre das Tierherz, das dort draußen in der Dunkelheit Blut pumpt; sehe vor mir die blanken Augen, die die feuchte Dunkelheit ins Gehirn holen, und in der Fensterscheibe sehe ich das Spiegelbild des Küchenfensters hinter mir, ein schwarzes Quadrat, und ich denke, da draußen stehst du, kleiner Bruder, du kannst nicht denken und weißt nicht, dass du sterben musst, ich glaube, ganz unten in der rechten Ecke eine Bewegung zu sehen, es können die Geweihenden sein, aber dann sind es zwei Hände und ein Gesicht, das sich weiß gegen die Fensterscheibe presst, für eine kurze Sekunde, dann ist es verschwunden und ich stürze in die Küche hinüber.