Ich bin kein Berliner

eBook - Ein Reiseführer für faule Touristen

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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783894804121
Sprache: Deutsch
Umfang: 256 S., 2.80 MB
Auflage: 1. Auflage 2010
E-Book
Format: EPUB
DRM: Digitales Wasserzeichen

Beschreibung

Der bekannteste und beliebteste Berliner führt durch seine Stadt ein Reiseführer der anderen Art.

Es gibt derzeit wohl kaum einen bekannteren Berliner als Wladimir Kaminer. Und keinen, der geeigneter wäre, die Stadt einem Touristen in all ihren Facetten vorzustellen. Von einer kurzen Einführung in die Berliner Historie über Geschichten zu Sehenswürdigkeiten am Wegesrand oder das Verhalten japanischer Touristen bringt Wladimir Kaminer auf gewohnt witzig-charmante Art dem Leser seine neue Heimat näher. Dabei dürfen natürlich auch praktische Hinweise nicht fehlen: Dazu gehören kleine Spazierrouten, dank derer man auf den Spuren von Wladimir Kaminer durch die Stadt schlendern kann, sowie Adressen origineller Restaurants, Geschäfte und anderer im Buch vorgestellten Attraktionen.

Autorenportrait

Vitali Konstantinov studierte Architektur, Grafik, Malerei und Kunstgeschichte. Er arbeitet als freier Illustrator und wurde 2011 für den Dt. Jugendliteraturpreis nominiert.

Leseprobe

Ich bin kein Berliner. Ich bin auch nicht "Deutschland". Die Social-Marketing-Kampagne des letzten Jahres "Du bist Deutschland" hat mich nur irritiert. Ich kenne mich hier nicht wirklich aus. Vor fünfzehn Jahren kam ich nach Ostberlin, aus Gründen, die mir bis heute rätselhaft geblieben sind. Wahrscheinlich war es bloße Neugier auf die Welt und ungebremste Reiselust, die mich damals nach Berlin trieben. Die Reise erwies sich als fatale Entscheidung. Einmal hier gelandet, kommt man kaum mehr weg. Berlin bindet.
Alle Einheimischen, die ich im Laufe der Jahre kennengelernt habe, wollten immer als Erstes wissen, wieso ich damals ausgerechnet Berlin beziehungsweise Deutschland als Reiseziel gesucht hatte. Meine Ausweichantworten "Es hat sich so ergeben" oder "Ich bin in den falschen Zug gestiegen" konnten sie nicht zufriedenstellen. Wenn ich aber zur Abwechslung sagte, ich fände Deutschland gut und Berlin sei eine tolle Stadt, wollte mir das einfach keiner glauben.
Die Eingeborenen zeigen sich in der Regel sehr kritisch ihrem Land und ihrer Stadt gegenüber. Erst vor kurzem traf ich in unserer Stammkneipe einen Journalisten aus Bochum, der genau wie ich vor fünfzehn Jahren nach Berlin ausgewandert war und mich nicht nach den Gründen meiner damaligen Abreise fragte. Von sich behauptete er sogar ungeniert, ihm wäre es schon immer klar gewesen, dass er hier in einem Paradies lebe. Alle Gäste, die unserem Gespräch lauschten, hatten sofort Abstand von dem Mann genommen. Die Wirtin vermutete später, er wäre unter Drogen gestanden. Inzwischen weiß ich, was diese ständige Fragerei soll: Es ist eine Art Flirt. Das Land will gefallen, schämt sich aber, es öffentlich zuzugeben. Unsere Liebesbeziehung steckt deswegen permanent in einer Krise, die aber für beide Seiten fruchtbar ist.
Schon an meinem ersten Tag in Berlin musste ich im Berliner Polizeipräsidium am Alexanderplatz mit ein paar anderen Russen zusammen Fragebögen ausfüllen, um humanitäres Asyl gewährt zu bekommen. Die Frage "Aus welchem Grund haben Sie Deutschland gewählt, und was haben Sie in Deutschland vor?" stand ganz oben auf der Liste. Niemand von meinen Landsleuten hatte eine Idee, wie man diese Frage vernünftig beantworten konnte. Sie waren alle mehr oder weniger zufällig in Deutschland gelandet, weil sie zum Beispiel eine nette deutsche Tante hatten oder einen deutschen Freund, der sie eingeladen hatte. Ein älterer, intelligent aussehender Mann, der Einzige aus unserer Asylantengruppe, der über gute Deutschkenntnisse verfügte, schrieb, er sei ein Bewunderer der deutschen Kultur und Sprache, woraufhin alle anderen diesen Satz von ihm übernahmen.
Mit einer Zweimonatsduldung verließen wir, die frisch gebackenen Deutschkultur-Bewunderer, damals das Polizeipräsidium am Alex. "Zwei Monate müssten euch reichen, um die deutsche Kultur gründlich kennenzulernen", witzelte der zuständige Beamte. Dreizehn Jahre später, als ich hier die Staatsangehörigkeit für mich und meine Kinder beantragte, wurde ich erneut in den unzähligen Formularen mit der gleichen Frage konfrontiert. "Warum Deutschland?", wollte man von mir wissen.
Die jungen Russen und Ukrainer, die sich heute als Au-pair-Mädchen beziehungsweise -Jungs für deutsche Kinder bewerben oder sich zum Studium in Berlin anmelden wollen, füllen ähnliche Fragebögen aus. Sie müssen darin verständlich machen, warum sie unbedingt in Deutschland studieren oder arbeiten wollen und nicht zum Beispiel in Zimbabwe, und was sie an Deutschland besonders schätzen. Die meisten schreiben immer das Gleiche voneinander ab: "Deutsche Ordnung, Pünktlichkeit und Genauigkeit (!) möchte ich lernen. Diese Eigenschaften werden mir auf meinem beruflichen Weg sehr helfen." Als ob sie alle später Polizisten, Zugabfertiger oder Straßenfeger werden wollen.
"Warum müssen die Deutschen unbedingt wissen, was die anderen über sie denken?", fragte mich einmal ein Au-pair-Mädchen, und ich ko Ausländer über Deutschland immer wieder Hitler, das Bier und die Ordnung vor. Wenn die Deutschen im Ausland gelobt werden, dann stets von den Falschen und für Taten, die das Land selbst am liebsten schnell vergessen würde. Die Iren verlieren manch gutes Wort über die Deutschen, weil sie einst England bombardiert haben; die Araber würdigen sie für den Versuch, die jüdische Bevölkerung auszurotten; die Japaner sehen den Deutschen gerne im Fernsehen beim Jodeln zu; und die Russen halten die deutschen Pornofilme für die härtesten der Welt. Ich habe sie selbst nicht gesehen, man hat es mir erzählt.
Die meisten Ausländer schöpfen jedoch ihre Informationen über Deutschland aus alten Kriegsfilmen. Eine Bekannte, die als selbstständige Reiseunternehmerin Touristengruppen durch Berlin führt, erzählte mir neulich, dass sie für die deutschen und ausländischen Gäste zwei völlig unterschiedliche Reiserouten hat. Den Deutschen zeigt sie, wo Marlene Dietrich heiratete und in welcher Kneipe Ringelnatz seine Gedichte schrieb. Auf Englisch erzählt sie, wo Himmler seine Brötchen holte und wo Goebbels' Zahnarzt praktizierte. Diese Informationen entsprechen den alten Filmklischees, die noch immer das Deutschlandbild der Amerikaner, Briten und Franzosen prägen. Der Gerechtigkeit halber muss ich sagen, dass die Filmklischees nicht immer falsch liegen. So hatte ich lange Zeit als leidenschaftlicher Anhänger des amerikanischen Actionkinos eine bestimmte Vorstellung von den Vereinigten Staaten. In meinem Amerika flippten die Bürger ständig aus, sie schossen mit Gewehren um sich, konsumierten tonnenweise Drogen, wurden blitzschnell steinreich oder umgekehrt sauarm, sie fuhren alte und neue Autos zu Schrott, rappten in Gefängniszellen und führten gerne Kriege in fernen Ländern. Nun habe ich Amerika endlich persönlich bereist und kann sagen, meine Klischees haben sich im Wesentlichen bestätigt.

Leseprobe

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