Beschreibung
In Kafkas Romanen gibt es keinen objektiv gültigen Maßstab, mit dem wir die Wahrheit oder Falschheit von Aussagen prüfen können. Die Perspektive der Figuren ist von der eines 'objektiven' Erzählers nicht grundsätzlich verschieden, aber die scheinbare Objektivität enthüllt sich immer wieder als unzuverlässig. Die Aussagen halten den Text in der Schwebe und wir erfahren eher etwas über die Irrtümer der Figuren als verlässliche Informationen. Der Text konfrontiert uns mit einer Vielzahl von Perspektiven und erlaubt uns keinen sicheren Blick auf die Welt im Text. Die Struktur der Romane ist so, dass eine nachträgliche Erklärung nicht geliefert wird, dass also die ideologische Verzerrung der Realität durch den Helden nicht an einem explizit gelieferten Wirklichkeitsmodell gemessen werden kann. Aber das bedeutet nicht, dass der Leser sich in genau derselben Lage wie die Figuren befindet und das Verstehen der Figuren nicht hinterfragen kann. Mit Hilfe von Foucaults Machtbegriff und Agambens Begriff der Profanierung - der politischen Säkularisierung theologischer Begriffe - entwickeln Anette und Peter Horn eine neue Interpretation der Romane Kafkas.
Autorenportrait
Anette Horn ist Professorin der Germanistik an der University of the Witwatersrand. Publikationen zu Jean Paul, Heinrich von Kleist, Rilkes Lyrik, dem Weltbürgertum des 18. Jahrhunderts, zu Nietzsches Begriff der decadence sowie Anna Seghers und der neueren deutschen Literatur. Herausgeberin der Acta Germanica (2002-2009).Peter Horn, 1974 bis 1999 Professor an der University of Cape Town. Honorary Fellowship auf Lebenszeit der University of Cape Town. Seit 2005 Honorary Professorial Research Associate an der University of the Witwatersrand. Zahlreiche Veröffentlichungen u. a. zu Heinrich von Kleist, Paul Celan, Rainer Maria Rilke, Max Frisch, Georg Büchner, Franz Kafka, Bertolt Brecht und zu südafrikanischer Literatur. Vielfach ausgezeichneter südafrikanischer Lyriker.
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